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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wolters, hatte nach Thekenschluss für einen flotten Dreier gesorgt – Tuff, Evelyn und Jim Beam in einem Bett. Was für eine Nacht! Er wünschte, er könnte sich an gewisse Dinge genauer erinnern. Es war in ihrem Apartment gewesen, einer Einzimmerwohnung über dem Veteranenheim, die von Stockman’s gut zu Fuß zu erreichen war. Evelyn hatte nicht nur Alkohol im Blut gehabt, doch er wusste nicht, was sie genommen hatte. Was auch immer es war, es hatte sie zur Tigerin gemacht. Sie war mit ihren hageren Beinen und Hängebrüsten, die hin und her schwangen wie Apfelsinen in Wollstrümpfen, keine Schönheit und außerdem so alt wie er, doch sie war wild. Was für eine Idee von dieser Frau, den Flaschenhals, als der Whiskey leer war, auch mal woanders anzusetzen …
    Er hatte Evelyn mit dem Versprechen verlassen, am nächsten Wochenende wiederzukommen, und sie hatte gesagt, sie
freue sich darauf. In Wirklichkeit war Tuff jedoch saumüde und schwer betrunken gewesen. Es dauerte Tage, bis er wieder voll bei Kräften war und neue Lust auf sie verspürte. Er fragte sich immer wieder, ob einiges von dem, was sie getan hatte oder ihn hatte tun lassen, eher der Fantasie seines Deliriums entsprungen und gar nicht geschehen war. Doch je mehr er darüber nachdachte – und er dachte oft darüber nach –, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass alles tatsächlich passiert war. Einiges hatte er seit den Landgängen bei der Marine nicht mehr gemacht. Und damals hatte er dafür zahlen müssen. Evelyn hingegen schien es zu genießen. Hoho!
    Nun war er buchstäblich gestrandet. Er hatte angerufen und Nachrichten für sie an der Theke hinterlassen, doch sie hatte sich nicht gemeldet. Von seinem Führerscheinentzug hatte sie bestimmt gehört. Es hatte ja im Roundup gestanden, in der Ausgabe mit den Rinderverstümmelungen. Er hatte gehofft, bei all dem Trara um die toten Kühe würde sie den wöchentlichen Polizeibericht vielleicht überlesen. Leider aber war dieser Bericht gewöhnlich das Einzige in der Zeitung, was alle lasen. Vermutlich war sie jetzt bei Stockman’s und nahm einen anderen einsamen Trinker ins Visier. Gab ihm ein paar Whiskeys aus, wie sie es bei ihm getan hatte. Wenn die Bar dann um zwei schloss, würde sie seine Hand und eine Flasche Jim Beam schnappen und ihn ein Stück die Straße entlang in ihr Apartment mitnehmen. Das hätte eigentlich mir blühen sollen, dachte Tuff, lehnte sich im Sattel vor und versetzte seinem Pferd einen solchen Schlag zwischen die Ohren, dass ihm die Hand wehtat. Der Wallach machte einen Satz nach vorn, doch Tuff war darauf vorbereitet und hielt sich am Sattelknauf fest. Das Pferd beruhigte sich, zockelte langsam wieder auf den dunklen Wald zu und legte dem ausfälligen Reiter gegenüber keinerlei Bösartigkeit
an den Tag. Noch ein Grund, warum Tuff Pferde nicht mochte: Sie waren dumm.

    Nachdem sie die Rinder eine Woche lang aus den Bergen in die Pferche getrieben hatten, fehlten bei der Zählung zehn Tiere. Seit den Berichten über Rinderverstümmelungen auf der Hawkins Ranch war Bud Longbrake paranoid. Er hatte Tuff und Eduardo befohlen, durch den Wald zu reiten und zu sehen, was sie finden konnten. Eduardo hatte am Vortag vier Streuner entdeckt, war dann aber vom Pferd gestürzt. Tuff hingegen war bisher leer ausgegangen. Daraufhin hatte Bud ihn sich vorgeknöpft und ihm gesagt, er arbeite zu lax.
    »Ich will diese Kühe, Tuff.« Er hatte sich mit flach auf dem Frühstückstisch ruhenden Händen vorgebeugt. »Tot oder lebendig.«
    Tuff hatte geantwortet: Dann such sie doch selbst, du aufgeblasener Pantoffelheld!
    Nein, natürlich hatte er das nicht gesagt. Nur gedacht. Doch wenn er die Geschichte einst in Stockman’s Bar zum Besten gäbe, würde sie mit dieser Antwort in Erinnerung bleiben.
    Gern hätte er mehr Licht gehabt, doch die Sonne war bereits hinter den Bergen versunken. Daran war nur dieser lahme Gaul Schuld. Der Wallach ritt sich wunderbar, war aber das langsamste Vieh, das er je bestiegen hatte. Diesen kleinen, trockengefallenen Canyon hier hätte er zu Fuß schneller erklommen. Mit einem Quad wäre er sogar längst zurück und könnte mit Eduardo in der Schlafbaracke fernsehen.
    Mist.
    Tuff griff hinter sich und schnallte die alterssteife Satteltasche auf. Seine Finger schlossen sich um den glatten, kühlen Hals einer Flasche Jim Beam. Er hatte so seine Erinnerungen
an Evelyn Wolters, und dieses Getränk brachte sie zurück. Er schraubte die Kappe auf, nahm einen

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