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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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schüttelte erneut den Kopf. »Und was soll ich tun?«, fragte er schließlich. »Das Damenprogramm für das Kanzleramt planen?«
    »Natürlich werde ich dich unterstützen. Ich bin ja selbst nicht wirklich eine Insiderin.« Seine Skepsis wurde dadurch nicht geringer, das war offensichtlich. »Ach Henry.« Natascha legte die Hand auf seine. Er kannte die Geste. Sie tat das, was sie in ihrem Wahlkreisbüro tat, wenn sie mit einer Frau zusammensaß, die ihr das Herz ausschüttete. Es sollte Trost vermitteln und die Botschaft: Ich verstehe dich, du kannst dich auf mich verlassen, Hauptsache, du gibst mir deine Stimme. Doch so einfach wollte er sich nicht abspeisen lassen. Tagelang hatten sie sich nicht gesehen, seine Frau nur zu treffen artete zunehmend in einen Staatsakt aus. Sie steckte bis zum Scheitel im Getriebe dieser Politclowns. Und jetzt schien sie ganz den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Komm, trink aus, lass uns gehen. Ich möchte nach Hause.« Ihre Stimme klang brüchig. Jetzt erst bemerkte Henrik Eusterbeck, wie erschöpft seine Frau wirkte. Doch da war noch etwas anderes in ihrem Blick, etwas, das er selten an ihr bemerkte, aber stets erkannte, wenn es da war: Angst.
    *
    »Das ist doch Blödsinn.« Henrik Eusterbeck lief mit nacktem Oberkörper im Schlafzimmer auf und ab.
    »Du sollst im Kanzleramt als Controller eingesetzt werden.«
    »Und in Wirklichkeit deine Kollegen ausspionieren?«
    »Es geht ums Verifizieren von Fakten.«
    »Die du ausspioniert hast.«
    »Du sagst das, als wollte ich Staatsgeheimnisse verraten.« Natascha fuhr sich mit beiden Händen übers müde Gesicht. »Alles, worum es geht, ist, für die Kanzlerin dieser Republik ihr eigenes Haus zu skizzieren. Ich finde, sie sollte wissen, was in dem Laden los ist, den sie regiert.«
    Henrik ließ sich auf den Sessel fallen. »Mag ja sein. Aber so, wie dieser Job konstruiert ist, wirkt die ganze Sache irgendwie schmierig, findest du nicht? Ich meine, hey, sie hätte diese Aufgabe doch ganz einfach einem Team übertragen können, das sich gegenseitig kontrolliert, damit aus einer internen Aufklärung keine zwielichtigen Klüngeleien werden können.«
    »Das hat sie doch, Henrik.« Natascha stand auf und ging zu ihm, fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. »Dir und mir. Wir sind das Team.«
    »Aber findest du nicht, dass das sehr nach Gewissenskonflikten riecht? Ich meine, wenn die Frau Staatssekretärin ihren eigenen Mann beauftragt, im Kanzleramt herumzuschnüffeln, dann …«
    »Das tut sie nicht. Erstens kommt der Auftrag nicht von mir, sondern vom Chef des Bundeskanzleramts. Und der beauftragt dich nicht, weil du mein Mann bist, sondern weil du als Unternehmensberater im IT -Sektor genau die Spezialisierung hast, die das Controlling momentan braucht.«
    »Müsst ihr das nicht ausschreiben?«
    »Dafür ist der Auftrag nicht groß genug. Wir müssen auch nicht jede Lieferung Bleistifte ausschreiben.« Sie setzte sich auf seinen Schoß. »Und die Idee, statt auf Kontrolle auf Vertrauen zu setzen, finde ich nicht schlecht. Ich habe sie ja gefragt: Warum mein Mann? Und weißt du, was sie gesagt hat: weil er Ihr Vertrauen genießt. Und Sie seines. Das fand ich ziemlich passend.« Natascha spürte, wie Henriks Widerstand schmolz, während andere Dinge sich an ihm regten. Sie küsste ihn zärtlich, dann heftiger, ehe sie ihn, seine Erektion fest mit der Hand umschließend, zum Bett führte und sich ihm hingab, endlich, nach so vielen Tagen.
    *
    Henrik Eusterbeck war ein leidenschaftlicher Liebhaber. Er mochte das Gefühl, eine Frau glücklich zu machen, es machte ihn an. Natascha war das beste Beispiel dafür. Wenn sie stöhnte, pumpte sein Herz immer noch etwas kräftiger. Sie war die starke Frau an seiner Seite. Doch wenn sie im Bett lagen, dann war er es, der das Tempo bestimmte und die Gangart. Und Natti ließ ihn gewähren und genoss dieses Spiel. Und doch war es in dieser Nacht anders gewesen. Henrik hatte es genau gespürt: Sie war nicht ganz da gewesen. Ja, sicher, sie hatte ihm nichts vorgespielt. Aber sie hatte sich auch nicht wirklich fallen lassen. Henrik stand am Fenster und sah hinaus in die Nacht, die sich langsam dem Ende zuneigte. Immer noch oder schon wieder hing eine Dunstglocke über Berlin. Unten lungerten ein paar Jugendliche herum, die man vermutlich aus den letzten noch geöffneten Bars hinausgeworfen hatte. Gegenüber blinkte ein Baukran. Natti lag im Bett und schlief. Unruhig. Aber sie schlief. Vermutlich war es ein

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