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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Fuß die Willy-Brandt-Straße hinab Richtung Tiergarten. Sie zögerte kurz, ob sie Henrik noch mal anrufen sollte, aber es würde besser sein, ihn zu Hause zu treffen. Wahrscheinlich war er gerade richtig geladen, weil ihn die Wachleute des Kanzleramts unsanft des Platzes verwiesen hatten.
    Es war eine klare Nacht, und zum ersten Mal spürte Natascha, dass es kühler wurde. Jetzt erst merkte sie, dass sie keinen Mantel dabeihatte, sondern nur ihr Kostüm trug, in dem sie den ganzen Tag in aufgeheizten Räumen gewesen war. Der Sommer neigte sich dem Ende zu. Natascha hatte das Gefühl, seit Monaten ununterbrochen zu arbeiten. Dabei waren es gerade ein paar Tage. Sie ertappte sich dabei, wie sie laut auflachte: Parlamentarische Staatssekretärin, das war nach landläufiger Meinung ein unbedeutender Posten, auf dem man leicht Staub ansetzen konnte. Sie erinnerte sich an einen Grünen-Politiker, der sich über die eigene Bedeutungslosigkeit und Unterforderung beklagt hatte. Unterforderung, und sei es nur für eine Stunde, hätte Natascha bereits nach diesen wenigen Tagen mit ihrem kleinen Finger belohnt.
    Ein Taxi kam auf der gegenüberliegenden Fahrbahn auf sie zu. Sie trat an den Fahrbahnrand und winkte. Doch der Fahrer hatte einen Gast und beachtete sie nicht. Stattdessen bremste ein Fahrzeug neben ihr ab und rollte neben ihr her, während sich die Scheibe auf der Beifahrerseite senkte. »Guten Abend, Süße!« Ein Mann um die fünfzig beugte sich herüber. »Schon was vor heute Abend?«
    Natascha beschleunigte ihre Schritte und wechselte an den anderen Rand des Bürgersteigs. Sie versuchte, den Mann zu ignorieren. Doch der schien damit gerechnet zu haben. »So eine schöne Frau sollte so spät am Abend nicht allein sein.« Er trat aufs Gas, ohne dass der Wagen schneller gefahren wäre. Nur der Motor knurrte aggressiv. »Wo willst du denn hin? Ich fahre dich!«
    Natascha sah ein weiteres Taxi entgegenkommen und hob ihren freien Arm weit über den Kopf, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch auch diesmal hatte sie Pech. Sie holte ihr Handy raus und wählte Henriks Nummer. »Hören Sie«, fauchte sie den Mann an, während die Verbindung aufgebaut wurde. »Lassen Sie mich in Ruhe, ja? Ich rufe jetzt die Polizei.«
    »Und was sagst du denen? Dass dich der böse Onkel nach Hause bringen wollte, damit dir nichts passiert? Na, da werden die aber mächtig böse auf den Onkel sein.«
    Natascha blieb stehen und versuchte sich zu orientieren. Zurückzugehen war sinnlos. Dafür hatte sie sich zu weit vom Kanzleramt entfernt. Das Brandenburger Tor war nur noch zweihundert Meter entfernt. Von da an würde sie in Sicherheit sein. Sie konnte ins Adlon gehen und … Verdammt, warum kam die Verbindung mit Henrik nicht zustande? »Okay«, sagte sie. »Sie wollen dringend Ärger, ja? Ich bin Staatssekretärin. So schnell können Sie nicht mal wenden, wie die Polizei für mich da ist.«
    »Staatssekretärin? Wunderbar! Ich bin der Bundeskanzler. Da können wir doch eine spitzen Koalition machen. Sagt man so? Oder heißt es Kopulation?«
    »Sie sind betrunken. Das wird die Polizei ganz sicher interessieren. Oh Henrik!« Gerade hatte sie den Anruf abbrechen und tatsächlich die Polizei rufen wollen. »Gott sei Dank, dass ich dich erreiche. Du musst mich abholen.« Sie drehte sich weg von der Straße. »Irgend so ein Verrückter verfolgt mich … Nein, mit dem Auto … Doch. Ich bin zu Fuß unterwegs. Entschuldige, dass es so lange gedauert hat.« Ein Hupen riss sie aus der Illusion von Sicherheit, die ihr Henriks Stimme gab. »Schlampe!«, fluchte der Fahrer des Wagens und ließ die Fensterscheibe wieder hochfahren, während er das Gaspedal durchtrat und ein paar Herzschläge später schon in der Berliner Nacht verschwunden war.
    »Henrik? … Bitte, hol mich ab. Ich bin im Adlon.«
    *
    »Sie will dich.«
    »Sie will was?« Henrik stellte sein Glas ab und sah sie ungläubig an.
    »Dich, Henrik. Das hat sie mir unmissverständlich gesagt. Ich bin nur dazu da, damit du unauffällig arbeiten kannst.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn! Ich meine, ich kenne diesen Politikbetrieb doch nicht einmal richtig. Was erwartet sie sich von jemandem, der gar nicht weiß, wie es in so einer Behörde zugeht?«
    »Den dritten Blick.«
    »Den dritten Blick?«
    »Du bist ein Außenstehender. Wer nicht in einem Bild ist, kann besser erkennen, was es darstellt. Er hat einen besseren Überblick.«
    Henrik schüttelte den Kopf, nahm einen Schluck von seinem Bier,

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