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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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einem Russen aus.«
    Simmons besah sich auch dessen Leiche. Sie trug keinen Schutzanzug, sondern lediglich Wintereinsatzkleidung. Der Zustand seines Körpers schien sich nicht von dem der beiden Mars-Astronauten zu unterscheiden.
    »Scheiße!«, sagte der Sergeant. »Warum hab ich plötzlich keinen Bock mehr auf die Kacke?«
    Simmons versuchte zu rekonstruieren, was hier geschehen sein mochte. Er blickte zurück zu der Stelle an der vorher das Mars-Habitat gestanden haben musste. Jetzt gähnte dort nur noch ein großer Krater, wie sie bereits im Landeanflug bemerkt hatten. Simmons’ Blick wanderte wieder zu den Leichen.
    »Sieht folgendermaßen aus«, sagte er und hob einen Finger. »Die Russen waren hier und haben das Virus entdeckt, das wir bergen sollen. Woher sie die Information hatten, dass hier etwas zu finden ist, wissen wir nicht.«
    »Sie infizieren sich«, murmelte die Stimme des Corporals dazwischen.
    Simmons nickte unter seinem Helm. »Richtig. Die Inkubationszeit ist ultrakurz und beträgt nur wenige Sekunden. Das Virus pflanzt seinen genetischen Code in die DNA und breitet sich schneller im menschlichen System aus als alles, was wir kennen. Die Russen geraten in Panik. Einer schafft es bis hierher. Der Rest stirbt auf dem Weg zum U-Boot, mit dem sie gekommen sind.«
    »Und wie kommen die da ins Spiel?«, fragte der Sergeant und deutete auf die beiden Leichen in den Raumanzügen.
    Simmons hob einen weiteren Finger. »Zweitens. Die Möchtegernastroboys vom Habitat dehnen ihren Erkundungsspaziergang bis zum Schneefeld aus und stoßen zufällig auf die Leiche des Ruskis. Der U-Boot-Kommandant hat inzwischen die Lage erkannt und startet Marschflugkörper und eine Jam-Sonde, die verhindert, dass Funksignale zur Insel dringen oder sie verlassen können. Damit sind die Astronauten von der Außenwelt und ihrem Versorgungsschiff abgeschnitten. Die Marschflugkörper vernichten das Mars-Habitat. Zu dem Zeitpunkt haben sich diese beiden hier draußen befunden.«
    »Dann müssten sie noch leben«, warf der Sergeant an.
    Der Corporal schüttelte den Kopf. »Vermutlich eine Verkettung unglücklicher Ereignisse.«
    »Quatsch nicht, du Schlaumeier.«
    »Nein, Hawkins hat recht, Sarge.« Simmons hob einen dritten Finger unter den Gummihandschuhen seines Schutzanzuges. Während sie hier standen und diskutierten, machte sich so langsam die Kälte bemerkbar. Er wünschte sich, in einem so dicken Raumanzug wie die beiden Toten zu stecken. »Die Druckwelle der Marschflugkörperexplosionen wirft die Astrojungs durcheinander und zerstört ihre Anzüge und Visiere. Sie sind schutzlos ihrer Umgebung ausgesetzt. Wir wissen aber, dass das Virus bei diesen Temperaturen inaktiv ist. Also muss die kurzzeitige Erwärmung durch die explosiven Hitzewellen dafür gesorgt haben, dass es sich aktiviert.«
    »Sie meinen, die beiden sind nur rein zufällig gestorben, weil sie während der Erwärmungsphase in der Nähe dieses Scheißrussen waren, der wiederum das Virus in sich trägt? Scheiße, von seinem Körper ist ja kaum noch was übrig, wo hat sich das Biest eingenistet?«
    Simmons hob die Schultern. »Es gibt immer noch Haut und Fleischreste an seiner Leiche. Und vor allen Dingen eines: Knochen. Aber ich bin kein Genetiker, der das beurteilen kann.«
    »Rein theoretisch könnten wir also jetzt auf diese Anzüge verzichten?«, fragte der Corporal.
    »Würde ich nicht tun«, sagte Simmons und presste die Lippen aufeinander. »Wir wissen nicht, bei welcher Temperatur sich das Virus aktiviert.«
    »Verflucht!« Der Sergeant stapfte zu einem der Astronauten. »Dann lasst uns die beiden hier mitnehmen, zum Hubschrauber verfrachten und von hier verschwinden. Mir wird das Ganze hier etwas zu unheimlich.«
    »Ich muss Sie leider enttäuschen, Gentlemen«, sagte Simmons. »Unser Auftrag lautet, die ursprünglichen Wirte zu finden und zwei von ihnen sicherzustellen. Wenn wir einfach nur Infizierte mitnehmen, wird man uns erneut hier rausschicken. Also los, suchen wir, bevor uns die Luft ausgeht.«
    »Oder wir erfrieren.«
    Der Sergeant wandte sich ab und ging weiter durch den Schnee nach Osten.
    »Captain, was ist mit dem Versorgungsschiff des Habitats?«, fragte der dritte SEAL , ein junger Lieutenant, bei dem sich Simmons ständig fragte, wie er das Offizierspatent erhalten hatte. Er war kein geborener Anführer, sondern Befehlsempfänger. Das, was man ihm auftrug, erledigte er mit Bravour. Doch eigene Entscheidungen konnte man ihm kaum

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