Kalte Herzen
Polizeimarke.
Leiser beteuerte sie: »Ich bilde mir diese Sachen nicht bloß ein, und ich denke sie mir auch nicht aus.«
Katzka sah sie prüfend an. »Wenn Sie wieder glauben, daß Sie den Van sehen, notieren Sie seine Nummer.«
»Wenn ich glaube, daß ich ihn sehe?«
»Ich werde die Firma Back Bay Installationen anrufen, um mir Dohertys Angaben bestätigen zu lassen. Aber ich vermute, er ist wirklich Klempner.« Katzka blickte in Richtung Wohnzimmer.
Das Telefon klingelte. »Wollen Sie nicht abnehmen?«
»Bitte gehen Sie noch nicht. Ich muß Ihnen noch ein paar Dinge erzählen.«
Er hatte die Klinke schon in der Hand, blieb jedoch stehen und beobachtete, wie sie das Telefon abnahm.
»Hallo?« meldete sie sich.
Eine leise Frauenstimme antwortete: »Dr. DiMatteo?«
Sofort schoß Abbys Blick zu Katzka, der ohne viele Worte zu begreifen schien, daß es wichtig war. »Mrs. Voss?« fragte Abby.
»Ich habe etwas herausgefunden«, sagte Nina. »Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, wenn es überhaupt etwas bedeutet.«
Katzka trat neben Abby. Er hatte sich so schnell und lautlos genähert, daß sie ihn gar nicht hatte kommen hören, und beugte sich zu ihr, um mitzuhören.
»Was haben Sie herausgefunden?« fragte Abby.
»Ich habe ein paar Anrufe gemacht, bei der Bank und bei unserem Steuerberater. Am 23. September hat Victor einen Betrag an eine Firma namens Amity Corporation überwiesen. In Boston.«
»Sind Sie sich bei dem Datum sicher?«
»Ja.«
23. September, dachte Abby. Einen Tag vor Nina Voss’ Transplantation.
»Was wissen Sie über Amity?« fragte Abby.
»Nichts. Victor hat den Namen nie erwähnt. Eine so große Transaktion hätte er normalerweise mit mir besprochen …« Es entstand ein Schweigen. Abby hörte Stimmen im Hintergrund, danach hektisches Geraschel. Dann war Nina wieder am Telefon.
Leise und angespannt flüsterte sie: »Ich muß jetzt auflegen.«
»Sie sagten, es wäre eine große Transaktion gewesen. Wie groß?«
Einen Moment lang herrschte erneut Schweigen in der Leitung, und Abby dachte, daß Nina vielleicht schon aufgelegt hatte.
Dann hörte sie die gehauchte Antwort:
»Fünf Millionen«, wisperte Nina. »Er hat fünf Millionen überwiesen.«
Nina legte auf. Sie hörte Victors Schritte, blickte jedoch nicht auf, als er ins Schlafzimmer kam.
»Mit wem hast du gesprochen?« fragte er.
»Mit Cynthia. Ich habe mich für die Blumen bedankt.«
»Welche Blumen waren es noch mal?«
»Die Orchideen.«
Er blickte zu der Vase auf der Kommode. »O ja. Sehr hübsch.«
»Cynthia sagt, daß sie im Frühjahr nach Griechenland reisen wollen. Vermutlich haben sie genug von der Karibik.« Wie leicht es ihr fiel, ihn anzulügen. Wann hatte das angefangen?
Wann hatten sie aufgehört, einander die Wahrheit zu sagen?
Er setzte sich auf ihre Bettkante, und sie spürte, wie er sie betrachtete. »Wenn du wieder richtig gesund bist, fahren wir vielleicht auch nach Griechenland«, meinte er. »Vielleicht sogar mit Cynthia und Robert. Würde dir das gefallen?«
Sie nickte und blickte auf die Bettdecke. Aber ich werde nie mehr gesund. Und das wissen wir beide, dachte sie.
Sie streckte die Beine unter der Decke hervor. »Ich muß auf die Toilette«, erklärte sie.
»Soll ich dir helfen?«
»Nein, es geht schon.« Als sie aufstand, verspürte sie einen leichten Schwindel. Diese Schwindelanfälle hatte sie in letzter Zeit jedesmal, wenn sie aufstand oder sich auch nur im geringsten anstrengte. Victor gegenüber erwähnte sie sie nicht, sondern wartete nur, bis sie vorbei waren. Langsam ging sie ins Bad.
Sie hörte, wie er den Telefonhörer abnahm. Erst als sie die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, wurde ihr ihr Fehler bewußt. Die letzte Nummer, die sie gewählt hatte, war noch gespeichert. Victor mußte nur auf die Wahlwieder-holungstaste drücken, um herauszufinden, daß sie ihn belogen hatte. So etwas wäre typisch für Victor. Er würde erfahren, daß sie nicht Cynthia angerufen hatte. Er würde herausfinden, irgendwie würde er es herausfinden, daß es Abby DiMatteo gewesen war, mit der sie gesprochen hatte. Nina stand mit dem Rücken an die Badezimmertür gelehnt und lauschte. Sie hörte, wie er den Hörer wieder auflegte. Eine weitere Schwindelwelle erfaßte sie. Sie ließ den Kopf sinken und kämpfte gegen die Dunkelheit an, die ihren Blick zu trüben begann. Ihre Beine schienen nachzugeben, und sie spürte, wie sie zu Boden sank.
Victor rüttelte an der Tür. »Nina,
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