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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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und sah Abby an. Wir haben miteinander geschlafen, dachten beide.
    »Wir haben gefeiert«, ergänzte Mark.
    »Sie waren die ganze Zeit zusammen?« fragte Parr.
    Mark zögerte. Er weiß es nicht mit Sicherheit, dachte Abby. Er hatte ihre Telefonate verschlafen und sich weder gerührt, als sie um drei Uhr den Raum verlassen hatte, um Mary Allen für tot zu erklären, noch, als sie um vier aufstehen mußte, um eine andere Infusion zu starten. Er war im Begriff für sie zu lügen, und Abby wußte, daß das nicht funktionieren würde, weil er keine Ahnung hatte, was sie in jener Nacht getan hatte. Im Gegensatz zu Parr. Der hatte es von den Krankenschwestern, aus den Notizen und Verordnungen, die sie geschrieben hatten, alle mit genauer Zeitangabe festgehalten.
    »Mark war mit mir im Bereitschaftsraum«, sagte sie. »Aber er hat die ganze Nacht geschlafen.« Sie sah ihn an. Wir müssen bei der Wahrheit bleiben. Es ist das einzige, was mich retten kann.
    »Was ist mit Ihnen, Dr. DiMatteo?« sagte Parr. »Sind Sie die ganze Nacht im Zimmer geblieben?«
    »Ich wurde mehrmals auf eine Station gerufen. Aber das wissen sie doch bereits, oder nicht?«
    Parr nickte.
    »Sie glauben, Sie wissen alles!« fuhr Mark auf. »Dann erklären Sie mir mal, warum Abby das tun sollte? Warum sollte sie ihre eigene Patientin töten?«
    »Es ist kein Geheimnis, daß sie Sympathien für die Euthanasiebewegung hegt«, sagte Susan Casado.
    Abby starrte sie an. »Was?«
    »Wir haben mit den Schwestern gesprochen. Zu einem Anlaß hörten sie Dr. DiMatteo sagen, ich zitiere«, Susan blätterte die Seiten ihres Notizblocks um, ›Wenn das Morphium es ihr leichter macht, dann sollten wir ihr genau das geben. Selbst wenn es bedeutet, daß das Ende ein wenig schneller kommt.‹ Zitat Ende.«
    Susan sah Abby an. »Das haben Sie doch gesagt, oder nicht?«
    »Das hat doch nichts mit Euthanasie zu tun! Ich habe über Schmerzkontrolle gesprochen! Darüber, eine Patientin möglichst schmerzfrei zu halten.«
    »Das heißt, Sie haben es gesagt?«
    »Vielleicht! Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Außerdem war da der Wortwechsel mit Mrs. Aliens Nichte, Brenda Hainey, bei dem diverse Schwestern und auch Mrs. Sperry hier Zeugen waren.« Sie nickte der leitenden Oberschwester zu. Wieder blickte sie auf ihren Block. »Bei dem Streit ging es darum, daß Brenda Hainey den Eindruck hatte, ihre Tante bekäme zu viel Morphium. Dr. DiMatteo war anderer Meinung. Es kam zu Beschimpfungen.«
    Es war ein Vorwurf, den Abby nicht leugnen konnte. Sie hatte mit Brenda gestritten. Sie hatte sie beschimpft. Auf einmal stürzte alles über ihr zusammen, Welle auf Welle. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und sich nicht rühren zu können, während die Wogen sie weiter zu Boden drückten.
    Es klopfte. Dr. Wettig kam herein und schloß behutsam die Tür. Einen Moment lang sagte er nichts. Am Ende des Tisches blieb er stehen und sah Abby an. Sie wartete darauf, daß die nächste Welle über ihr zusammenschlug.
    »Sie sagt, sie weiß von nichts«, informierte Parr den General.
    »Das überrascht mich nicht«, erklärte Wettig. »Sie wissen wirklich nichts über die ganze Geschichte, was, Dr. DiMatteo?«
    Abby sah den General an. Noch nie war es ihr so leicht gefallen, in diese flachen blauen Augen zu blicken. Sonst sah sie dort zu viel Macht, Macht über ihre Zukunft. Aber jetzt sah sie ihn direkt an, entschlossen, ihm zu vermitteln, daß sie nichts zu verbergen hatte.
    »Ich habe meine Patientin nicht getötet«, sagte sie. »Ich schwöre es.«
    »Ich dachte mir, daß sie das sagen würden.« Wettig griff in die Tasche seines Laborkittels und zog ein Nummernschloß hervor, das er auf den Tisch knallte.
    »Was ist das?« wollte Parr wissen.
    »Das ist von Dr. DiMatteos Spind. In der letzten halben Stunde bin ich so etwas wie ein Experte für Kombinationsschlösser geworden. Ich habe einen Schlosser angerufen. Er erklärte mir, daß es ein Modell mit Federverschluß ist. Es ist ein Kinderspiel, es zu knacken. Man muß nur einmal kräftig dagegenschlagen, und es schnappt auf.
    Außerdem steht hier auf der Rückseite eine Nummer, mit der jeder Schlosser die Zahlenkombination in Erfahrung bringen kann.«
    Parr sah das Schloß an und zuckte geringschätzig die Schultern.
    »Das beweist gar nichts. Wir haben noch immer eine tote Patientin. Und das.« Er wies auf die Morphiumampulle.
    »Was ist eigentlich mit euch Leuten los?« fragte Mark. »Seht ihr nicht, was hier vorgeht? Eine

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