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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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bisher bei allen Frauen so. Aber ich kann mit dir nicht eine Beziehung beginnen, die auf einer Lüge basiert. Wenigstens hatten wir einen schönen Abend.«
    Wiebke sah in seine traurigen Augen. Wieder erstarb das Gespräch. Die bleierne Stille lastete schwer auf ihr. Dann schüttelte sie unwillkürlich den Kopf. Nein, dachte sie. Ich will ihn. Ich werde doch nicht vor so einer Geschichte kapitulieren. Er ist doch ein toller Mann. Er hat aus beschissenen Verhältnissen das denkbar Beste gemacht. Nein, ich will ihn nicht trotz, sondern sogar wegen seiner Vergangenheit.
    »Ich will dich«, sagte sie. »Ich will es mit dir versuchen.« Es war wohlüberlegt. Sie war überzeugt.
    »Trotzdem?«
    »Trotzdem.«
     
    Als sie aus dem Lokal traten, war es dunkel geworden und empfindlich kalt. Thomas legte seinen Arm um ihre Schultern, und Wiebke genoss seine Nähe und Wärme. Sie schlenderten am Kai entlang. Sie sagten nichts, und trotzdem verband sie eine unausgesprochene Verbundenheit.
    Er brachte sie bis zu ihrer Tür. Sie küsste ihn zärtlich. Dann stellte sie die Frage der Fragen.
    »Willst du noch auf einen Absacker mit rauf?«
    Sie schämte sich augenblicklich für diese Plattitüde. Aber was sollte sie sonst fragen?
    »Nein«, antwortete er überraschend schnell. »Es ist schon nach elf. Ich muss morgen in die Klinik, und meine Patienten haben Anspruch auf einen Arzt mit einem klaren, ausgeschlafenen Kopf.«
    »Natürlich.« Wiebke schluckte. Hoffentlich denkt er nicht, ich wäre so eine Schlampe, die gleich mit jedem ins Bett geht, durchfuhr es sie. Obwohl sie gerne seinen nackten Körper gespürt hätte.
    »Bis morgen«, hauchte er.
    »Bis morgen«, erwiderte sie und schloss die Tür auf. Sie drehte sich um, winkte ihm noch einmal zu und ging die zwei Treppen zu ihrer Wohnung hinauf.
    Minka begrüßte sie mit einem freudigen Mauzen. Die Katze ließ sich kurz kraulen und verschwand dann wieder. Katzen haben ihren eigenen Willen.
    Enttäuscht, allein ins Bett gehen zu müssen, zog sich Wiebke aus. Sie warf ihr Kleid achtlos auf den Boden. Slip und BH folgten auf dem Fuße. Die Schuhe flogen während eines kurzzeitigen Wutanfalls in die Ecke.
    Sie warf sich nackt auf ihr Bett. Erst wie beiläufig und dann immer gezielter wanderten ihre Hände über ihren Körper. Sie stellte sich vor, wie Thomas seine gepflegten und manikürten Hände fordernd auf ihren Busen legte. Wie seine Küsse jeden Quadratzentimeter ihres Körpers erkundeten. Wie er ihre Klitoris massierte. Wie er stöhnte, weil ihre Lippen sein prächtiges Glied umschlungen hatten. Wollust ergriff sie.
    Ihre Gedanken setzten zum Finale an. Er drang in sie ein und vögelte sie. Ihre Hände lagen auf den Backen seines Knackarsches. Sie spürte ihn. Langsam, sich von ganz unten immer mehr aufbauend, kündigte sich ihr Orgasmus an. Jetzt dürfte er sogar »Stutenarsch« sagen. Er ja.
    Mit einem Zucken und unter lautem Stöhnen entlud sich ihre Erregung.
    Bald würden es nicht mehr nur ihre eigenen Finger sein, die sich mit ihrem Körper beschäftigten. Mit diesem Gedanken und einem zufriedenen Lächeln schlief sie ein.

2
     
    »Ich danke dir«, sagte Wiebke.
    »Wofür?«, fragte Günter. »Ich kenne Wolfgang doch nun auch schon ein paar Jährchen. Wir sind seine Freunde.«
    »Ja«, meinte Wiebke gedehnt. »Das sind wir. Und Wolfgang kommt einfach nicht darüber weg. Es ist jetzt fast acht Wochen her, dass Lydia endgültig abgehauen ist. Seither ist er zu nichts mehr zu gebrauchen. Er kommt spät, ist meistens unrasiert und ungepflegt, nicht selten hat er noch dazu eine Fahne. Die Sache geht ihm verdammt nahe. Wir müssen uns um ihn kümmern.«
    »Natürlich. Also am Samstag um sechs bei mir. Ich mache eine Kleinigkeit zu essen. Ich bin zwar kein Bocuse, aber der Hunger wird es schon reintreiben. Dann können wir plaudern. Wolfgang, du und ich.«
    »Und Thomas«, ergänzte Wiebke.
    »Ja, natürlich«, beeilte Günter sich zu sagen. »Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass du inzwischen liiert bist. War dir zu gönnen.«
    »Höre ich da ein bisschen Eifersucht heraus?«, frotzelte sie.
    »Hör mal! Ich kenne dich schon viel länger als der Doc. Wenn ich etwas gewollt hätte, hätte ich ja jede Gelegenheit gehabt, oder?« Günter sprach mit fester, überzeugter Stimme ins Telefon. Wiebke würde seine Leidenschaften nie teilen. Eine Beziehung wäre frustrierend. Für sie. Dann für ihn. Sie wäre von Anfang an auf einer Lüge aufgebaut. Sosehr er sich auch nach dieser

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