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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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stillen blauen See, der dort, wo er das Sonnenlicht reflektierte, wie Quecksilber funkelte.
    Philip hatte keine Ahnung, wie Hellmanns Haus aussehen würde, aber es übertraf alle Vorstellungen, die er gehegt haben mochte. Ein sehr großer Bungalow mit einem roten Ziegeldach, sehr weit von der Straße entfernt und durch einen abfallenden Rasen, von dem der Schnee abgeschmolzen war, von ihr getrennt.
    Er bog in die Auffahrt ein und hielt dicht neben den Stufen zu einer Terrasse, die sich an der gesamten Vorderfront des Gebäudes entlangzog. An den Fenstern waren die Vorhänge zugezogen, so daß es aussah, als wäre das Haus zur Zeit unbewohnt.
    »Hoffen wir das Beste«, dachte Philip. Er stieg aus, schloß den Wagen ab und eilte die Stufen hinauf.
    Die Haustür bestand aus massivem Holz und hatte Messingbeschläge. In den oberen Teil war ein Spion eingesetzt, und unter der Dachtraufe entdeckte er auf die Tür gerichtete Kameras. Er läutete und wartete. Sein Blick war auf das Gitter der in die weißgetünchte Mauer eingelassenen Sprechanlage gerichtet.
    »Weisen Sie sich aus«, befahl eine leise Stimme auf Deutsch.
    »Ich möchte zu Manfred Hellmann«, sagte Philip dickköpfig.
    »Weisen Sie sich aus«, wiederholte die Stimme.
    »Ich bin Philip Cardon. Ich wurde von jemandem hierhergeschickt, der ein alter Freund von Mr. Hellmann ist.
    Marier aus London.«
    Es kam keine Antwort, und ein paar Augenblicke lang glaubte Philip, daß er nicht eingelassen werden würde. Dann schwang die schwere Tür sehr langsam und lautlos auf. Sie mußte von einem elektronischen Mechanismus gesteuert werden. Und als der Mann, mit dem er gesprochen hatte, in Sicht kam, hielt er tatsächlich ein schwarzes Kästchen in der Hand.
    »Bitte kommen Sie herein, damit wir uns weiter unterhalten können. Es ist Ihnen doch wohl niemand gefolgt?«
    »Doch«, erwiderte Philip, der nach seinem ersten Eindruck von dem Deutschen beschlossen hatte, die Wahrheit zu sagen. »Aber ich habe sie abgeschüttelt. Sie werden gerade etliche Kilometer von hier entfernt von einem Polizisten verhört, der glaubt, sie wären Heroindealer.«
    »Warum?« fragte der Deutsche, der jetzt Englisch sprach.
    »Sind Sie Manfred Hellmann?« vergewisserte sich Philip.
    »Der bin ich …«
    Die Realität unterschied sich erheblich von jedem Bild, das Philip sich in Gedanken von Hellmann gemacht hatte. Er war einsachtzig groß, in den Fünfzigern, hatte eine hohe Stirn und dichtes, blondes Haar und trug einen weißen Rollkragenpullover, eine weiße Hose und einen blauen Blazer mit Goldknöpfen. Er erinnerte Philip an einen Segler; auf jeden Fall machte er den Eindruck eines sehr sportlichen Mannes, während er seinen Besucher belustigt musterte.
    »Warum?« wiederholte er. »Warum glaubt der Polizist, Ihre Verfolger wären Heroindealer?«
    Philip erklärte kurz den Streich, den er seinen Verfolgern in dem blauen Audi gespielt hatte. Hellmann warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. Philip hatte den Eindruck, daß er einfach zu liebenswert und gutartig war, um ein heimlicher Waffenhändler zu sein.
    »Wer waren diese Leute, die Ihnen gefolgt sind?«
    »Keine Ahnung«, sagte Philip automatisch.
    Hellmanns Verhalten änderte sich. Er verschränkte die Arme, musterte Philip mit einem harten Blick, sprach abrupt.
    »Ist das alles, was Sie mir über diesen Mann sagen können – wie hieß er doch gleich? Marier?«
    »Er hat außerdem gesagt, ich sollte ›Walküre‹ zu Ihnen sagen.«
    »Großartig!« Hellmann war wieder verbindlich. »Jetzt können wir ins Geschäft kommen. Aber vorher möchte ich Ihnen noch etwas zeigen.«
    Er legte Cardon einen Arm um die Schultern, führte ihn zu einer kleinen Treppe an der Seite der Diele, nahm seinen Arm weg und zeigte dann auf ein großes rundes Fenster. Er bedeutete Philip, zu ihm zu treten.
    Der Blick aus dem Fenster war atemberaubend. Man konnte über die Dächer anderer Häuser hinweg auf den See schauen bis ans jenseitige Ufer. Mitten auf dem See schwamm ein riesiges, an einer Boje verankertes Flugzeug. Ein großes Schlauchboot mit einem Außenbordmotor legte gerade in Richtung Ufer ab. Es war bis auf den letzten Platz mit Männern besetzt.
    »Haben Sie je von einem Mann namens Gabriel March Walvis gehört?« fragte Hellmann.
    »Ja, das habe ich.« Philip entschied, daß es an der Zeit war, seinem Gastgeber gegenüber ehrlich zu sein – bis zu einem gewissen Punkt. »Ich glaube, es waren Walvis’ Leute, die mir in

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