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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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besorgt.«
    »Und jetzt ist Nicholls verschwunden.«
    »Oder sie haben ihn erledigt.«
    Beide verfielen kurz in Schweigen. Dann sagte Abby leise:
    »Mark wird vermißt.«
    »Was?«
    »Kein Mensch weiß, wo er ist. Katzka sagt, sie können nicht mal seinen Wagen finden. Und Mark beantwortet seinen Pieper nicht.« Sie hielt inne und schluckte.
    »O Abby, Abby!« Vivians Stimme erstarb.
    In der nachfolgenden kurzen Stille hörte Abby ein Klicken. Sie hielt den Hörer so fest gepackt, daß ihre Finger weh taten.
    »Vivian?« fragte sie.
    Man hörte ein erneutes Klicken, dann war die Leitung tot.
    Abby legte auf und wollte erneut wählen, bekam jedoch kein Freizeichen. Sie versuchte es über die Zentrale und drückte mehrfach auf die Gabel, aber die Leitung blieb tot.
    Man hatte ihr Telefon abgeschaltet.
    Katzka stand auf dem schmalen Gehweg der Tobin Bridge und starrte in das Wasser weit unter sich. Der Mystic River kam von Westen und mündete in den Charles River, bevor er in den Hafen von Boston und weiter ins Meer floß. Es war ein tiefer Fall, dachte Katzka und stellte sich die Wucht vor, mit der ein Körper auf dem Wasser aufprallte. Ein mit fast hundertprozentiger Sicherheit tödlicher Fall.
    Er drehte sich um und blickte durch den vorbeirauschenden Nachmittagsverkehr auf die gegenüberliegende Seite der Brücke. Im Kopf ging er die hypothetische Folge der Ereignisse nach dem Fall eines Körpers durch. Die Strömung würde die Leiche in den Hafen treiben, zunächst wahrscheinlich unter Wasser, vielleicht sogar dicht über dem schlammigen Grund.
    Die körpereigenen Gase würden sich nach und nach in der Leiche ausdehnen, und zwar im Verlauf von Stunden bis Tagen.
    Das hing von der Wassertemperatur und der Geschwindigkeit ab, mit der sich die Gase bildenden Bakterien in den verwesenden Eingeweiden vermehrten. Irgendwann trieb die Leiche schließlich an die Oberfläche.
    Dann würde man sie finden, nach ein oder zwei Tagen.
    Aufgedunsen und unkenntlich.
    Katzka wandte sich dem Streifenpolizisten zu, der neben ihm stand. Er mußte schreien, um sich bei dem Verkehrslärm verständlich zu machen. »Wann haben Sie den Wagen entdeckt?«
    »Gegen fünf Uhr morgens. Er stand auf der Kriechspur Richtung Norden, gleich da drüben.« Der Streifenpolizist wies auf die gegenüberliegende Seite. »Ein schicker grüner BMW.
    Ich habe sofort angehalten.«
    »Ist Ihnen in der Nähe des BMWs irgend jemand aufgefallen?«
    »Nein, Sir. Er sah verlassen aus. Ich habe die Zulassungsnummer durchgegeben und mir bestätigen lassen, daß er nicht als gestohlen gemeldet ist. Ich dachte, der Fahrer hätte vielleicht einen Motorschaden gehabt und wäre zu Fuß losgegangen, um Hilfe zu holen. So wie er dastand, stellte er jedenfalls eine Verkehrsgefährdung dar. Also habe ich den Abschleppwagen gerufen.«
    »In dem Auto haben Sie keine Schlüssel gefunden? Oder einen Brief?«
    »Nein, Sir, nichts. Er war innen blitzeblank.«
    Katzka blickte wieder auf das Wasser. Wie tief war der Fluß an dieser Stelle wohl und wie schnell die Strömung?
    »Ich habe bei Dr. Hodell zu Hause angerufen, aber niemand erreicht«, berichtete der Streifenpolizist. »Da wußte ich noch nicht, daß er vermißt wird.«
    Katzka erwiderte nichts. Er starrte nur weiter auf das Wasser und dachte an Abby. Was sollte er ihr sagen? Sie hatte in diesem Krankenhausbett so herzzerreißend zerbrechlich ausgesehen, daß er den Gedanken nicht ertragen konnte, ihr einen weiteren Schlag zu versetzen, ihr weitere Schmerzen zuzufügen.
    Ich werde es ihr nicht sagen. Noch nicht, entschied er. Nicht, solange wir keine Leiche gefunden haben.
    Auch der Streifenpolizist sah auf den Fluß hinunter. »Glauben Sie, er ist gesprungen?«
    »Wenn er da unten ist«, sagte Katzka, »dann nicht, weil er gesprungen ist.«
    Das Telefon hatte den ganzen Tag nicht aufgehört zu klingeln, zwei Schwestern hatten sich krank gemeldet, und Stationsschwester Wendy Soriano hatte das Mittagessen verpaßt. Sie war ganz und gar nicht in der Stimmung, eine Doppelschicht einzulegen. Aber da saß sie nun um halb vier Uhr nachmittags mit der Aussicht auf weitere acht Stunden Dienst.
    Die Kinder hatten schon zweimal angerufen. Mammi, Jeff haut mich wieder, Mammi, wann kommt Daddy nach Hause?
    Mammi, dürfen wir die Mikrowelle benutzen? Wir versprechen auch, daß wir das Haus nicht abbrennen. Mammi, Mammi, Mammi!
    Warum nervten sie nicht ihren Daddy bei der Arbeit? Weil Daddys Job so viel wichtiger war.
    Wendy ließ den

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