Kalte Wut
müssen sehr in Ihr Gespräch vertieft gewesen sein. Und jetzt stecken Sie in der Zange. Sehen Sie nach vorn …«
Newman wirbelte abermals herum, wütend auf sich selbst, weil er nicht auf der Hut gewesen war. Vom Dolphin aus kamen Tweed und Paula auf sie zu. Newman runzelte die Stirn. Er hatte noch nie erlebt, daß Tweed sich so schnell bewegte. Paula hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Die Sonne ließ ihr dichtes schwarzes Haar funkeln und betonte das, was das Beste an ihr war – ihr gutgeschnittenes Gesicht und das entschlossene und trotzdem wohlgeformte Kinn. Sie trug ein blaues Kostüm und ihre Umhängetasche, die beim schnellen Gehen vor- und zurückschwang. Mehrere Männer musterten sie interessiert, aber sie ging weiter, ohne nach rechts oder links zu schauen.
Marier setzte Butler und Nield mit ein paar knappen Worten ins Bild, berichtete von Newmans Warnung vor Winter, lieferte ihnen seine Beschreibung und informierte sie über Philips Anruf aus München. Als Paula mit Tweed eintraf, war sie es, die die Anweisung erteilte.
»Alle Mann an Deck. Tweed macht sich Sorgen wegen Philip, und wir müssen Chichester auseinandernehmen, und zwar sofort.«
»Sind alle über die jüngsten Entwicklungen informiert?« fragte Tweed. »Gut. Sie brauchen sehr viel Glück, wenn Sie heute zum Essen kommen wollen. Ich habe die Räder bereits in Bewegung gesetzt.«
»Was heißt das – und was meinen Sie mit ›Chichester auseinandernehmen‹?« fragte Nield.
»Tweed hat gerade von einer öffentlichen Telefonzelle aus mit Monica gesprochen«, erklärte Paula. »Sie soll so viel wie möglich über International & Cosmopolitan Universal Communications herausfinden. Wir haben den Namen schon einmal gehört, aber hat jemand von Ihnen eine Ahnung, wie diese Firma arbeitet?
Welche Ziele sie verfolgt? Ich jedenfalls weiß es nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte Marier und zündete sich eine King–Size-Zigarette an, die er in eine Elfenbeinspitze gesteckt hatte.
»Unsere nächste Aufgabe«, fuhr Paula fort, »ist ein Gespräch mit einem hiesigen Grundstücksmakler. Wir müssen herausbekommen, wer Amber Cottage gemietet hat. Und außerdem, ob es in dieser Gegend hier jemanden gibt, der eine Menge Einfluß hat – Geld, Macht. Wir haben einen Makler, der in Frage kommen könnte, in der East Street in der Nähe des Cross ausfindig gemacht. Der Empfangschef im Hotel hat ihn Tweed empfohlen. Wir haben einen Blick in sein Büro geworfen, und es war nur ein Mann darin. Die Firma heißt Beech & Bradstock.«
»Genug geredet«, unterbrach Tweed sie. »Wir gehen jetzt dorthin. Ich will diesen Makler nervös machen. Wir gehen alle hinein, aber das Reden überlassen Sie mir.« Während Paulas Erklärungen hatte er mit den Händen in den Taschen seines Regenmantels dagestanden und war auf den Absätzen langsam vor- und zurückgewippt, ein Zeichen von Ungeduld, die er nur selten verriet. »Worauf warten wir dann noch?« fragte Marier.
»Mr. Beech oder Mr. Bradstock?« fragte Tweed aggressiv den dünnen Mann, der sich allein in dem Maklerbüro befand.
»Beech.« Der Makler, ein schwächlicher Mann mit einem Fuchsgesicht, musterte nervös die vielen Leute in seinem Büro.
Marier lehnte an der Wand, an einer Stelle, an der Beech ihn nur mit Mühe sehen konnte. »Was kann ich für Sie tun? Ich fürchte, ich habe nicht genügend Stühle für Sie alle«, sagte Beech, nach wie vor hinter seinem Schreibtisch stehend.
»Kein Grund, Angst zu haben«, knurrte Butler.
»Weshalb sollte ich Angst haben?« platzte Beech heraus.
»Keine Ahnung«, erwiderte Butler.
»Mr. Beech«, begann Tweed seine psychologische Attacke.
»Wir interessieren uns für Amber Cottage an der Straße nach West Wittering. Wem gehört das Haus?«
»Amber Cottage?« Beechs Augen flackerten durch das Zimmer, vermieden den Blickkontakt mit irgendeinem seiner Besucher. »Vielleicht sollte ich Ihnen sagen, daß sich dort kürzlich etwas sehr Unerfreuliches ereignet hat.«
»Etwas, das sich zu einem Mordfall ausgewachsen hat«, fuhr Tweed ihn an. »Vielleicht möchten Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben.«
Er zog einen Ausweis, schlug ihn auf. Das Dokument war eine Fälschung, hergestellt im Keller des Hauses am Park Crescent.
Beechs Augen weiteten sich, als er den Ausweis betrachtete, den Tweed ihm unter die Nase hielt.
»Sonderdezernat. Es ist das erstemal, daß ich jemanden von dieser Organisation kennenlerne.«
»Und jetzt lernen Sie eine ganze Delegation
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