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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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nahm ihr Notebook heraus und startete es. Petra Reber knallte nebenan ihre Tasche auf den Tisch. »Morgen! Du bist schon da?«
    »Eine muss hier ja was tun«, sagte Natascha und musterte ihre Mitarbeiterin und Freundin ironisch.
    »Schon klar. Ich schäme mich auch, weil ich nach dir gekommen bin, okay?«
    »Okay«, erwiderte Natascha. »Wenn du uns einen Kaffee besorgst.«
    »Klar, Chef.« Sie hängte ihren Mantel weg und ging, um Kaffee zu holen. Natascha sortierte ihre Unterlagen und klickte sich in die Mails, die sie auf ihrem privaten Laptop bekommen hatte. Berufliche. Halb private. Diverse Newsletter. Zweimal Henrik. Die ZDF -Redaktion, die sich bedankte … und – als Letztes – »Die Pupille«. Also doch. Natascha hatte es geahnt. Mit klopfendem Herzen rief sie die Nachricht auf:
    Von: Die Pupille
    An: [email protected]
    Betreff:
    Text: WIE WÄRE ES MAL NACKT VOR DER KAMERA, PRINZESSIN?
    Petra Reber stand in der Tür. »Du siehst aber auch aus, als wenn du einen Kaffee gut brauchen könntest. Hier.« Sie stellte eine Tasse vor Natascha hin. Natascha aber stürzte hinaus auf den Flur und gegenüber in eine der Toiletten und übergab sich ins Waschbecken.
    *
    »Nette Nachrichten, die Sie da schreiben.«
    »Haben Sie mal wieder spioniert?«
    »Ich habe mich nur um meine Aufgaben gekümmert.«
    »Was Sie so Ihre Aufgaben nennen.«
    »Einer muss ja die Dinge im Auge behalten. Besonders jetzt.«
    »Besonders jetzt? Wissen Sie etwas, was ich nicht weiß?«
    »Es gibt da ein delikates Problem in der Abteilung Ihres Kollegen. Er ist mal wieder in eine Venusfalle getappt.«
    »Das ist sein Problem. Er kann den Hosenstall und die Klappe nicht geschlossen halten. Wie schlimm ist es?«
    »Hält sich in Grenzen. Wir haben Venus schon aus dem Verkehr gezogen.«
    Die Aufzugtür öffnete sich, eine Gruppe von Mitarbeitern ergoss sich in den Flur vor der Tiefgarage. Wenige Augenblicke später war es wieder still. »Aber zurück zu unserer neuen Staatssekretärin: Sie sollten sie nicht zu sehr erschrecken.«
    »Haben Sie Angst, sie wirft hin?« Ein leises Lachen. »Mir scheint fast, sie gefällt Ihnen.«
    »Glauben Sie das im Ernst? Oder wollen Sie davon ablenken, dass sie Ihnen gefällt?«
    Die Stille war beinahe greifbar. »Machen Sie keine schlechten Scherze. Sie wissen genau, dass sie nicht mein Typ ist. Außerdem geht Sie mein kleines Privatvergnügen überhaupt nichts an. Das bleibt unter uns, verstanden?«
    »Ich bin verschwiegen wie ein Grab. Ich möchte nur, dass Sie vorsichtig sind. Solche Spielchen können böse enden.«
    »Machen Sie sich darüber mal keine Sorgen. Und, ja, seien Sie verschwiegen wie ein Grab.«
    »Wie ein Grab.« Erst als die Tür zuging und er allein war, ergänzte er: »Bis die Leiche exhumiert wird.«
    *
    Natascha klappte das Buch zu. Der Bankier Albert Ritter . Es war gut geschrieben und exzellent recherchiert, Berthold Hagen war ganz ohne Frage ein ausgezeichneter Journalist. Und Ritter war eine schillernde Figur seiner Zeit gewesen. Aber so widersprüchlich er auch war, so herausragend war er als Figur im Machtspiel der Brass’schen Republik. Praktisch zeitgleich mit dem Altkanzler war er in einflussreiche Positionen vorgestoßen. Und was Brass für die Politik war, war Ritter de facto für die Wirtschaft.
    Was Ritter vor allen anderen Bankern und Wirtschaftskapitänen seiner Zeit auszeichnete, war offensichtlich, dass er anders denken konnte. »Er bemühte sich stets darum, nicht nur ausgetretene Pfade zu begehen, sondern neue Wege zu suchen.« So hatte es Hagen zitiert von einem engen Mitarbeiter Ritters. Natascha war nicht überrascht, dass es manchen Namen aus der Riege der ihn umgebenden Politiker gab, den sie gut kannte. Alexander Rau etwa oder Gero Mai. Aber dass sie sogar zwei der Banker persönlich kannte, die in dem Buch zitiert wurden, damit hätte sie nicht gerechnet. Johann Feldmann, einen der Nachfolger Ritters, hatte sie kürzlich kennengelernt. Und ebenso Lars von Wintersleben, der hier zitiert wurde. Der aufdringliche Möchtegern-Charmeur vom Galadiner zu Ehren Feldmanns war damals Assistent von Ritter gewesen. Schon eigenartig, wie die Dinge miteinander zusammenhingen.
    Überhaupt schien ihr Wintersleben außergewöhnlich gut vernetzt, gerade im Kanzleramt. Sie hatte nachgesehen: Er war nicht über Feldmanns Wunschzettel auf die Einladungsliste gekommen, sondern aus dem Kanzleramt eingeladen worden. Also hatte er im Hause Gönner, vielleicht Förderer.

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