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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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deponiert hat, um seine Erinnerungslücken wieder aufzufüllen.«
    Ach ja! Eileen hatte das geheime Experiment fast verdrängt. Zu viel war in den letzten beiden Tagen geschehen. Und dabei hatte sie vermutlich nicht einmal die Spitze des Eisbergs angekratzt.
    Das Experiment. Misty Hazard.
    Die Frage war, wollte sie sich überhaupt daran erinnern? Irgendetwas riet ihr davon ab, sich damit auseinanderzusetzen. Am liebsten hätte sie den Gedanken an streng geheime Operationen und Forschungen komplett beiseitegeschoben. Es einfach verdrängt. So wie eine gelöschte Erinnerung.
    »Ein Kasten mit einer Spritze und einer Ampulle, gefüllt mit einer grünen Substanz«, sagte Eileen, als sie den Deckel des Plastikkartons geöffnet hatte.
    »Grün?«, fragte Stylez.
    »Ja, sieht aus wie Absinth. Ich wette zehn zu eins, dass es aber nicht so schmeckt. Kennen Sie ein grünes Serum, Gwen?«
    Mrs Stylez sog scharf die Luft ein. »Unsere Forschungsabteilung hat mit einem experimentellen Neurotransmitter mit der Bezeichnung Shift-P gearbeitet.«
    »Hört sich nach einer Tastenkombination an.«
    »Das glaube ich weniger.«
    »Und was tut dieser Neurotransmitter?«, fragte Eileen und legte den Karton beiseite. Sie griff nach der Kunststoffdose, die wie ein handelsüblicher Behälter für Aspirintabletten aussah.
    »Ich weiß es nicht. Neurotransmitter geben zellulare Informationen über die Synapsen weiter.« Stylez schien etwas auf einer Tastatur zu tippen. Das Klackern war im Hintergrund zu hören. »Natürlich. Jedem Hazarder wurden die Erinnerungen an Misty Hazard gezielt gelöscht. Nun ja, nicht direkt gelöscht, eher versteckt, denn die Informationen sind noch in ihnen vorhanden. Shift-P versorgt die entsprechenden Gedächtniszellen mit den Erinnerungen.«
    Begeisterung schwang in der Stimme von Mrs Stylez mit. Offenbar glaubte sie, einen genialen Einfall gehabt zu haben.
    »Sicher?«
    Stylez’ Begeisterung schlug um. »Äh … nein, das ist nur meine Vermutung. Wenn wir wüssten, was sich hinter Misty Hazard verbirgt, könnten wir die Frage klarer eingrenzen. Was immer man mit Ihnen und den fünfzehn anderen angestellt hat, scheint noch brachzuliegen. Möglicherweise aktiviert Shift-P irgendetwas in Ihnen.«
    Aktivieren. Da war das Wort wieder. Die Hazarder aktivieren.
    »Was bedeutet das? Verwandele ich mich in eine Atombombe oder werde ich mit einem tödlichen Virus infiziert, um als biologische Waffe Millionen anzustecken?«
    »Eileen, ich weiß es nicht!« Die Stimme klang beinahe hysterisch, als wäre Mrs Stylez der Situation nicht gewachsen. Vermutlich war sie das auch nicht. Bisher hatte sie einen Chef im Nacken und war nur ausführendes Organ gewesen. Jetzt musste sie selbst die Logistik übernehmen. Wahrscheinlich hatte sie es noch schwerer, ihre Spuren zu verwischen und trotzdem Eileen mit Informationen zu versorgen, als Eileen selbst. Das fing bereits bei den Finanzen an. Welche Depots die Organisation des Generals auch immer anzapfte, sie waren sicherlich für Mrs Stylez nicht mehr zugänglich. Und Eileen glaubte nicht, dass die Organisation jedem ihrer Mitarbeiter eine Ghost Card aushändigte.
    »Schon gut«, sagte Eileen. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Mrs Stylez stutzte. »Mir helfen? Wobei?«
    »Brauchen Sie Geld? Pässe? ID-Cards?«
    Ein Aufatmen war in der Leitung zu hören. »Ich habe einen zweiten IDCC . Aber Geld wäre hilfreich. Diese Art von Ressourcen stehen mir nicht mehr zur Verfügung. Die Ghost Card besitzt ein Online-Konto, über das Sie Überweisungen tätigen können. Ich schicke Ihnen den gesicherten Link per E-Mail, inklusive der Passwörter und ein Konto, zu dem Sie mir bitte etwas Kleingeld überweisen.«
    »Mache ich.«
    »Danke.«
    »Wir sitzen im selben Boot, schätze ich«, sagte Eileen. »Kann ich mit der Karte auch Bargeld abheben?«
    »Ja. Wenn Sie nach einem Pincode am Automaten gefragt werden, drücken Sie zweimal die Korrekturtaste. Danach können Sie bis zu 5000 Dollar am Tag abheben.«
    Eileen pfiff leise durch die Zähne. Gut zu wissen. Auch wenn der General in dieser Sache wohl recht behielt und ausgedehnte Shoppingtouren ausfallen mussten.
    »War sonst noch etwas in dem Rucksack?«, fragte Mrs Stylez.
    »Eine Dose mit Tabletten.« Eileen öffnete den Deckel und sah hinein. Obenauf, auf einem Berg kleiner, grüner Pastillen, lag eine microSD-Karte. »Nette Überraschung.«
    »Was denn?«
    »Eine Speicherkarte und grüne Pillen.«
    Eileen rutschte von der Bettkante und ging zu dem

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