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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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weiteren Tischen in Wandnähe zogen sich Lederbänke entlang. Die Atmosphäre war hell und freundlich.
    Ziggy Palewski saß mit dem Rücken zur Wand auf einer der Bänke. Als Newman eintrat, hob er grüßend eine Hand. Er schien der einzige Gast zu sein, doch als Paula einen Blick in die kurze Seite des L warf, sah sie Marier. Er saß an einem Tisch für sich allein, hatte eine Tasse Kaffee vor sich, und auf der Bank neben ihm lang ein langes, schmales Futteral.
    Großer Gott, dachte Paula, er hat sein Gewehr mitgebracht.
    Newman übernahm die Vorstellung, und der bärtige Palewski stand auf, um Tweed und Paula die Hand zu reichen. Dann forderte er Tweed auf, sich neben ihn zu setzen.
    »Kaffee für alle?« fragte Palewski.
    Eine Kellnerin in einer weißen Uniform, so makellos sauber wie das ganze Cafe, war erschienen. Alle entschieden sich für Kaffee. Als Paula sich neben Newman niederließ, warf sie einen Blick auf Marier, der eine Zeitung las und keine Notiz von ihnen genommen hatte. Er trug eine Brille, die, wie sie wußte, Gläser aus Fensterglas hatte. Sie verlieh ihm ein professorales Aussehen.
    »Dies ist möglicherweise die wichtigste Zusammenkunft meines gesamten beruflichen Lebens, Mr. Tweed«, begann Palewski. »Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß. Vieles davon haben Sie zweifellos bereits selbst herausgefunden, aber vermutlich nicht alles. Ich hoffe, es ist Ihnen recht, wenn ich sehr ausführlich werde …« Er warf einen Blick auf Paula. »Ich fürchte, Sie werden sich dabei fürchterlich langweilen.«
    »Das halte ich für höchst unwahrscheinlich.«
    Sie lächelte ihn an. Ziggy Palewski gefiel ihr schon jetzt. Er hatte intelligente und wachsame Augen, und sie spürte, daß er im Grunde seines Herzens ein sehr gütiger Mann war.
    »Dann will ich anfangen«, sagte Palewski. »Ich bin Walvis seit zwei Jahren auf der Spur – zwischen anderen Jobs, die ich erledigen mußte, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Walvis hat es schnell herausbekommen, und meine Nachforschungen gefallen ihm nicht. Er fürchtet sich vor dem detaillierten Bericht, den ich im
Spiegel
über ihn veröffentlichen will. Seine Idee ist sehr simpel und todbringend – er will sich ganz Westeuropas bemächtigen, indem er mit Guerilla-Methoden gegen die NATO vorgeht, die nicht dazu ausgerüstet und ausgebildet ist, einem derartigen Ansturm zu widerstehen.«
    »Welche Art von Guerilla-Methoden?« fragte Tweed.
    »Ziemlich diabolische. Können Sie sich ein Panzerbataillon vorstellen, das gegen Hunderttausende von Flüchtlingen vorgehen muß, die über die Oder-Neiße-Linie aus Polen nach Deutschland einströmen und gleichzeitig nach Italien und Österreich? Wie viele Leute können ausgebildete Soldaten kaltblütig abschlachten, bevor ihnen übel wird und sie es aufgeben?«
    »Werden die Flüchtlinge bewaffnet sein?« erkundigte sich Tweed.
    »Ja. Mit automatischen Waffen und Handgranaten, und er hat Spezialeinheiten, die Giftgas benutzen werden. Aber, Mr. Tweed …« Palewski hatte ihm sein Gesicht zugewandt und rückte noch enger an ihn heran. »Stellen Sie sich diese gewaltigen Horden vor, ungeheure Menschenmengen, die sich in etwas ergießen, von dem man ihnen gesagt hat, es wäre ein Schatzhaus voller Nahrung und Geld – Leute, die aus den erbärmlichen Lebensverhältnissen im Osten kommen. Sie wollen lieber sterben, als dorthin zurückkehren. Es wird wie eine anbrandende Flut aus menschlichen Wesen sein. Daher der Name – Projekt Sturmflut.«
    »Weshalb tut er das?« fragte Tweed.
    »Um die Macht über die Welt zu gewinnen. Die Macht, sie umzugestalten, aus dem, was wir als Zivilisation bezeichnen, etwas zu machen, was seiner Meinung nach an ihre Stelle treten sollte.«
    »Und das ist?«
    »Eine stabile Welt – oder das, was er sich darunter vorstellt.
    Jedes Land auf der Basis eiserner Disziplin unter strengster Kontrolle eines von ihm ernannten Gouverneurs.«
    »Das hört sich an wie ein unmöglicher Traum – ein Alptraum.«
    »Finden Sie?« Palewski zündete sich ein Zigarillo an, nachdem er Paulas Erlaubnis eingeholt hatte. »Denken Sie an Napoleon; der ist noch weiter gegangen. Er hat Mitglieder seiner eigenen Familie auf die Throne Europas gesetzt. In gewisser Hinsicht ist Gabriel March Walvis ein Genie. Sehen Sie sich an, was er bisher erreicht hat. Dabei kam er buchstäblich aus dem Nichts.«
    »Wo stammt er her?« fragte Tweed.
    »Das ist eine Frage, die ich trotz all meiner Recherchen nicht beantworten kann. Er

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