Kalte Spuren (German Edition)
abverlangen.
»Das wurde von den Russen versenkt, ehe sie die Marschflugkörper auf die Insel abfeuerten.«
»Die Russen haben hier ziemlich viel herumgepfuscht«, gab der Lieutenant zu bedenken. »Mich wundert, dass die Aktion keinen internationalen Zwischenfall ausgelöst hat.«
»Das ist nicht unser Problem«, sagte Simmons. Er zog den Rucksack von der Schulter und holte das Toughbook heraus. Danach stöpselte er einen Empfänger an einen USB -Port und verband diesen mit dem mitgebrachten Satellitentelefon. Die Erkenntnisse über die Vorfälle auf der Insel wollte er zumindest dem General zusammenfassend erläutern, eher er weitermarschierte. Er wusste, dass die Generäle die Macht hatten, all dies zu vertuschen. Für die Welt da draußen gab es einen Unfall beim Mars-Habitat und das Versorgungsschiff war mit einem Eisberg kollidiert. Unglückliche Zufälle. Und auch die drei SEAL s würden die neuen Informationen mit ins Grab nehmen, bevor Simmons wieder von dieser Insel verschwand.
Halifax, Kanada
16. November, 14:38 Uhr
Die Nacht war grausam gewesen. Nach der Entdeckung, was es mit den beiden Virenstämmen Renegade und Defector auf sich hatte, konnte Gwendolyn Stylez kaum mehr schlafen, sondern zermarterte sich das Hirn, wie sie diese Informationen an Eileen Hannigan weitergeben konnte. Jeglicher Kommunikationsweg schien abgeschnitten zu sein – bis auf einen. Sie musste dorthin, wo Eileen war. Allein bei dem Gedanken wurde Gwen schlecht. Ihre Stärke waren Recherchen und das Wühlen in elektronischen Netzwerken. Sie konnte Informationen beschaffen, Puzzleteile zusammensetzen und Lösungen anbieten. Aber draußen in der Welt der Bösen und Schießwütigen kam sie sich völlig deplatziert vor.
Dennoch schien es in diesem Fall keine andere Wahl zu geben. Sie erinnerte sich an ihren gemeinsamen Einsatz mit Eileen in Lynchburg und das anschließende Desaster ihres Kidnappings in Charlottesville.
Irgendwann war sie doch wieder auf der Couch des Hotelzimmers eingeschlafen und am frühen Morgen wieder aufgewacht. Sie nahm ein Frühstück im Restaurant des Citadel Hotels zu sich und verbrachte den restlichen Vormittag mit weiteren Recherchen auf ihrem Zimmer. Gleichzeitig hackte sie sich in die Computer der kanadischen Polizei und gab Befehle und Vollmachten für ihr Vorhaben aus.
Kurz vor Mittag hatte sie dann plötzlich eine erste Spur. Sie schrieb ihr Intruderprogramm etwas um und loggte sich in das Verbundnetzwerk von Lynchburg ein. Sicherlich würde irgendwann jemand entdecken, dass der gesperrte Account der toten Gabrielle Stylez’ benutzt worden war, aber Gwen hoffte, dass dies erst geschah, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig war. Sie fing eine Kommunikation auf dem persönlichen Kanal des Generals ab, indem sie dem System vormachte, dessen Zugang zu benutzen. Gwen wusste nicht, ob je eine ihrer Stylez-Schwestern solch einen Versuch unternommen hatte, aber sie fand es ganz praktisch, auf diese Art und Weise ihrem eigenen Chef zu seinen Lebzeiten hinterherzuspionieren. Jetzt zahlte sich ihr Können aus.
Gwen hatte erfahren, dass der General aus Lynchburg Simmons Unterstützung in Form eines Recon-Marine-Teams zugesichert hatte. Das Kommando war offenbar in Dundas Harbour abgesetzt worden und diente der Unterstützung von Simmons’ SEAL s.
Gwen regelte einiges mit der kanadischen Polizei und besorgte sich warme Kleidung. Zu Mittag aß sie eine Kleinigkeit im Hotelrestaurant und wartete anschließend im Foyer des Hotels auf ihr Taxi. Es war genau 14:38 Uhr, als sich die Türen öffneten und ein Mann in langem Trenchcoat mit hochgezogenem Kragen eintrat, seinen Blick durch die Eingangshalle schweifen ließ und schließlich auf Gwen verharrte. Zielstrebig ging er auf sie zu, während sie ihren Laptop zuklappte.
»Miss McDermott?«, fragte er.
Sie nickte und schüttelte ihm die Hand. »Mrs McDermott.« Genauso wenig wie ihre Schwestern war Gwen jemals verheiratet gewesen, aber die spezielle Anrede war gewählt worden, um zumindest den Anschein zu erwecken und Schmeichlern und potenziellen Don Juans gleich zu Anfang den Wind aus den Segeln zu nehmen.
»Colin Coyn, CISC «, sagte der Mann. »Ich will nicht lange Höflichkeiten austauschen, sondern direkt auf den Punkt kommen.«
»Gerne.«
»Sie haben uns brisante Informationen zugespielt. Ich hoffe, dass Sie diese auch belegen können, Mrs …«
»Kate«, sagte Gwen. »Nennen Sie mich Kate.« Sie deutete auf die Sitzpolster im Foyer,
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