Kalte Spuren (German Edition)
Rücken gegen das Waschbecken und hielt sich daran fest.
»Was …?« Ihre Augenlider begannen zu flattern. Als sich eine Kabinentür der Damentoilette öffnete und Gwendolyn heraustrat, schlug sie die Augen für eine Schrecksekunde unnatürlich weit auf. Dann brach Gabrielle zusammen und blieb zuckend am Boden liegen.
Gwen beugte sich über die paralysierte Frau und drehte ihr das Handgelenk um. »Ein Betäubungsmittel. Das war eine Falle.«
»Wie ich es mir gedacht habe.« Eileen hockte sich ebenfalls neben Stylez und schlug ihr zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht.
Die Frau regte sich. Sie murmelte etwas. Speichel rann aus ihrem Mundwinkel, aber ihre Augenlider blieben geschlossen.
»Gabrielle? Können Sie mich hören?«
»Ws …? Ja …« Sie nuschelte. Aber die Droge tat bereits ihre Wirkung.
»Ich habe Ihnen Natrium-Thiopental gespritzt«, sagte Eileen. »Sie werden mir jetzt meine Fragen beantworten.«
»Gerne.«
»Kennen Sie den großen Plan Ihrer Organisation?«
Gabrielle schüttelte heftig den Kopf. »Nur der General.«
»Was ist mit den Hazardern? Wer hat sie aktiviert?«
»Die … Organisation.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Verstreut … nicht alle sind aktiv.«
»Warum nicht?«
Stylez schlug um sich und warf den Kopf wie wild geworden hin und her. Weiterer Speichel troff aus ihrem Mund. Eileen hoffte, dass sie das Thiopental nicht überdosiert hatte. Gwen hielt ihre Schwester fest.
»Warum sind nicht alle Hazarder aktiv?«, fragte Eileen erneut.
»Schwierigkeiten bei der Aktivierung«, sagte Gabrielle. Ihre Lider flatterten. »Nicht alle sind bereit, das Päckchen anzunehmen …«
Das Päckchen! Eileen dachte an den Rucksack, der in der Central Station im Schließfach für sie aufbewahrt worden war. Anscheinend hatte man für jeden einzelnen Hazarder weltweit diese Pakete mit Injektion, Tabletten und Speicherkarte bereitgestellt. Aber nicht jeder hatte bisher Shift-P injiziert.
»Wen haben Sie bereits?«
Stylez’ Körper zuckte unkontrolliert und Gwen hatte Mühe, die Frau festzuhalten.
»Die Dosis war zu stark«, sagte Gwen. »Sie stirbt uns weg. Sie müssen Ihr das Adrenalin geben.«
»Noch nicht.« Eileen schnaubte. »Zuerst muss sie uns alles sagen, was sie weiß. Wir haben keine zweite Chance.«
»Also schön.« Gwens Tonlage ließ durchsickern, dass ihr das Vorgehen überhaupt nicht gefiel.
Eileen wandte sich wieder an Gabrielle. »Wen haben Sie bereits? Sagen Sie es mir!«
Die Frau spuckte Schaum. »Valois …«
Eileen schloss die Augen und rief sich die zwanzig Namen der Liste in Erinnerung. Valois, Philippe. Ein Franzose. Angehöriger des Marinespezialkommandos Hubert.
»Weiter!«
»Simmons.«
Eileen presste die Lippen aufeinander. Simmons war der Captain des USMC , den sie bereits versucht hatte zu erreichen.
»Phelps«, sagte Stylez freiwillig.
Eileen erinnerte sich an den Namen und konnte ihn als Angehörigen der US Army zuordnen.
»Wen noch?«, fragte sie.
Stylez bäumte sich auf. Ein Schwall weißer Schaum schoss aus ihrem Mund und tropfte aus ihren Nasenlöchern. Blut rann aus ihren Ohren.
»Eileen!«, sagte Gwen und sah sie flehend an. »Sie stirbt.«
»Warten Sie noch.« Eileen beugte sich vor und hob den Kopf der Frau an. »Noch jemand?«
»N-nein … zwei an G-Dawn verloren.«
»Wen?«
Sie zuckte erneut.
Eileen rüttelte sie an der Schulter
»Hannigan, das reicht!«
Sie ignorierte Gwen und schlug der anderen Frau ins Gesicht. Die riss auf einmal die Augen auf. Ihre blaue Iris war verschwunden und machte einem schwefeligen Gelb Platz. Das Weiß ihrer Augäpfel hatte sich blutrot verfärbt.
»Wo befindet sich Ihr Stützpunkt, Gabrielle. Wo?«
Das letzte Wort hatte sie geschrien.
Gabrielle blubberte etwas vor sich hin. Immer wieder spritzte Schaum aus ihrem Mund. Sie stammelte augenscheinlich unverständliches Zeug. Doch Eileen verstand sie. Eine Adresse. Eine Adresse in Lynchburg, Virginia. Die Zuckungen verebbten. Mrs Stylez sackte in sich zusammen. Ihre gelbroten Augen starrten an die Decke. Ein Rinnsal weißen Sekrets lief ihr aus den Mundwinkeln.
Gwen sah Eileen an.
»Sie ist tot«, sagte sie.
Eileen nickte. »Es tut mir leid. Aber sie wäre uns nur im Weg gewesen, wenn wir das hier durchziehen wollen.«
Gwendolyns Augen weiteten sich vor Entsetzen und plötzlichem Verstehen. »Sie hatten gar nicht vor, sie zu retten?«
»Ich habe nicht einmal Adrenalin dabei«, gestand Eileen und blickte der anderen fest in die Augen. »Gwen, die
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