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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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dem Liebesspiel nicht gerade förderlich ist, was?«
    »Überhaupt nircht.«
    »Tja, was macht man da?«
    »Vielleicht besser die Schnurrbartform von Clark Gable?«
    »Ich bitte dich, Clark Gable.«
    »Ich meinte ja nur die Form.«
    »Quer- oder hochkant?«
    »Hochkant natürlich.«
    Reto ist puterrot angelaufen.
    »Oder vielleicht Günter Grass.«
    »Hört mal auf mit den Schnurrbärten. Da liegt doch in Wirklichkeit der Hund begraben. Beim Sex sollte man einfach nicht an Schnurrbärte denken.«
    »Genau. Geschweige denn, sie in der äh… fraglichen Zone vorfinden.«
    »Die Form müsste schmaler oder leicht dreieckig sein.«
    »Oder einfach nur ein zarter Hauch…«
    »Reto?«
    »Nun ja, abrch wie soll irch ihr das sagen?«
    …
    »Tja, schwierig. Da kann man nicht einfach ein Foto aus einer Modezeitschrift zeigen und sagen, hier guck mal, das wär doch auch mal ganz nett…«
    »Da muss man schon mehr über die abstrakte Ebene kommen.«
    »Genau, über die abstrakte Ebene.«
    Irgendwie ist Reto schon echt ein Vogel. Ob es jetzt Madeleine oder Fiona war, von der er sprach, es gibt Frauen, bei denen mosert man einfach nicht groß über die Schamhaarfrisur rum…
    »Ich habs, du fragst sie einfach, ob du ihr die äh… Haare schneiden darfst.«
    »Tobi, ich sags nicht gern, aber geh lieber wieder Quadrokopter basteln.«
    »Hey, ich dachte, das hier ist ein Brainstorming…«
    Hm, mich würde ja wirklich interessieren, ob jetzt Madeleine oder Fiona seine Freundin ist. Aber keiner traut sich zu fragen…
     
    *
     
    Ich weiß nicht, ob wir Reto am Ende wirklich weiterhelfen konnten. Irgendwann plätscherte das Gespräch dann woandershin, und etwas später war Retos Gesichtsfarbe auch fast wieder normal. Nachdem das Gewitter vorbei war, tröpfelten noch ein paar Gäste auf ein spätes Bier herein, womit die Frauenversteher-Sitzung endgültig aufgehoben war. Aber wir sollten so was eigentlich öfter machen. Muss ich mal vorschlagen.
    Amelie und Francesco sind nicht mehr aufgetaucht. Keine Ahnung, ob Gonzo noch mal versucht hat, bei ihr anzurufen. Ich kapier sowieso nichts mehr. Zugegeben, es hat heute Mittag großartig in der Küche gerochen, aber dass eine versaute Lasagne gleich so eine Krise heraufbeschwören kann? Na gut, Tobi hat es schon angedeutet, dass da besser nichts schiefgehen sollte. Der alte Amelie-Fuchs weiß einfach, was Phase ist. Ob Gonzo auch so versagt hätte, wenn er normal bei Kräften gewesen wäre? Ist es jetzt vorbei zwischen den beiden? Muss ich mich schlecht fühlen, wenn ich mich darüber freue?
    Jedenfalls, nur für alle Fälle, und weil ich sowieso gerade nichts anderes lese, schlage ich als Bettlektüre noch mal die »Stecherakademie« auf. Falls ich damit bald in ähnliche Problemsphären gelange wie die, die Reto vorhin angesprochen hat, werde ich gut damit leben können.

Probe
     
    Also ich weiß jetzt nicht, liegt es an mir, oder liegt es am Buch, jedenfalls bin ich irgendwie schon wieder über der »Stecherakademie« eingeschlafen. Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ dafür? Zum Glück stand wenigstens beim Aufwachen nicht wieder Gonzo über mir und las mir daraus vor. Wäre auch schwer gegangen, denn diesmal lag ich mit dem Gesicht mittendrin. Ist mir auch noch nicht oft passiert, so was.
    Erst auf dem Weg zur U-Bahn fällt mir siedendheiß ein, dass ich das Ding ja aus dem Klo gefischt hatte. Bäh. Da wäre bei der Morgentoilette eigentlich schon ein wenig mehr als der übliche zarte Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht fällig gewesen. Gut, das Klo war ja noch so gut wie neu, versuche ich, mich zu beruhigen. Es war ja erst einer drauf gewesen, bevor Julia versucht hat, das Buch runterzuspülen. Die alles entscheidende Frage ist jetzt bloß, hat Francesco groß oder klein…? Aber kann ich ihn das fragen? Schade, dass ich nicht noch mal in die Stasi-Opa-Wohnung reinkann. Das hat er doch bestimmt auch in seinen Abhörprotokollen notiert. Krawanke auf Klo. Kleines Geschäft. Danach zurück in Flur… Oder so ähnlich.
    Am Zeitungsstand sehe ich, dass es eine unerwartete Wende in der Bushido-Theater-Affäre gibt:
     
    Peymann kriegt Unterstützung von Bushidos Rap-Feinden
    Rap-Stars Sido und Fler machen Werbung für Arturo-Ui-Premiere
    Berliner-Ensemble-Geschäftsleitung rechnet mit vollem Haus
    »Der Schritt war richtig.« –
    Menschenrechtler und Schwulenverbände
    stärken Peymann den Rücken
     
    *
     
    Na also. Wäre ja auch ein wenig traurig gewesen, wenn ich morgen allein

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