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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Nähe.
    Ihr Lächeln wurde breiter bei der Aussicht auf warmen Sand und blaues Wasser. Und bei dem Gedanken an Mark.
    »Ich glaube, Mark denkt an sein Boot«, meinte Zwick. »Er wird an Bord heiraten wollen.«
    »Nicht auf dem Boot!«
    »Oh, oh! Das klingt aber endgültig.«
    Sie war gerade damit fertig, den Patienten abzudecken, als Mark, frisch eingewaschen, zur Tür hereinkam. Er schlüpfte in Kittel und Handschuhe und nahm seinen Platz ihr gegenüber am OP-Tisch ein.
    Sie grinsten sich an. Dann zückte sie das Skalpell. Die Gegensprechanlage brummte, und eine Stimme fragte über den Lautsprecher: »Ist Dr. DiMatteo dort drinnen?«
    »Ja, das ist sie«, antwortete eine OP-Schwester.
    »Würden Sie sie bitten, das Einwaschen zu unterbrechen und herauszukommen?«
    »Sie sind im Begriff zu öffnen. Kann das nicht warten?«
    Es entstand eine Pause. »Mr. Parr möchte, daß sie den OP verläßt«, sagte die Stimme dann.
    »Sagen Sie ihm, daß wir operieren!« knurrte Mark.
    »Das weiß er. Aber wir brauchen Dr. DiMatteo hier draußen«, wiederholte die Stimme aus der Gegensprechanlage. »Sofort.«
    Mark sah Abby an. »Geh nur. Ich laß mir einen von den Pflichtassis rufen.«
    Abby trat vom OP-Tisch zurück und zog sich nervös den Kittel aus. Irgend etwas stimmte nicht. Parr würde sie nicht ohne schwerwiegenden Grund aus einer Operation herausrufen.
    Als sie den OP verließ und zum Empfangstresen ging, raste ihr Herz.
    Jeremiah Parr erwartete sie schon, flankiert von zwei Wachmännern und der leitenden Oberschwester. Keiner lächelte.
    »Dr. DiMatteo«, sagte Parr, »würden Sie bitte mitkommen?«
    Abby sah, daß die Wachmänner rechts und links von ihr Position bezogen, während die leitende Oberschwester direkt hinter ihr stand.
    »Worum geht es hier eigentlich?« fragte Abby. »Wohin gehen wir?«
    »Zu Ihrem Spind.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist nur eine Routinekontrolle, Doktor.«
    An diesem ganzen Vorgang war gar nichts Routine. Eingekeilt zwischen den beiden Wachmännern hatte Abby keine andere Wahl, als Parr zum Frauenumkleideraum zu folgen. Die Oberschwester ging zuerst hinein, um sicherzugehen, daß sich niemand sonst dort aufhielt. Dann bat sie Parr und die anderen hinein.
    »Ihr Spind hat die Nummer zweiundsiebzig?« fragte Parr.
    »Ja.«
    »Würden Sie ihn bitte aufschließen?«
    Abby fing an, ihre Kombination einzugeben, brach dann aber ab und drehte sich zu Parr um. »Zuerst möchte ich wissen, worum es hier überhaupt geht.«
    »Es ist nur eine Kontrolle.«
    »Ich denke, aus dem Alter von Schulspind-Inspektionen bin ich inzwischen raus. Wonach suchen Sie?«
    »Öffnen Sie einfach Ihren Spind.«
    Abby sah die beiden Wachmänner und die leitende Oberschwester an, die sie argwöhnisch musterten. Ich kann gar nicht gewinnen, dachte sie. Wenn ich mich weigere, ihn zu öffnen, werden sie denken, daß ich etwas zu verbergen habe. Sie konnte diese bizarre Situation am ehesten entschärfen, wenn sie kooperierte.
    Sie griff nach dem Schloß und stellte die Zahlenkombination ein.
    Parr kam einen Schritt näher, genau wie die Wachmänner. Sie standen direkt neben ihm, als Abby die Spindtür öffnete.
    In dem Spind befand sich ihre Alltagskleidung, ihr Stethoskop, ihre Handtasche, ein geblümter Kulturbeutel für Bereitschaftsnächte und der lange weiße Kittel, den sie zur Visite trug. Sie wollen Kooperation, und sie sollten sie, verdammt noch mal, haben. Abby zog den Reißverschluß des geblümten Kulturbeutels auf und hielt ihn für jeden deutlich sichtbar auf.
    Es war eine Ausstellung intimer weiblicher Toilettenartikel: Zahnbürste, Tampons und Midol. Einer der Wachmänner errötete. Offenbar hatte er seinen Kick für heute bekommen.
    Sie öffnete ihre Handtasche, die ebenfalls keine Überraschung enthielt. Brieftasche, Scheckheft, Autoschlüssel und weitere Tampons. Frauen und ihre besondere sanitäre Veranlagung.
    Die Wachmänner schauten jetzt nervös und ein wenig verlegen drein.
    Abby fing an, die Sache zu genießen.
    Sie stellte die Handtasche zurück in den Spind und nahm den weißen Kittel vom Haken. Im selben Moment wußte sie, daß irgend etwas daran anders war als sonst. Er war schwerer. Sie tastete in die Tasche und spürte etwas Rundes und Glattes, eine Glasampulle. Abby zog sie heraus und starrte auf das Etikett:
    »Morphiumsulfat.« Die Ampulle war fast leer.
    »Dr. DiMatteo«, sagte Parr. »Bitte geben Sie mir das.«
    Sie blickte zu ihm hoch und schüttelte langsam den Kopf. »Ich

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