Kalte Spuren (German Edition)
Ort. Wenn du nicht Lomis Tabletten mitgenommen hättest, hättest du jetzt nichts zu befürchten.«
Die Tabletten! Andy würde noch leben. Bernd und Anna auch. Scheiße!
Markus merkte, wie ihm erneut übel wurde. Er hielt sich am Dach des BMW fest, um nicht hinzufallen.
Veronica machte einen Schritt auf ihn zu und stützte ihn. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie. »Du hast das alles gar nicht wissen können. Genauso wenig wie ich. Woher auch?«
Er atmete tief durch. Zweimal. Dann wandte er langsam den Kopf, während er mit den Tränen kämpfte und dem Gefühl, sich übergeben zu müssen.
»Und du meinst, alles wird gut, wenn wir uns mit einem Typen treffen, der sich Jae nennt?«, fragte er leise.
»Nein.«
»Traust du ihm?«
»Nein.« Veronica schüttelte den Kopf. »Aber wir können nicht so weitermachen wie bisher. Selbst wenn es uns gelingt, Lomis Kreditkarte zu benutzen, irgendwann ist das Limit erreicht oder die Transaktionen werden überwacht. Wie lange wollen wir uns verstecken? Eine Woche? Und dann? Sie werden uns schnappen.«
»Buchen wir doch einfach einen Flug in die Südsee.«
»Und wovon willst du leben?«
»Hey, komm, wir wären nicht die Ersten, die untergetaucht wären und sich die Sonne auf den Bauch scheinen und es sich gut gehen lassen.«
»Du bist ein Träumer«, sagte Veronica. »Und du hast zu viele schlechte Filme gesehen. Wir kommen aus dem ganzen Mist nur heraus, indem wir alle Informationen, die wir bekommen können, zusammentragen und auswerten. Vielleicht finden wir etwas Verwertbares, das uns weiterhilft. Und unser nächster Anhaltspunkt ist dieser Jae. Ich werde ihn treffen, und ich rate dir einfach … nein, ich bitte dich, mit mir zu kommen.«
Welche Alternative hatte er schon? Nach Hause konnte er nicht. Da warteten bestimmt schon die Bullen auf ihn. Und wenn die genauso schießwütig waren wie die Bundespolizei, dann konnte er gleich einen Sarg beim örtlichen Bestatter ordern.
»In Ordnung«, sagte Markus und stieß die Luft so laut aus, dass er ein Pfeifen vernahm.
»Geht’s dir gut?«, fragte Veronica. Echte Sorge schwang in ihrer Stimme mit.
Markus nickte. »Wird schon. Vielleicht hat dieser Jae ja einen Arzt an der Hand, der mich mal durchchecken kann. Also, wo sollen wir hin?«
»Halde Schwerin in Dingen«, sagte Veronica. »Weißt du, wo das ist?«
»Das liegt auf der anderen Seite von Dortmund, wenn ich mich richtig erinnere. Eine alte Müllhalde, umfunktioniert zu einem Parkgelände. Wann?«
»In zwei Stunden. Aber vorher will ich mir diese Speicherkarte ansehen.«
Markus griff in seine Tasche und förderte die Plastikdose mit den Tabletten zutage. Die microSD befand sich ebenfalls darin. »Du hast nicht zufällig einen Laptop im Kofferraum?«
»Zufällig doch.« Veronica grinste und umrundete den Wagen, um die Haube zu öffnen. »Mein Dienstnotebook.«
»Was machen wir mit ihr?« Markus nickte in Richtung der Toten, die noch immer auf der Rückbank des Wagens lag.
Veronica holte einen Laptoprucksack aus dem Kofferraum und ließ die Luke offen. »Wir verfrachten sie hier herein und geben sie ihm. «
Markus biss die Zähne zusammen und half Veronica dann, die Leiche in den Kofferraum zu tragen. Die Blutspuren auf der Rückbank würden sie in diesem Leben nicht einmal mehr mit dem besten Fleckenentferner herausbekommen.
09:57 Uhr
Es war Markus gar nicht aufgefallen, dass eine der Tabletten sich in der Form von den anderen unterschied. Veronica hatte die Kapsel geöffnet und die flexible Kontaktlinse gefunden, die ihnen den Zugang zu den beiden Passwörtern ermöglichte, die notwendig waren, um die Verschlüsselung zur Speicherkarte zu knacken.
Zwar war Kiffer bereits mit einem Hackprogramm die Kennungen umgangen, doch dieses Programm hielt das Hintertürchen nur solange offen, wie es selbst aktiv war.
Die Hackersoftware befand sich aber auf Bernd Lohmanns PC. Und dieser wiederum war mit Hilfe einer Luft-Boden-Rakete in den Himmel aller Rechner und CPU s befördert worden.
Friede deinem Silizium. Markus erschrak über den Gedanken und dachte an Bernd und Anna, die ebenfalls nicht verschont worden waren.
Und Friede eurer Asche, Bernd und Anna.
Er schluckte.
Sie saßen im Wagen und hatten die Hälfte der Strecke zwischen Kessebüren und der Gemeinde Dingen hinter sich gebracht. Veronica hatte auf einem Park-and-Ride-Parkplatz gehalten, um sich den Inhalt der Speicherkarte anzusehen. Nach Eingabe der Passwörter erschien die Liste, die
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