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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Details aus dem Fernen Osten – hatte der Tag noch nicht produziert, die zweite Mappe musste schon in der Produktion sein.
    Sie traf die Chefin des Pressedienstes mit ihrem Stab an. Britta Paulus hatte ihre Hiwis um sich geschart, alle smarte Kommunikationswissenschaftler, dazwischen ein reichlich aus der Form gegangener Anfangsechziger mit Walrossschnauzer, der eher nach Souschef in der Kanzlerküche aussah als nach Pressemann. Sie alle standen in Paulus’ Büro, einem Glaskubus innerhalb der Redaktion im Keller des Kanzleramts. An den Wänden hingen Zeitungsaufmacher, der Raum wurde von wenig kunstvoll verarbeiteten Neonröhren erleuchtet, überall flimmerten Bildschirme, tickerten Faxgeräte und ratterten Drucker, im hinteren Teil des Büros standen an einem langen Tisch ein paar junge Leute, die Papier sortierten, offensichtlich Meldungen aus der Presse.
    »Die Unbestechlichen?«, grüßte Natascha grinsend.
    »Das wollen wir hoffen«, erwiderte die Paulus und nahm ihre Kaffeetasse in die andere Hand, um ihr die rechte hinzuhalten. »Nett, dass Sie hier vorbeikommen. Kann mich nicht erinnern, dass das schon mal einer der Staatssekretäre getan hätte.«
    »Oh, ich habe ja mal ein paar Semester Journalismus studiert. Es interessiert mich also. Außerdem habe ich den Job, mir alles anzusehen und Strukturvorschläge für die Abstimmung zwischen den Abteilungen zu machen.« Sie hob entschuldigend die Schultern.
    »Klingt, als sollten wir vorsichtshalber einen Betriebsrat gründen.«
    Natascha spürte, wie die Umstehenden sie musterten. Natürlich fragten sie sich nun alle, ob sie überhaupt das Format hatte, irgendetwas zu bewegen in diesem Moloch. Erfahrenere scheiterten an solchen Aufgaben. Täglich. »Machen Sie mal«, antwortete Natascha launig. »Aber zuerst erklären Sie mir ein wenig, wie das hier läuft?«
    »Klar. Also, erst mal die Leute: Was Sie hier sehen, ist der engere Mitarbeiterkreis. Die jungen Kolleginnen und Kollegen hier leiten die Bereiche Innen, Außen, Wirtschaft und Sonstiges. Frank Wilhelm ist mein Chef vom Dienst, das heißt, er vertritt mich, wenn ich nicht da bin, und ist der heimliche Machthaber in diesen heiligen Hallen.« Sie deutete auf das Walross. Natascha reichte ihm die Hand und nickte den anderen freundlich zu. Britta Paulus nickte ebenfalls in die Runde, die sich sogleich auflöste, dann winkte sie Natascha, ihr zu folgen. »Ich zeige Ihnen, wie wir arbeiten.« Sie verließen den Glaswürfel und gingen durch die Reihen von Schreibtischen. »Hier scannen wir die in- und ausländische Presse nach wichtigen Meldungen. Wir haben nicht nur an die zweitausend Google-Alerts eingerichtet, sondern alle Suchmaschinen synchronisiert und natürlich alle Presseagenturen gebucht: DPA , AFP , Reuters, Bloomberg und so weiter …« Sie legte im Vorbeigehen die Hand auf einen großen lichtgrauen Kasten, mit dessen Gebläse man sich die Haare hätte föhnen können. »Die Meinungsseiten scannen wir separat, weil sonst keiner mehr durchblickt.« Britta Paulus nickte nach links, wo die bläulich reflektierenden Gesichter mehrerer Mitarbeiter sichtbar wurden. »An den Tischen hinten werden die Clippings gemacht, also die Mappen, die Sie bestimmt schon bei der Kanzlerin oder bei Herrn Steiner gesehen haben.«
    »Bekommen die Staatssekretäre keine Pressemappen?«
    »Wenn Sie das möchten, sicher. Dr. Frey bekommt ein Clipping. Zugeschnitten auf seine Bereiche«, fügte die Paulus an. Unterschwellig hörte Natascha heraus, dass ein solches Clipping für einen so diffusen Arbeitsbereich wie ihren völlig sinnlos war. »Und Sie selbst? Bekommen Sie auch ein Clipping, wenn Sie morgens ins Büro kommen?«
    »Ich bekomme alle Mappen auf den Tisch. Kein Mitglied der Regierung wird mit Informationen gefüttert, ohne dass ich den Vorkoster spiele.« Die Pressechefin blieb stehen und legte, vielleicht ein wenig zu vertraulich, ihre Hand auf die Schulter eines Mitarbeiters, der an seinem Schreibtisch saß und ihnen den Rücken zuwandte. »Und hier ist die Abteilung für Übersetzungen. Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch natürlich und Arabisch. Wir überlegen, noch eine Übersetzerin für Chinesisch zu engagieren.« Der Mitarbeiter sah auf und nickte Natascha zu, die ihm ein liebenswürdiges Lächeln schenkte, sich aber sogleich wieder der Paulus zuwandte. »Ich meinte: ein eigenes Clipping, eines, das nur für Sie gemacht wird.«
    Die Pressechefin zögerte kurz, dann nickte sie und

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