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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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sichtlich zusammen.
    »… und damit Schluss.«

    All das ging Marybeth durch den Kopf, als sie in die Einfahrt der Logues bog und einmal mehr wegen des dort geparkten Pick-ups aus South Dakota kräftig bremsen musste. Zwar stand der Wagen nicht mehr am alten Ort, doch sein Heck ragte noch immer in die Fahrbahn.
    »Deine Großeltern sind also noch zu Besuch, Jessica?« Marybeth sah in den Spiegel.
    »Ja, Ma’am.«
    »Geht es deiner Mutter besser? Sie ist seit ein paar Tagen nicht im Büro gewesen.«
    »Ich schätze schon.« Jessica brannte förmlich darauf, aus dem Wagen zu kommen, genau wie Lucy. Und Sheridan starrte sie wütend an.
    »Na«, meinte Marybeth, »bestell ihr einen schönen Gruß und gute Besserung von mir.«
    »Okay, Mrs. Pickett.«
    Marybeth drehte sich um und sah ihre Töchter streng an. »Kommt rechtzeitig zum Abendessen nach Hause. Bleibt von den Hintergebäuden weg. Und wenn Marie sich nicht wohl
genug fühlt, euch zu bringen, ruft ihr mich an, und ich hol euch ab, verstanden?«
    Lucy nickte. Sheridan murmelte etwas und wich ihrem Blick aus.
    »Wie war das, Sherry?«
    »Nichts.«
    Doch Marybeth hatte verstanden, was sie gesagt hatte: Als ob du Abendessen kochen würdest …
    Getroffen und verletzt sah sie zu, wie ihre Kinder auf das alte Haus zutänzelten. Sie gluckten schon wieder zusammen. Zum zweiten Mal an diesem Tag stiegen ihr Tränen in die Augen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Hailey Bond unerschrocken, doch das Zittern ihrer Stimme verriet, dass ihr Mut geheuchelt war.
    »Gleich da vorn«, erklärte Jessica. »Und red nicht so laut. Vielleicht ertappen wir ihn im Schuppen.«
    Sheridan folgte den drei jüngeren Mädchen widerstrebend. Sie konnte nicht glauben, dass sie sich von Lucy zu dieser Unternehmung hatte überreden lassen. Doch als ältere Schwester fühlte sie sich zuständig und dazu verpflichtet, sich um ihr Wohlergehen zu kümmern und sie bei dieser gefährlichen Mission zu begleiten. Wenn an dieser verrückten Geschichte etwas dran ist, dachte sie, dann will ich für Lucy da sein. Mit jüngeren Mädchen unterwegs zu sein und ihr Geplapper zu hören, war ihr unangenehm, und sie fragte sich, ob sie selbst je so gewesen war. Vermutlich nicht.
    »Es ist direkt vor uns«, flüsterte Jessica, blieb stehen, drehte sich um und hielt den Zeigefinger an die Lippen, um alle zum Schweigen zu bringen. »Von jetzt an nur noch flüstern.«
    »Du willst mir bloß Angst einjagen«, sagte Hailey laut.
    »Flüstern!«, mahnte Jessica.
    Hailey zuckte die Achseln und versuchte, mutig zu erscheinen.
    Das ist doch idiotisch, dachte Sheridan. Ich werde Lucy nachher zusammenstauchen.
    Doch dann fiel ihr Lucys aufgesetztes, ängstliches Lächeln auf. So idiotisch das Ganze auch sein mochte, für ihre jüngere Schwester war es ernst. Sheridan nickte ihr zu, weiterzugehen.
    Der Schuppen schien aus den dichten Bäumen zu erwachsen, als wäre er ein Teil von ihnen. Sein Umriss war teilweise
kaum zu erkennen, weil er sich farblich kaum von den Stämmen abhob. Er war älter, kleiner und baufälliger, als Sheridan vermutet hatte.
    Jessica ging den anderen einen Schritt voraus, drehte sich mit großen Augen zu ihnen um und wies auf das offene Fenster neben der Schuppentür. Bis dorthin war sie mit Lucy schon gekommen. Etwas lag in der Luft, vielleicht nur die Stille, doch es ließ Hailey Bond den Kopf schütteln.
    »Ich geh nicht näher«, flüsterte sie eindringlich. »Ihr wollt mir bloß Angst einjagen.«
    Sheridan bemerkte das zufriedene Grinsen auf Jessicas Gesicht und hoffte, das Ganze wäre kein abgekartetes Spiel, zu dem sie nur gebeten worden war, um es zu legitimieren. Sollte es nämlich so sein, würde sie Lucy nachher wirklich zusammenstauchen. Doch danach sah es nicht aus. Lucy hatte vielmehr einen Schritt zurück gemacht, stand nun neben ihr und klammerte sich an ihre Hand.
    »Lass mich nachsehen«, sagte Sheridan und schüttelte sie ab.
    Die drei anderen starrten sie mit großen Augen an.
    »Macht Platz«, flüsterte sie.
    Die Mädchen traten beiseite, und Sheridan schritt zwischen ihnen durch. Sie versuchte, selbstsicher und mutig zu gehen, doch je näher sie dem Fenster kam, desto weicher wurden ihre Knie. Lucy hatte erzählt, sie und Jessica hätten Schwierigkeiten gehabt, in den Schuppen zu blicken. Für sie selbst dürfte das kein Problem sein, denn ihr Kinn war auf Höhe des Fensterbretts.
    Je näher sie der Scheibe kam, desto langsamer ging sie. Drinnen war

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