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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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völlig unterschiedlichen Realitäten und eigenen Naturgesetzen. Manchmal werden diese Gesetze gebrochen, und die Dinge schwappen von einer Ebene auf die andere. Dann können wir nur hoffen, dass ein Abgesandter der ersten Ebene das Durcheinander auf der zweiten beseitigt, denn sonst ist die Hölle los.«
    Joe war baff. »Nate …«
    »Ich weiß. Dafür haben wir keine Zeit. Aber der Bär lebt jetzt bei mir, bei meiner Hütte. Wir verständigen uns.«

    Das Funkgerät krächzte. Es war Wendy aus der Zentrale.
    »Ein Angler hat eben ein Auto mit Wohnwagen gemeldet, auf die die Beschreibung von Fahrzeug und Hänger des Verdächtigen zutrifft. Es steht auf einem öffentlichen Zeltplatz.«
    Joe und Nate tauschten einen Blick, und Joe pflückte das Mikro aus der Halterung.
    »Hier ist Joe Pickett, Wendy. Es gibt sechs öffentliche Zeltplätze
am Oberlauf des Twelve Sleep River. Wissen Sie, um welchen es sich handelt?«
    Sie zögerte kurz. »Der Angler hat das fragliche Gespann an der Pick Pike Bridge gesehen.«
    Das war das letzte öffentliche Campinggelände vor dem Bundesforst. Es hatte nur vier, fünf Stellplätze und lag tief zwischen den Bäumen. Außer einem Plumpsklo und einem Tisch zum Ausnehmen der Fische gab es dort nichts. Da das Areal in dichtem Wald und nah am Fluss lag, war es ein hervorragendes Versteck. Joe hatte dort mehr Anglern wegen Überfischung einen Strafzettel aufs Auge gedrückt als irgendwo sonst am Twelve Sleep River, weil immer wieder Leute annahmen, niemand würde sie dort ertappen.
    »Ich bin in einer Viertelstunde dort«, sagte er. »Sind weitere Streifenwagen in der Nähe?«
    »Der Sheriff ist unterwegs«, erwiderte Wendy.
    »Genau«, mischte Barnum sich ein. »Sichern Sie die Ausgänge und warten Sie auf die Kavallerie.«
    Die Ausgänge sichern? Joe sah Nate an. »Sheriff, von der Bighorn Road gibt es nur eine Zufahrt, aber von beiden Seiten des Flusses führen mindestens vier alte Waldwege dorthin. Das macht fünf Ausgänge.«
    »Dann folgen Sie Ihrer Intuition«, meldete sich nun auch Portenson zu Wort. »Ich übernehme die Sache, Sheriff, und Sie gehorchen mir.«
    Joe war erleichtert, dass der FBI-Mann die Leitung übernahm.

    Die Straße führte über einen salbeibestandenen Hügel, sie sahen Fluss und Zeltplatz vor sich im Tal liegen. Joe verlangsamte das Tempo, um sich die Topografie zu vergegenwärtigen.
Der Twelve Sleep River schimmerte golden in der Abenddämmerung und wich als spiegelverkehrtes C von einer flussaufwärts gelegenen Felswand zurück, ehe er in einer weiteren Biegung zwischen dichten Pappeln verschwand. Der Zeltplatz lag an dieser Biegung unter einem Blätterdach.
    Wie Joe es Barnum beschrieben hatte, führten mehrere Wege wie schwarze Taue durchs Salbeigesträuch, waren da und dort zwischen den Bäumen am Fluss zu sehen und boten vielfache Ein- und Ausgänge.
    Garretts Gespann war von oben nicht zu erkennen. Um es ausfindig zu machen, mussten sie ins Tal hinunter und sich in den Wald oder auf den Zeltplatz begeben.
    Joe hatte beschlossen, nicht auf Portenson und Barnum zu warten. Falls Cleve Garrett vorhatte, Nicht-Ike zu töten und zu verstümmeln, wollte er das schnellstmöglich unterbinden. Ich habe in dieser Sache schon mehr als genug verbockt, dachte er. Ich könnte es nicht ertragen, auf einem Hügel abgewartet zu haben, während Nicht-Ike gefoltert wurde.
    »Bist du bereit?«, fragte er Nate
    »Natürlich.«

    Marybeth war gerade mit den Vorbereitungen fürs Abendessen beschäftigt, als das Telefon klingelte. Aus der Leitung drang ihr Stille entgegen, obwohl sie Atmen zu hören glaubte. »Hallo?«, wiederholte sie.
    Nichts. Als sie schon auflegen wollte, fragte jemand: »Marybeth?«
    Sie erkannte die Anruferin nicht sofort.
    »Marie? Bist du das?«
    Die Stimme zögerte. »Ich hab deine Nachricht bekommen. Das war sehr nett von dir, aber zu spät, zu spät.« Marybeth
merkte an ihrem leisen, leeren Klang, dass etwas schrecklich im Argen lag.
    »Alles in Ordnung, Marie?«
    Nach einem furchtbaren Schluchzer war es kurz ruhig. Sie schien sich zu sammeln.
    »Nein«, antwortete sie mit versagender Stimme, »ganz und gar nicht. Cam ist weg, und ich habe etwas Schreckliches getan. Sie haben ihn mitgenommen.«
    »Wer? Marie, was sagst du da?« Sie dachte an Joes Mahnung, sich von Cam fernzuhalten.
    Doch Marie vermochte vor Weinen nicht zu antworten und stieß schließlich nur hervor: »Ich ruf noch mal an.« Dann legte sie auf.
    Marybeth sah auf den Herd, ohne etwas

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