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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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wahrscheinlich den Hubschrauber zur Flucht nutzen und keine Spuren hinterlassen wollen und Sprengladungen an den Schiffsmaschinen angebracht, die zu einer bestimmten Zeit detonierten, in der sie sich längst in der Luft auf dem Weg zum Festland befand. Veronica war tot, doch ihr Vermächtnis war weiterhin aktiv. Markus atmete tief durch. Er machte sich keine Illusionen, als ein vierter Sprengsatz zündete. Veronica war Agentin des Militärischen Abschirmdienstes gewesen und darüber hinaus noch eine Hazarderin. Sie wusste, was sie tat. Ein blutiger Anfänger hätte ihnen vielleicht eine Überlebenschance geboten. Nicht aber Veronica, die darüber hinaus noch für die Generäle arbeitete.
    Aus, dachte Markus. Endgültig!
    Er überraschte sich selbst dabei, dass er sich auf dem Weg zum Ausgang wiederfand, ohne sich daran erinnern zu können, aufgestanden zu sein. Hinter ihm brüllte Narwick, der zwischen dem umgestürzten Tisch und einigen Stühlen eingeklemmt war und nicht ohne Weiteres freikam. Markus ignorierte ihn und kämpfte sich bis zur Tür vor. Die Le Soleil hatte noch immer Schlagseite und so wurde Markus’ Vorrücken zu einem Aufstieg.
    Er klammerte sich an den Türgriff und zog sich hoch. Nur noch einen Schritt. Er setzte einen Fuß über die Schwelle.
    »Helfen Sie mir!«, rief Narwick hinter ihm.
    »Fick dich, Arschloch!« Markus zog die Tür hinter sich zu und sah sich im Gang um. Bis auf die Tatsache, dass alles schief war, wirkte der Korridor normal.
    Der Schein trog. Nur einen Lidschlag darauf sprang die Tür am fernen Ende des Ganges auf und wurde, noch während sie durch die Luft wirbelte, in zwei Hälfte gerissen, die Surfbrettern gleich auf einer von Gischt umhüllten Welle ritten.
    Genau auf Markus zu.
    Er brauchte eine halbe Sekunde, um den Schock zu überwinden und das Unmögliche anzustarren, das auf ihn zurollte. Doch dann stieß er sich von der Wand ab und rannte. Er kam nicht weit. Noch bevor er die Gangbiegung erreichte, schwappte die Welle über ihm zusammen. Eine der Türhälften rauschte haarscharf an ihm vorbei. Die Le Soleil kippte erneut, diesmal in die andere Richtung, und warf mit dieser Bewegung Markus hart gegen eine Tür. Er wurde im Schutz der Wassermassen durch einen anderen Raum getragen. Vor ihm klirrte etwas. Das Tosen der Flut verschluckte jedes Geräusch danach. Markus paddelte und wedelte mit den Armen, doch er konnte nichts anderes tun, als sich von der Strömung treiben zu lassen. Seine Lungen schrien nach Luft, die Kälte des Wassers lähmte seine Bewegungen und mit jedem Stoß gegen irgendein Hindernis wurde das Verlangen größer, einfach einzuatmen. Markus prallte gegen eine Wand. Das Wasser riss ihn einfach fort, wirbelte ihn herum. Er wurde zum Spielball mörderischer Gewalten. Wieder drückten ihn die Massen gegen etwas. Er spürte einen stechenden Schmerz im Rücken, der ihm das letzte Quäntchen Luft aus den Lungen trieb.
    Markus schluckte Wasser. Seine Augen brannten. Der Kopf pochte. Dann schlug er irgendwo auf, während das Wasser über ihn hinwegbrandete. Er hustete und keuchte und atmete schwer. Seine Hände wanderten über eine angeraute, nasse Fläche. Langsam hob er den Kopf und fand sich in einem brennenden Chaos wieder.
    Schreie. Schritte. Explosionen. Wasserfontänen. Und über allem das Hämmern der Doppelrotoren eines Hubschraubers.
    Markus drückte sich vom Boden hoch, landete jedoch sofort wieder auf dem selbigen. Der wilde Ritt in der Flutwelle hatte seine Kräfte aufgezehrt. Er blieb nach Luft ringend auf dem Boden liegen und kämpfte darum, wach zu bleiben.
    18:05 Uhr
     
    Captain Dallmers Finger krampften sich um den Griff des Sturmgewehrs. Er schwitzte unter der ABC -Schutzkleidung und war bereits zum zweiten Mal versucht, sich die Maske vom Kopf zu reißen und Entwarnung für seine Männer zu geben. Doch der Anblick des abgestürzten Sea Knight hatte sich in ihm eingebrannt wie ein feuriges Mahnmal. Was immer dort unten auf der Insel geschah, hatte Simmons’ Piloten erwischt. Er durfte um keinen Preis nachgeben. Zumindest nicht, bis er sicher war, dass sein Team außer Gefahr war.
    Der Marine blickte zwischen den Sitzen der beiden Piloten durch das Kanzelfenster und erspähte das, worauf ihn der Hubschrauberführer vor knapp einer halben Minute aufmerksam gemacht hatte. Vor ihnen lag eine modifizierte Fregatte. Dallmer erkannte sofort die Form und Aufbauten der britischen Broadsword -Klasse, wenn auch sämtliche Geschütztürme fehlten.

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