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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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werden einrichten müssen, dass die Politik nicht mehr alles regelt. Wenn wir nicht selektiver arbeiten, dann ist das hier alles psychisches Harakiri.« Er nahm noch einen Schluck von dem Rooibush-Tee, unterdrückte einen Würgereflex und angelte unter seinem Schreibtisch unauffällig nach seinen Schuhen.
    »Tja, dann tut es mir leid, dass ich noch ein Problem auf den Haufen obendrauf lege.«
    »Nur zu«, sagte Berg und quälte sich zu einem Lächeln. »Noch ist ja ein Rest Leben in diesem Körper.«
    »Es geht um Frank.«
    »Frank Wilhelm?«
    »Ja. Mir ist aufgefallen, dass er deiner Freundin Eusterbeck zuarbeitet.«
    »Erstens ist sie nicht meine Freundin. Zweitens ist das sein Job. Wo liegt das Problem?«
    »Er liefert ihr haufenweise personenbezogene Recherchen.«
    »Oh Scheiße.«
    *
    Sie setzten sich an einen der Tische etwas weiter hinten in der Kneipe, nebenan ging es zu den Toiletten, wenn die Tür aufging, konnte Natascha von ihrem Platz aus den Kondomautomaten sehen. Frank Wilhelm lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie mit undurchsichtiger Miene an. Sein Walrossschnauzer hing traurig ins Glas, als er trank.
    »Ich habe den Artikel noch einmal gelesen«, begann Natascha, nachdem sie sich ein Bier bestellt hatte. »Erinnern Sie sich noch, was Sie zu mir gesagt haben?«
    Wilhelm antwortete nicht, sondern lauschte, sie unverändert stoisch anblickend.
    »Sie haben gesagt, mit diesem Artikel wären so viele politische Morde verbunden, dass ich auf ganz dünnes Eis geraten würde. Und ich habe Sie gefragt, wie Sie das meinen.«
    Wilhelm nickte. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Rand seines Bartes und raunte: »So wie ich es sagte.«
    »Wissen Sie, jedes Mal, wenn ich den Artikel lese, dann empfinde ich eine Art Bewunderung für die Kanzlerin«, erklärte Natascha. Sie nahm ein zusammengefaltetes Blatt aus ihrer Jackentasche, faltete es auf und las mit leiser Stimme vor: » Vielleicht ist es nach einer so langen und erfolgreichen Karriere und nach so vielen Jahren treuer Pflichterfüllung für die Partei einfach zu viel verlangt, von jetzt auf gleich alle politischen Funktionen aufzugeben .« Sie sah ihn an. »Als sie das geschrieben hat, war sie Bundesschatzmeisterin der Partei und stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag! Ein Niemand im Vergleich zu Brass! Es gehörte ungeheuer viel Mut dazu, ihn so anzugreifen und ihn zum Rücktritt aufzufordern. Gerade erst hatte er eine Reihe von Landtagswahlen gewonnen.«
    »Die Landtagswahlen haben die Landesparteien gewonnen. Er hatte die Bundestagswahl verloren und damit die Macht.« Wilhelm zog die Nase hoch und nahm wieder einen Schluck Bier.
    »Aber es stimmt, was sie geschrieben hat.« Sie zitierte wieder: » Die Menschen – das Volk, aber auch die Partei – hängen an ihm. Es wäre historisch ungerecht, ihn nur durch die Wagenbach-Affäre zu definieren. Für die Staatsanwaltschaft mag das hinreichen, nicht aber für sein Wirken in der Partei .« Natascha sah auf. Wilhelm betrachtete sie nachdenklich. »Ich kenne den Artikel«, sagte er. »Wovon wollen Sie mich überzeugen?«
    »Ich will Ihnen klarmachen, dass ich dahinter nichts sehen kann, was verwerflich wäre. Im Gegenteil: Diese Veröffentlichung war vielleicht die verantwortungsvollste Tat, die die Kanzlerin in ihrer politischen Karriere begangen hat. Sie hat es mit diesem Artikel geschafft, die Partei von ihrem langjährigen Vorsitzenden zu lösen, der sie durch sein Verhalten an den Abgrund geführt hat, vor allem an den moralischen.«
    »Liebe Frau Eusterbeck«, sagte Frank Wilhelm und beugte sich vor, sodass sein Gesicht dem ihren ganz nah kam. Er sprach leise, so leise, dass sie ihn kaum noch hörte. »Sie haben auf eine gewisse, verquere Weise recht. Dieser Artikel war ohne den Hauch eines Zweifels ihr politisches Meisterstück. Aber aus ganz anderen Gründen, als Sie denken.« Er nahm ihr das Papier aus der Hand und zitierte nun seinerseits: » Die Partei muss lernen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen, sie muss genug Selbstbewusstsein haben, eine Zukunft auch ohne ihren Kärrner, wie Walther Brass sich selbst immer genannt hat, zu wagen. Sie muss wieder fliegen lernen, wie ein Junges, das aus dem Nest geschubst wird – und sie muss dennoch zu jenen stehen, die sie großgezogen haben. Ohne schmerzhafte Schnitte und ohne Leiden wird das nicht zu bewerkstelligen sein. Aber Walther Brass wird besser verstehen als alle anderen, wie nötig es ist. « Er sah auf. »Haben

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