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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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vielleicht mal einen Ausflug wert, lieber Herr Kommissar.« Ihm gefiel die Vorstellung, dass sich Lydias Vater gerade ausmalte, wie seine Tochter ihre Brüste geifernden, halb betrunkenen Männern präsentierte. Er labte sich an Wolfgang Frankes ohnmächtiger Wut.
    »Und weshalb haben Sie sich dann mit Christof Lüerßen gestritten?«
    »Cherchez la femme« , sagte Laufmann vieldeutig.
    »Was?« Wolfgang schaute konsterniert und ein wenig dümmlich drein.
    »Frauen. Sie haben sich um eine Frau geprügelt.«
    »Lydia hat auch mit …« Wolfgang konnte es nicht fassen, dass Lydia eine Dreiecksgeschichte mit diesem aalglatten Kneipenbetreiber und einem drogensüchtigen Kleindealer unterhalten haben sollte.
    »Aber nicht doch«, erwiderte Fritjof lächelnd. »Meinen Sie wirklich, ich hätte nur eine Frau? Ehrlich, so toll war Lydia im Bett nun auch wieder nicht.«
    »Scheiße«, sagte Günter im Nebenraum. »Wieder so eine Falle, in die Wolfgang reinläuft.«
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, da war Wolfgang bereits wieder aufgesprungen. Diesmal aber hielt ihn sein Verstand zurück. Er hätte so gern die Visage dieses arroganten Ganoven poliert. In das überlegen lächelnde Gesicht geschlagen. Fritjof Hansen war ein Mann, den nur seine Durchtriebenheit und sein Geld, mit dem er Leute wie Laufmann bezahlen konnte, davor schützten, dahin zu wandern, wo er hingehörte. Er würde ihn nicht kriegen. Christof Lüerßen hatte nämlich in seiner Vernehmung ebenfalls ausgesagt, sie hätten sich um eine Frau geprügelt. Sogar den Namen hatte er genannt.
    »Und um wen soll es dabei gegangen sein?«, fragte Wolfgang. Er hoffte, dass sich Hansen vielleicht in Widerspruch zu Lüerßens Aussage setzen würde. Vielleicht zeigte er eine Unsicherheit.
    »Belinda«, antwortete Hansen wie aus der Pistole geschossen. »Belinda Rietschoten. Wollen Sie die Adresse und ihre Telefonnummer?«
    Wolfgang machte eine verächtliche Handbewegung. »Ich verzichte«, zischte er.
    »War es das?«, fragte Laufmann. Es war eine rhetorische Frage. Natürlich war es das. Für einen Haftbefehl reichten die Verdachtsmomente nicht aus.
    Wolfgang nickte und sagte unter Aufbringung seiner letzten Kräfte: »Sie können gehen, Herr Hansen.«
    Dessen Lächeln war noch breiter und noch dreckiger als gewöhnlich. Er hatte gewonnen. Wie immer.
    Aus einem gehässigen Impuls heraus hielt Fritjof Wolfgang sogar die Hand hin. Überrascht, dass der Kommissar sie nahm, spürte er auf einmal einen schraubzwingengleichen Schmerz. Mit einem Ruck zog Wolfgang Fritjof zu sich heran und zischte ihm ins Ohr: »Das wirst du büßen. Glaube mir. Das wirst du büßen.«
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Laufmann scharf und sog hörbar die Luft ein.
    »Ich habe ihm alles Gute für die Zukunft gewünscht«, sagte Wolfgang ruhig.
    »Dann ist es ja gut. Auf Wiedersehen, Herr Kommissar.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Der Vorhang senkte sich langsam wieder.
    Als die beiden Männer den Verhörraum verlassen hatten, setzte er sich an den verwaisten Tisch, vergrub sein Gesicht in seinen verschränkten Armen und begann bitterlich zu weinen.
    Wiebke und Günter kamen zu ihm in den Raum und versuchten, ihm Trost zu spenden.
    Nicht einmal diesen letzten Dienst konnte er Lydia erweisen. Er fühlte sich als Egoist. Er fühlte sich als Versager. Er fühlte sich schlecht. Irgendetwas musste er doch tun.
    Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, bat Wolfgang Wiebke und Günter, ihn allein zu lassen, und ging an die frische Luft. Dort sah er, wie dieser widerliche Hansen mit seinem Rechtsanwalt gut gelaunt über den Parkplatz lief.
    ***
     
    Sie schritten leichtfüßig zu dem dunkelblauen Jaguar des Anwalts. Als beide im Wagen saßen und Fritjof den wohligen Geruch der Ledersitze des wenige Wochen alten Autos genoss, bemerkte er Laufmanns nachdenklichen Gesichtsausdruck.
    »Ist was, Doc?«, fragte Fritjof betont lässig. »Lief doch alles prima. Sie haben sich Ihr Honorar verdient.«
    »Sicher«, sagte Laufmann und startete den Motor. Der Achtzylinder arbeitete unauffällig im Hintergrund. »Diesen Etappensieg haben wir allerdings nur der Tatsache zu verdanken, dass Franke angeschlagen war. Der Tod seiner Tochter verhinderte ganz offensichtlich, dass bei ihm die Synapsen wie gewöhnlich funktionierten.«
    »Wie meinen Sie das?« Ein Anflug von Furcht huschte über Fritjofs Miene. Nervös wollte er sich eine Zigarette anzünden.
    »Nicht in diesem Wagen«, sagte Laufmann. Er konnte es sich

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