Kalte Herzen
sich!«
Eine Schwester tauchte mit einer Spritze in der Hand auf und nahm die Schutzkappe ab.
Abby bäumte sich gegen ihre Fesseln auf.
»Halten Sie sie fest«, verlangte Wettig. »Verdammt noch mal, schaffen wir es nun, sie ruhigzustellen, oder was?«
Abby wurde an den Handgelenken gepackt und zur Seite gedreht. Ihre linke Pobacke war entblößt.
»Bitte«, flehte Abby und sah zu der Schwester hoch. »Lassen Sie nicht zu, daß er mir weh tut. Sie dürfen es nicht zulassen.«
Sie spürte den Alkohol eisig auf ihrer Haut, dann die Nadelspitze.
»Bitte«, flüsterte sie. Aber sie wußte, es war schon zu spät.
»Alles wird gut«, beruhigte die Schwester und lächelte Abby an. »Alles wird gut.«
Dreiundzwanzig
K eine Bremsspuren auf dem Pier«, meldete Detective Carrier. »Windschutzscheibe zertrümmert, der Fahrer hat allem Anschein nach eine Schußwunde über dem rechten Auge.
Du kennst das Spiel, Slug. Tut mir leid, aber wir brauchen deine Waffe.«
Katzka nickte und starrte müde ins Wasser. »Sag dem Taucher, daß er sie ungefähr dort finden wird, wenn die Strömung sie nicht abgetrieben hat.«
»Du sagtest, du hast acht Schüsse abgefeuert?«
»Vielleicht auch mehr. Ich weiß, daß ich mit einem vollen Magazin angefangen habe.«
Carrier nickte und klopfte Katzka auf die Schulter. »Geh nach Hause. Du siehst aus wie ein ausgewrungener Putzlappen, Slug.«
»So gut?« meinte Katzka und ging zwischen den Männern von der Spurensicherung über den Pier zurück. Der Van war schon vor Stunden aus dem Wasser gezogen worden und stand jetzt am Rand des Containerhofs. Algen hatten sich um die Achsen gewickelt. Wegen der Luft in den Reifen hatte der Wagen sich unter Wasser auf den Kopf gedreht, und sein Dach war in den schlammigen Grund gesunken. Die Windschutzscheibe war schlammbedeckt. Sie hatten bereits festgestellt, daß der Wagen auf das Bayside Hospital zugelassen war. Nach Aussage des zuständigen Managers für Wartung und Anlagen war der Van einer von drei Wagen, die das Krankenhaus betrieb, um Vorräte und Personal zu entlegenen Kliniken zu transportieren. Bis ihn die Polizei vor einer Stunde angerufen hatte, hatte der Manager das Fehlen des Vans noch nicht bemerkt.
Die Fahrertür stand jetzt offen, und ein Fotograf machte Aufnahmen vom Armaturenbrett. Die Leiche war vor einer halben Stunde abtransportiert worden. Der Führerschein hatte den Fahrer als einen Oleg Boravoi, neununddreißig Jahre, aus Newark, New Jersey, ausgewiesen. Sie warteten noch auf weitere Informationen.
Katzka unterließ es tunlichst, sich dem Fahrzeug zu nähern.
Seine Handlungen wurden in Zweifel gezogen, und er mußte sich vom Beweismaterial fernhalten. Er ging über den Containerhof zu seinem Wagen, der außerhalb der Umzäunung parkte, und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Stöhnend vergrub er sein Gesicht in den Händen. Um zwei Uhr war er kurz nach Hause gefahren, um zu duschen und ein paar Stunden zu schlafen. Kurz nach Sonnenaufgang war er wieder auf dem Pier gewesen. Ich bin zu alt für so was, dachte er, mindestens zehn Jahre zu alt. Verfolgungsjagden und Feuergefechte im Dunkeln war etwas für die jungen Füchse, nicht für einen Polizist in den mittleren Jahren.
Jemand klopfte an sein Fenster. Er blickte auf und sah Lundquist. Katzka kurbelte die Scheibe herunter.
»Slug, alles in Ordnung?«
»Ich fahre nach Hause und lege mich ein bißchen hin.«
»Ich dachte, vorher würdest du noch gerne wissen, wer der Fahrer war.«
»Haben wir eine Rückmeldung bekommen?«
»Sie haben den Namen Oleg Boravoi durch den Computer gejagt. Bingo: Russischer Immigrant, kam ’89 in die Staaten.
Letzter bekannter Wohnort ist Newark, New Jersey. Drei Verhaftungen, keine Verurteilung.«
»Was wurde ihm vorgeworfen?«
»Entführung und Erpressung. Die Tatvorwürfe konnten nie belegt werden, weil die Zeugen immer wieder verschwunden sind.« Lundquist beugte sich vor und dämpfte die Stimme zu einem Murmeln. »Du bist gestern abend ein paar echt üblen Gestalten in die Quere gekommen. Die Kollegen aus Newark sagen, Boravoi gehört zur Russen-Mafia.«
»Wie sicher sind sie sich ihrer Sache?«
»Sie sollten es wissen. In Newark hat die Russen-Mafia ihre Basis. Im Vergleich zu den Typen sehen die Kolumbianer aus wie beschissene Rotarier. Die Russen erledigen ihre Feinde nicht nur, die schneiden ihnen vorher zum Spaß auch noch Finger und Zehen ab.«
Katzka runzelte die Stirn und erinnerte sich an die Panik der vergangenen
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