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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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sprechen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nichts Bestimmtes.« Sie blickte Sera, Gesing und Babicz nacheinander an. »Aber sagen Sie mal, was hat das mit dem Müll zu tun?«
    Sera ignorierte die Frage. »Wann haben Sie Herrn Herzberg zum letzten Mal getroffen?«
    »Das weiß ich nicht. Ist jedenfalls schon etwas her, er hat sich schon seit Tagen nicht mehr blicken lassen. Der kommt und geht ja immer zu den unmöglichsten Zeiten. Ich glaube, der hat keine Arbeit mehr.«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas an ihm aufgefallen?«
    »Nein, was sollte mir denn aufgefallen sein?«
    Sie bedankten sich und strebten dem Ausgang zu.
    »Und was wird jetzt mit dem Müll?«
    »Wir kümmern uns darum«, versprach Gesing. Im Auto sagte er: »Ich gebe Frau Herzberg recht, Sera. Das ergibt keinen Sinn.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der Psychologe, der wieder auf dem Rücksitz Platz nahm.
    »Nun, Dr. Babicz, wenn Ihr Verdacht stimmt und Ralf Herzberg für den Mord verantwortlich ist – wie passt der Sohn des Senators dann in dieses Bild?«
    »Sind Sie also der Ansicht, Stalker würden sich ausschließlich am Objekt ihrer Begierde vergreifen?«
    »Nein, aber doch auch nicht an komplett Unbeteiligten! Warum schnappt er sich nicht Frau Herzbergs neuen Freund? Würde das nicht mehr Sinn ergeben?«
    »Im Prinzip schon. Aber ein Stalker kann Macht und Kontrolle über das Objekt seiner Begierde auch indirekt ausüben, indem er sich zum Beispiel – wie Ralf Herzberg – einen alten Bekannten seiner Frau schnappt und die Medienöffentlichkeit benutzt, um psychischen Druck auf sie auszuüben. Und schauen Sie sich das Ergebnis an: Tania Herzberg ist verunsichert. Sie hat Angst. Ihr Leben steht kopf.«
    Gesing hielt vor der Ampel zur Kaiser-Friedrich-Straße. Wieder drehte er am Radio herum. Für eine Weile lauschten sie Tears For Fears. Shout. Shout. Let it all out. These are the things I can do without. Come On.
    Sera grübelte, während sie gedankenverloren mit ihrem iPhone herumspielte. Irgendwann tippte sie eine SMS an Gerry. Komme nachher ins Ernie & Bert. Okay? S.
    Dann schickte sie die Nachricht ab und drehte sich zu Babicz um. »Oder Frau Herzberg lügt!«
    Die Ampel sprang auf Grün. Gesing gab Gas. Sie bogen in die Bismarckstraße ein, in weiter Ferne, noch hinter dem Ernst-Reuter-Platz und der Siegessäule, erstrahlte – nicht sichtbar für sie – das Brandenburger Tor im Scheinwerferlicht.
    »Sie meinen, Frau Herzberg hat eine Affäre mit Frank Lahnstein gehabt?«, fragte Babicz. »Und die hat sie uns verheimlicht?«
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass sie uns etwas verschweigt.«
    »Aber spielt das noch eine Rolle?«, warf Gesing ein. »Frank Lahnstein ist tot und …«
    »Entschuldige, Werner, aber eine Affäre ist ein Motiv für einen Mord. Und uns dies zu verschweigen, nun ja … Wir sollten noch einmal mit ihr reden.«
    »Halten Sie doch bitte an!«, bat der Psychologe plötzlich.
    »Hier?«

73
    »Ja, bitte, dort vor der Deutschen Oper.« Der Wagen stand noch nicht still, da hastete Robert bereits über den Bürgersteig auf das Opernhaus zu, als befände er sich auf der Flucht. Und in gewisser Weise stimmte das sogar.
    Oder Frau Herzberg lügt!
    Was, wenn Tania tatsächlich die Unwahrheit gesagt hatte? Habe Dummheiten gemacht! Wenn sie damit nun nicht, wie von ihm angenommen, ihre Ehe mit Herzberg gemeint hatte, sondern Lahnstein? Warum hatte er selbst nicht die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass sie log? Vielleicht einfach nur, weil er das nicht wollte?
    Er stolperte zum Eingang des quaderförmigen Opernhauses. Scheinwerfer strahlten die Fassade an, vor der wie ein Paillettenkleid ein dünnes Netz mit goldenen Tellerchen im Wind schaukelte. Das Plakat oberhalb der gläsernen Eingangstür pries Die Frau ohne Schatten an, eine Oper in drei Akten von Richard Strauss.
    Die Aufführung war gerade zu Ende gegangen. Leute in vornehmer Abendgarderobe strömten ihm entgegen. Robert drängelte sich an ihnen vorbei ins Innere. Die Kasse war geschlossen. Verkauf bis eine halbe Stunde vor Vorstellung. Enttäuscht kehrte er zum Wagen zurück.
    »Was hatten Sie vor?«, fragte die Kommissarin.
    Gesing fädelte den Passat wieder in den fließenden Verkehr ein. Aus dem Autoradio dudelte Sasha. There she goes, like a miracle on the road.
    »Eine Eintrittskarte kaufen. Eine Dauerkarte. Das versuche ich schon seit Tagen. Aber es ist wie verhext – jedes Mal kommt etwas dazwischen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Kein Problem.«
    Als

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