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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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nur Francesco oder nur Amelie jeden Augenblick zurück sein müssten. Und egal, was wir bis dahin besprochen hätten, es wäre in diesem Moment sowieso alles hinfällig, veraltet und total in die falsche Richtung gedacht.
    Wir lassen also Amelie und die Lasagneproblematik links liegen und diskutieren mehr so allgemein in Richtung Frauen und was wir an ihnen beobachten.
    »Warum drehen die meisten Frauen eigentlich immer den Lautstärkeregler runter, wenn sie die Musik ausmachen wollen, statt den Aus- oder Stop-Knopf zu drücken?«
    »Keine Ahnung.«
    »Stimmt aber wirklich. Und wenn man dann am nächsten Tag wieder Musik anmachen will, wundert man sich, warum ums Verrecken nichts rauskommt.«
    »Vielleicht machen sie das, weil der Lautstärkeregler immer der größte von allen Reglern ist?«
    »Na ja, kann auch einfach sein, dass sie die Musik nicht so abrupt abwürgen wollen.«
    »Und wie ist das in der Schweiz?«
    »Exakt genau so. Immrch den Lautstärkereglrch.«
    »Wäre schon spannend, was der Freud dazu sagen würde.«
    »Das war, glaub ich, damals noch nicht so ein Thema.«
    »Auf jeden Fall konnte man sich bei den Radios zu Freuds Zeiten sowieso nicht drauf verlassen, dass der Lautstärkeregler der größte ist.«
    »Stimmt, da war der Frequenzregler immer genau so groß wie der Lautstärkeregler. Das hätte böse ins Auge gehen können, wenn man die verwechselt hätte. Stell dir vor, du willst Stille und reißt den Frequenzregler um 180 Grad rum.«
    »Das macht man nur einmal.«
    »Gut, dass wir drüber gesprochen haben.«
    »Wo wir gerade am Frauenverstehen sind, ich hätte auch noch eine Frage. Folgende Situation: Ich habe eine Freundin und wir sind, sagen wir mal, schon weit über die Flitterwochenphase hinaus…«
    »Dann hast du sowieso schon verloren, hihi.«
    »Jetzt wart doch mal. Also ich sehe, dass meine Freundin etwas falsch macht, und ich weiß, wie es richtig geht. Sagen wir zum Beispiel, sie nimmt immer einen Teller als Unterlage, wenn sie mit unserem guten Messer Gemüse schnibbelt. Wie sage ich ihr, dass das Messer davon stumpf wird, ohne dass sie mich dafür hasst?«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das geht?«
    »Das ist ein Frontalangriff auf ihre Persönlichkeit.«
    »Na ja, mit etwas Kreativität vielleicht?«
    »Du musst einfach jemand anderen dazu bringen, dass er es ihr sagt. Externe Autoritäten werden leichter akzeptiert. Hab ich mal irgendwo gelesen.«
    »Odrch du schaffst es, dass sie denkt, dass sie von selber draufgechrommen ist.«
    »Aber dann ist das Messer doch schon längst stumpf.«
    »Tja, so ist das nun mal.«
    »Nächste Frage.«
    Ich merke, dass Reto irgendwie rumdruckst. Klar, er will was fragen, traut sich aber nicht so richtig. Irgendwie hat er aber so auffällig rumgedruckst, dass es alle schon gemerkt haben. Hätte jetzt noch jemand anderem eine Frage auf den Nägeln gebrannt, hätten wir es vielleicht auf sich beruhen lassen, aber im Moment steht nichts anderes im Raum.
    »Was ist Reto, du wolltest doch was fragen?«
    »Nun, irch weiß nircht so recht…«
    »Komm, spucks aus.«
    »Wir machen nicht alle Tage eine Frauenversteher-Sitzung.«
    »Also es ist schon etwas… intim.«
    Das hätte er besser nicht sagen sollen. Jetzt ist er endgültig im Zentrum der Bühne, und die Leute geben keine Ruhe, bis sie sein T-Shirt haben.
    »Raus damit.«
    »Wir sind ganz Ohr.«
    »Vorher gibts kein Bier mehr.«
    Die ganze Wirkung der kalten Dusche ist verpufft. Reto schwitzt Blut und Wasser.
    »Irch… weiß wirklirch nircht.«
    Tobi hat ein Gesicht aufgesetzt, das er sich nur von Amelie abgeschaut haben kann. Niemand würde es fertigbringen, jemanden, der so dreinblickt, nicht sofort all seine geheimen Sorgen anzuvertrauen, wenn es sein müsste, sogar schriftlich mit doppeltem Durchschlag.
    »Du kannst dabei nur gewinnen.«
    »Also gut. Es… es ist so, mirch gefällt nircht die Form, wie…«
    …
    »Die Form, wie. Sehr gut. Und weiter?«
    »Die Form, wie… sirch meine Freundin ihre Schamhaare rasiercht.«
    …
    Hups.
    Damit hat nun wirklich keiner gerechnet. Aber jetzt sind wir in der Pflicht. Wir haben es aus ihm herausgeleiert, jetzt müssen wir auch versuchen zu helfen.
    »Hm, wie rasiert sich denn deine Freundin ihre Schamhaare?«
    »Nun, grob gesagt… wie ein schmaler Balken.«
    Puh, was für Probleme.
    »Und, hm, was stört dich genau daran?«
    »Er erinnert mirch an den Schnurrbarcht von Adolf Hitlrch.«
    …
    »Hm, soso.«
    »Sozusagen eine Assoziation, die

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