Kalte Spuren (German Edition)
Telefonat kam ihm offenbar sehr ungelegen für seinen fulminanten Auftritt. Wahrscheinlich verfluchte er sich im Stillen dafür, Eileen das Blackberry zurückgegeben zu haben.
»Vermutlich«, sagte sie.
»Ihnen ist klar, dass ich Stylez nur gehen lassen kann, wenn Sie kooperieren. Ich kann Sie aus dem Revier holen lassen. Es kostet mich nur einen Anruf und zwei Agenten einer Bundesbehörde werden Sie sicher zu mir eskortieren.«
»Und dann?«, fragte Eileen. »Werde ich den General sehen?«
Stille. Eileen riskierte einen Seitenblick. Davies machte einen zerknirschten Eindruck. Seine Finger schlossen und öffneten sich permanent. Das Kippeln auf dem Stuhl nahm zu.
»Der General?«, fragte Inga. »Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht, wenn ich Ihnen sage, dass ich für jemand anderen arbeite.«
G-Dawn!, dachte Eileen, aber sie sprach es nicht laut aus.
»Dauert es noch lange?«, fragte Davies ungeduldig.
»Ich muss Schluss machen«, sagte Eileen ins Telefon. »Sie können sich Ihren Anruf allerdings sparen, da ich glaube, dass Sie nicht mehr rechtzeitig hier sein können.«
»Ich verstehe.« Ingas Stimme am anderen Ende klang gepresst. Augenscheinlich hatte sie diese Entwicklung der Ereignisse weder erwartet noch vorhergesehen. »Ich schicke Ihnen eine Kurzmitteilung auf Ihr Handy. Unter der Nummer können Sie mich erreichen, wenn Sie … frei sind. Viel Glück.«
»Danke.« Ich kann es brauchen.
Eileen unterbrach die Verbindung, ließ das Blackberry in ihrer Jackentasche verschwinden und sah zu Davies auf. »Nun, wo waren wir stehen geblieben?« Sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf, schien den Polizeibeamten damit jedoch nur noch mehr zu reizen.
»Ich sagte, ich habe etwas tiefer recherchiert.« Davies schob den Stuhl leicht zurück, als wollte er aufstehen.
Doch er blieb sitzen, die Finger beider Hände ineinander verschränkt.
Gleich lässt er die Bombe platzen. Eileen überlegte, ob sie den Detective überwältigen sollte. Vor der Tür warteten sicherlich Wachen. Es hatte keinen Sinn, jetzt schon einen Fluchtversuch zu unternehmen.
»Ist das noch wichtig für unser Gespräch?«, fragte sie. »Ich würde jetzt gerne mit meiner Dienststelle Kontakt aufnehmen. Mein Auftrag ist noch nicht beendet.«
Davies bleckte die Zähne. »Aber genau darum geht es ja. Sie haben zwei Männer erschossen.«
»Einen, um genau zu sein.« Eileen hob die Schultern. »Der zweite war bereits tot, als ich die Feuerleiter hinunterlief.«
Davies runzelte die Stirn. Offensichtlich hatte ihn Eileens Eröffnung aus dem Konzept gebracht.
»Und wer sollte ihn Ihrer Meinung nach erschossen haben?«
»Gesehen habe ich es nicht, aber die Fahrer des Vans, der losgefahren ist, bevor Ihre Leute mich gestellt haben, könnten es gewesen sein.«
»Welcher Van?«
»Ich sehe, Sie haben Ihre Hausaufgaben doch nicht richtig gemacht, Detective.« Eileen grinste. »Meine Partnerin, Agent Carson, ist entführt worden.«
Eine Schweißperle lief über Davies’ Stirn. Er schien nun total verunsichert zu sein. »Aber warum haben Sie … da stimmt doch was nicht. Die beiden Männer trugen Dienstausweise der Homeland Security bei sich!«
Autsch! Das war also der springende Punkt und die Lücke in ihrer Tarnung.
»Warum erschießt eine FBI -Agentin einen anderen Bundesagenten?«
Tja, das werde ich ihm wohl nicht mehr erklären können. Eileen setzte dazu an, über den Tisch zu springen und Davies rasch zu überwältigen, seine Waffe an sich zu bringen und sich den Weg aus dem Polizeirevier notfalls freizuschießen.
Sie kam nicht mal dazu, den ersten Teil ihres Vorhabens in die Tat umzusetzen. Die Tür schwang ohne Vorwarnung auf. Davies’ Kopf ruckte hoch und Eileen drehte sich um. Drei Männer in grau-beigem Anzug mit Krawatte und jeweils mindestens einer ausgebeulten Stelle am Sakko, unter der Achselhöhle oder an der Hüfte. Bundesagenten. Der vordere zückte auch gleich einen Ausweis, ließ ihn aufschnappen. Auf der rechten Seite war eine goldene Dienstmarke zu sehen, auf der linken der mittlerweile scheckkartengroße Einheitsausweis, den Eileen mit dem IDCC nachgemacht hatte.
»Ich hoffe, ich störe Ihre Party nicht, Detective«, sagte der Mann. »Agent Callahan, Homeland Security. Das sind die Agents Lloyd und Fitzgerald. Danke, dass Sie uns verständigt haben, Detective Davies. Ab hier übernehmen wir.«
Eileen starrte den Mann an und stufte ihn sofort als gefährlich ein. Vielleicht hätte sie nicht so lange damit warten
Weitere Kostenlose Bücher