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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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starrte.
    »Katzka?« fragte sie leise. »War es meine Schuld?«
    Er nickte widerwillig. »Den Reifenspuren nach zu urteilen, müssen Sie mit hoher Geschwindigkeit gefahren sein. Dann haben Sie offenbar gebremst, um einem Wagen in ihrer Spur auszuweichen. Ihr Wagen ist gegen die Fahrbahnbegrenzung geprallt und hat sich überschlagen.«
    Sie schloß die Augen. »Lieber Himmel!«
    Es entstand wieder eine Pause. »Ich nehme an, den Rest haben Sie auch noch nicht gehört«, fuhr er fort. »Ich habe mit dem Beamten gesprochen, der den Unfall aufgenommen hat. In Ihrem Wagen wurde eine zerbrochene Wodkaflasche gefunden.«
    Sie öffnete die Augen und starrte ihn an. »Das ist unmöglich.«
    »Abby, Sie können sich nicht erinnern, was passiert ist. Sie hatten gestern abend auf dem Pier ein traumatisches Erlebnis.
    Vielleicht hatten Sie das Gefühl, ein wenig zur Ruhe kommen zu müssen, und da haben Sie sich zu Hause ein paar Drinks genehmigt.«
    »Daran würde ich mich erinnern! Ich würde mich daran erinnern, wenn ich getrunken hätte –«
    »Hören Sie, wichtig ist jetzt vor allem, daß Sie –«
    »Das ist wichtig! Begreifen Sie denn nicht, Katzka? Die wollen mir wieder etwas anhängen!«
    Er rieb sich mit der Hand über die Augen, die fahrige Geste eines übermüdeten Mannes. »Es tut mir leid, Abby«, murmelte er. »Ich weiß, daß es Ihnen bestimmt nicht leichtfällt, das zuzugeben. Aber Dr. Wettig hat mir gerade den Alkoholtest gezeigt. Man hat Ihnen letzte Nacht in der Notaufnahme Blut abgenommen. Sie hatten zwei Komma eins Promille.«
    Er sah sie jetzt nicht mehr an, sondern starrte leeren Blickes aus dem Fenster, als ob es ihm zu viel abverlangen würde, Abby auch nur anzusehen. Sie konnte sich nicht einmal umdrehen, um ihm ins Gesicht zu blicken; die Fesseln erlaubten es nicht.
    Abby riß heftig an den Riemen und verspürte einen stechenden Schmerz an ihren aufgescheuerten Handgelenken, der ihr fast die Tränen in die Augen getrieben hätte. Aber sie wollte nicht weinen. Verdammt noch mal, sie wollte nicht weinen.
    Sie schloß die Augen und konzentrierte sich darauf, ihre Wut zu kanalisieren. Es war alles, was ihr geblieben war, die einzige Waffe, mit der sie zurückschlagen konnte. Alles andere hatten sie ihr genommen. Sie hatten ihr sogar Katzka genommen.
    »Ich habe nicht getrunken«, sagte sie langsam. »Sie müssen mir glauben. Ich war nicht betrunken.«
    »Können Sie mir sagen, wohin Sie um drei Uhr morgens wollten?«
    »Ich war auf dem Weg hierher, ins Bayside. Daran kann ich mich noch erinnern. Mark hat mich angerufen, und ich wollte …«
    Sie hielt inne. »Ist er hier gewesen? Warum ist er nicht hier?«
    Sein Schweigen war eisig. Sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen, konnte jedoch sein Gesicht nicht erkennen.
    »Katzka?«
    »Mark Hodell hat sich noch nicht gemeldet, obwohl man ihn mehrfach angepiept hat.«
    »Was?«
    »Sein Wagen steht nicht auf dem Parkplatz des Krankenhauses. Offenbar weiß keiner, wo er ist.«
    Sie versuchte etwas zu sagen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt, so daß sie nur ein geflüstertes »Nein!« herausbrachte.
    »Es ist noch zu früh, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen, Abby. Vielleicht ist sein Pieper defekt. Wir wissen noch gar nichts.«
    Aber Abby wußte es. Sie wußte es mit einer unvermittelten und niederschmetternden Gewißheit. Ihr ganzer Körper fühlte sich auf einmal taub an, leblos. Ihr war nicht bewußt, daß sie weinte, sie spürte nicht einmal die Tränen, die über ihr Gesicht rollten, bis Katzka aufstand und mit einem Taschentuch behutsam ihre Wangen abtupfte.
    »Es tut mir leid«, murmelte er. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und ließ seine Hand einen Moment lang tröstend auf ihrer Stirn liegen. »Es tut mir so leid«, wiederholte er noch leiser.
    »Finden Sie ihn für mich«, flüsterte sie. »Bitte. Bitte, finden Sie ihn für mich.«
    »Das werde ich.«
    Kurz darauf hörte sie ihn das Zimmer verlassen und bemerkte erst jetzt, daß er ihre Fesseln gelöst hatte. Sie war frei, den Raum zu verlassen. Doch das tat sie nicht. Sie drehte ihr Gesicht in das Kissen und weinte.
    Mittags kam eine Schwester, um den Katheter abzunehmen und ein Tablett mit Essen zu bringen. Abby sah es nicht einmal an. Das Tablett wurde später unangerührt wieder abgeräumt.
    Um zwei Uhr kam Dr. Wettig herein. Er stand an ihrem Bett, blätterte die Bögen ihres Krankenblattes durch und schnalzte mit der Zunge, als er zu den Laborergebnissen kam. Schließlich klappte er das

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