Kalte Spuren (German Edition)
Glück – oder Pech – ahnt. Scheiße! Reiß dich zusammen, de Vries!
»Ich … hab’s noch nicht versucht«, sagte Markus lahm.
Eileen blickte ihn von der Seite her an. »Ich war vorhin etwas grob.«
»Vorhin?«
Sie seufzte. »An Bord der La Lumière … vor dem Angriff. Tut mir leid. Ich hab deinen Blick falsch gedeutet.«
Markus atmete tief durch. Seine Hände ballten sich in den Taschen des Parkas zu Fäusten. Wenn er weiterhin den dummen Jungen abgab, würde sie ihn nie beachten. Er musste sich schon anstrengen, wenn er bei ihr landen wollte. Der Whisky, den er intus hatte, machte ihm etwas Mut. Markus wandte sich Eileen zu.
»Hör mal … wenn es hier oder an Bord der La Lumière irgendjemand gibt, der mit dem ganzen Schlamassel am wenigsten zu tun hat, dann bin ich das. Alles, was ich dir vor dem Angriff erzählt habe, ist wahr. Gott ist mein Zeuge!«
Eileen lachte trocken auf und sah wieder hinaus auf das dunkle Meer. »Gott scheint im Moment nicht hier zu sein, um irgendetwas zu bezeugen. Bei dem Kampf um die La Lumière war er wohl gerade unabkömmlich.«
Markus verstand, was sie meinte. All die Toten. All die unnötigen Toten. Die Jungs von der Navy und die beiden Piloten waren völlig unnütz in einem Krieg gestorben, der gar nicht der ihre war. Bei der Kaperung der La Lumière ging es niemals darum, das eigene Land zu verteidigen. Allenfalls darum, widersinnige Befehle auszuführen.
»Du hast mich vorhin in der Messe wieder angestarrt«, sagte Eileen. »Hab ich irgendwas verpasst und Ausschlag bekommen?«
Markus räusperte sich. Der Whisky in seinem Blut gewann endlich die Oberhand. »Im Gegenteil. Was erwartest du von mir, wenn ich meiner Traumfrau begegne?« Jetzt war es raus. Markus hielt Eileens skeptischem Blick genau zwei Sekunden stand. Als sie die Stirn runzelte, sah er verstört weg und schluckte den Kloß herunter, der sich urplötzlich in seinem Hals festgesetzt hatte.
»Traumfrau?«, echote Eileen. Sie wechselte ins Englische und lachte dann.
Aus den Augenwinkeln sah Markus, wie sie ihren Kopf schüttelte. Er brachte den Mut auf, sie anzusehen. Ihre Blicke trafen sich und Markus fühlte einen Stich im Herzen. Er wusste in dem Moment, dass er verloren und niemals wirklich eine Chance gehabt hatte.
»Sorry, aber du bist nicht mein Typ«, sagte Eileen.
»Verstehe.« Markus sah sie an und wusste nicht, was er anderes sagen sollte.
Die Amerikanerin deutete seinen Blick richtig und klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern. »Du solltest dich schlafen legen. Die Sache hier ist noch nicht vorbei.«
»Ich hab schon befürchtet, dass das irgendwann irgendjemand sagen würde.«
Eileen nickte. »Es fängt gerade erst einmal an. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Markus blieb allein an der Reling zurück. Erst als die Schritte hinter ihm verklungen waren und er das Schlagen des Schotts hörte, wandte er sich vom Anblick des Ozeans ab und schickte sich an, seine Kabine aufzusuchen. Er war überrascht, als er Veronica vor der Tür stehend vorfand.
»Hi.«
»Seattle liegt auf der anderen Seite des Kontinents«, sagte Veronica.
»Was?«
» Schlaflos in Seattle. Der Film. Nie gesehen?«
Markus schüttelte den Kopf. »Für Schnulzen hab ich mich nie interessiert. Ich bin mehr ein Fan von Lethal Weapon. «
»Macho-Gehabe.« Veronica sah ihn an. »Läuft da was zwischen dir und der Kleinen?«
Markus öffnete die Kabinentür und trat über die Schwelle. »Eher nicht.«
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und Veronicas warmen Körper, der sich von hinten an seinen presste. Eine weitere Hand schlang sich um seine Brust.
»Veronica …«
»Was hältst du davon, wenn du und ich …« Sie beendete den Satz nicht, schob Markus weiter in das Quartier, damit sich hinter ihnen die Tür schloss. Er spürte ihre Hände auf seiner Brust und seinem Bauch. Ihr Atem kitzelte seinen Nacken.
Er dachte an Eileen. Sie hatte ihm zwar eine Abfuhr erteilt, aber er war normalerweise nicht derjenige, der sich dann aus Frust die nächstbeste Frau angelte, um die Schmähung zu kompensieren. Andererseits hatte er mit Veronica einiges durchgemacht. Er mochte sie.
»Denkst du, dass das eine gute Idee ist?«, fragte er leise.
Veronica ließ ihn los und stellte sich vor ihn, damit er sie ansehen musste. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich heran. »Ich habe nichts von einer Beziehung oder Heiraten gesagt. Was spricht gegen ein bisschen Spaß? Wir wissen ja nicht einmal, ob wir
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