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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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macht ihn nicht weniger verdächtig. Ich weiß noch, wie er damals ausgerastet ist, als die beiden nur zwei Jahre auf Bewährung gekriegt haben.«
    »Solange Wolfgang mit solchen Dingen in Zusammenhang gebracht wird, wird er nie zur Ruhe kommen«, sagte Günter und süßte seinen doppelten Espresso mit zwei Stück Süßstoff.
    »Ich glaube jedenfalls nicht, dass Wolfgang zwei Höllenmaschinen baut, damit er irgendwelche in keiner persönlichen Beziehung zu ihm stehenden Menschen erst quälen und dann durch Explosionen langsam zerstückeln kann. Das traue ich ihm nicht zu. Aber fürs Glauben werde ich nun mal nicht bezahlt.«
    »Was brauchst du nun von mir?«, fragte er.
    »Mein Problem ist, dass ich keine Spur habe. Das Einzige, was wir am Tatort gefunden haben, was auf den Täter hinweisen könnte, war der Umstand, dass die elektronischen Bauteile und der Generator in Wismar gekauft wurden.«
    Günter rührte noch immer in seiner Tasse. »In Wismar, sagst du.«
    »Ja, hast du eine Idee?«
    »Ich weiß nicht.« Seine Unsicherheit war mit Händen zu greifen.
    »Los, spuck’s aus. Ich bin für jeden Strohhalm dankbar.«
    »Ich würde dir empfehlen, mal zu checken, welche Internetforen über deine toten Kinderquäler existieren oder existiert haben. Dann würde ich die am lautesten nach Vergeltung schreienden Teilnehmer überprüfen und denen, die in oder um Wismar leben, auf den Zahn fühlen. Wer so eine Tat begeht, hat ein Mitteilungsbedürfnis. Was liegt also näher, als dass er sich vorher im Netz anonym ausgelebt hat?«
    »Günter, du bist genial«, sagte Wiebke mit einem unbeschreiblich herzerfrischenden Lachen.
    »Gemach, gemach. Das ist nur eine Idee. Wahrscheinlich kommt dabei nichts heraus.«
    »Wenigstens eine Idee. Die hatte ich nicht.«
    ***
     
    »Ich wäre etwas vorsichtiger mit Ihren Anschuldigungen, Herr Franke«, sagte Dr. Laufmann, der die Verteidigung von Olaf Tormann übernommen hatte. »Das letzte Mal, als Sie einen Mandanten von mir verdächtigt haben, er sei kriminell, hat man Ihnen im Anschluss daran einen Mord unterstellt.«
    »Hier ist die Sachlage eindeutig anders«, meinte Wolfgang. »Ihr Mandant ist wegen Menschenschmuggels vorbestraft.«
    »Mein Gott«, sagte Tormann. »Das ist vierzehn Jahre her. Wollen Sie mir diese Jugendsünde denn ewig vorhalten? Ich bin heute ein ehrbarer Transportunternehmer. Ich schmuggele nicht, schon gar nicht Menschen.«
    »Und was machten dann die zwanzig Nigerianer in Ihrem Kühllaster am Brenner?«
    »Mein Fahrer hat wohl der Versuchung nicht widerstehen können und meine bis dahin etwas laxen Kontrollen missbraucht, um sich ein nettes Zubrot zu verdienen. Leider können wir ihn nicht mehr befragen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Wolfgang. »Und Sie sind sicher nicht allzu böse, dass Ihr Fahrer das Zeitliche gesegnet hat, oder?«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu.« Aggressiv lehnte sich Tormann vor. »Sie können mir gar nichts. Und das wissen Sie genau. Außerdem war das ein blöder Unfall. Wenn mein Fahrer nicht tot umgefallen wäre, hätte niemand die Kühlung so weit heruntergedreht. So oder so habe ich damit nichts zu tun. Nehmen Sie das zur Kenntnis.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Das ist mir schnurz. Außerdem, was wollen Sie eigentlich? Waren doch bloß ein paar Neger.«
    Dieser Satz war der entscheidende Satz zu viel. Sein Nervenkostüm war eben nicht mehr belastbar genug für den harten Polizeidienst. Er sah rot, sprang auf und verpasste Tormann zwei Ohrfeigen. Der wollte sich wehren, aber Dr. Laufmann hielt ihn davon ab.
    »Herr Hauptkommissar«, sagte er und lächelte überlegen. »Sie sind so schön berechenbar. Ich habe meinem Mandanten gesagt, dass er nur einen kleinen rassistischen Spruch bringen müsste, und wir hätten wieder genug Stoff, um Sie lächerlich zu machen. Vielen Dank. Ich gehe davon aus, dass damit die Vernehmung beendet ist.«
    Wolfgang nickte. In ihm kochte die Wut. Ein Mann schmuggelte Menschen unter Bedingungen, unter denen nicht einmal Tiere lebend transportiert werden durften. Er brachte sie sehenden Auges in eine tödliche Gefahr und entzog sich feige der Verantwortung, wenn sie sich realisierte. Es müsste jemanden geben, der solche Menschen zur Rechenschaft zöge. Ja, so jemanden müsste es geben.
    »Feiger Dampfplauderer«, hörte er Caroline sagen. »Feiger Dampfplauderer.«
    ***
     
    Günters Idee war ein Volltreffer. Es gab tatsächlich ein Internetforum, in dem ausführlich die grausame Tat der

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