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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Und dann bin ich auch wirklich nur für euch da! Gib ihr einen dicken Schmatz von mir. Und Davie auch.«
    »Sie wollte wissen, wann du wieder im Fernsehen kommst, David.« Silvie Berg schluchzte. »So weit ist es schon gekommen. Deine eigenen Kinder betrachten dich als Fernsehstar. Nicht mehr als ihren Vater. Du bist so weit weg für sie wie irgendein Musiker oder ein Showmaster.«
    David Berg schwieg. Und seine Frau schwieg. Sie schwiegen lange. Dann sagte er: »Du hast recht, Silvie. Es tut mir leid.«
    *
    Zu ihrer Überraschung war die Wohnung nicht kalt und leer. Henrik begrüßte sie mit einem süffisanten Grinsen und einem überraschend leidenschaftlichen Kuss. »Sind Sie die heiße Brünette aus dem Fernsehen?«
    »Oh Gott, sag nicht, dass mein Top peinlich war.«
    »Nie im Leben«, witzelte Henrik. »Du sorgst endlich für mehr Transparenz in der Politik. Das habe ich doch schon immer gefordert.«
    Sie schnappte nach Luft und stürmte ins Badezimmer, wo sie sich vor den Spiegel stellte und von allen Seiten kritisch prüfte: Trug sie einen schwarzen BH , der durch das helle Top zu sehen war? Nein. Es war absolut nichts zu sehen. Gut, der Stil passte definitiv besser zu einem Auftritt im Strandfernsehen als in den Abendnachrichten. Aber sonst: keine unpassenden Ein- oder Durchblicke, kein Fleck, kein sonstiger Makel. Sie grinste, ging zurück ins Wohnzimmer und verpasste ihrem Mann eine sanfte Ohrfeige, ehe sie sich zu ihm setzte und fragte: »War ich gut?«
    »Brillant!«
    *
    Das Presseclipping lag, wie jetzt jeden Morgen, auf ihrem Schreibtisch, als hätte man es mittels Lasertechnik auf die Kanten und Winkel ausgerichtet. Petra Reber war noch nicht da, es musste also der Bote des Bundespresseamtes oder einer der Hausboten so hingelegt haben. Die Mappe der Kanzlerin, dachte Natascha. Genau dieses Clipping findet sie auch vor, wenn sie an ihren Schreibtisch kommt. Irgendwie war es ein komisches Gefühl, das sie dabei empfand. Erst nach einer kleinen Weile wurde ihr bewusst, dass es das völlig ungerechtfertigte Gefühl von Macht war. Denn natürlich bekam die Kanzlerin neben diesen Informationen über den Zustand der Welt noch ganz andere Informationen – solche, die niemals auf ihren, Nataschas Schreibtisch gelangen würden. Geheimdossiers, Sicherheitsberichte, geheimdienstliche Mitteilungen, streng vertrauliche Diplomatie ... Alles, was im Unsichtbaren wirkte und auch dortbleiben wollte.
    Vorn in der Mappe lag ihr persönliches Presseclipping, also alles, was es seit gestern an neuen Veröffentlichungen über sie gab. Tatsächlich hatte sie mehr erwartet. Nach dem Interview im ZDF hätte zumindest ein Teil der Presse sie erwähnen können. Stattdessen tauchte ihr Name zwar in zwei Artikeln auf, die sich aber beide mit dem Moderator Carl Haussmann beschäftigten und – der eine lobend, der andere hämisch niederschreibend – seine Art zu interviewen behandelten. Beides allerdings nur Internetveröffentlichungen. Natürlich, für die Printausgaben war der Auftritt gestern zu spät gewesen. Wenigstens erwähnte auf diese Weise niemand ihr unpassendes Outfit.
    Sie blätterte durch, was die Kanzlerin zu lesen bekam, nickte anerkennend ob der Fülle von Themen und Material, aber auch ob der Arbeit des Pressedienstes. Britta Paulus und ihr Team verstanden ihr Handwerk, das war offensichtlich. Obwohl es ein üppiges Konvolut von Artikeln, Mitschriften und Ausdrucken war, war nichts Irrelevantes dabei. Ganz hinten in der Mappe befanden sich in einer Klarsichthülle mehrere ältere Artikel und Informationen zu Finanzminister Rau, Johann Feldmann von der Nationalbank, Marcus Frey und anderen. Offenbar hatte Petra sie beim Archiv des Bundespresseamts angefragt. Auf einem Post-it stand: »Gruß, Wilh.«
    Natascha legte die Mappe weg, fuhr ihren Computer hoch und holte die Mails ab. Einen Moment glaubte sie, wieder eine Drohnachricht bekommen zu haben, weil sie das Wort Prinzessin vor ihrem Auge aufschimmern sah. Doch dann war es nur ein Link, den ihr David Berg mit einem Smiley weitergeschickt hatte: »Souveräner Auftritt der Polit-Prinzessin«. Ein kleiner Beitrag in einem Politik-Blog, den ein ehemaliger ARD -Washington-Korrespondent führte. Belanglos, aber immerhin freundlich, auch wenn solche Begriffe gefährlich waren. Zu leicht setzten sie sich in den Köpfen der Menschen fest, und man wurde sie nie wieder los. Und »Polit-Prinzessin« war sicher nicht der Stempel, den Natascha Eusterbeck haben wollte.
    Sie

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