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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hineinstoßen.
    Ich werde nicht ruhen, bis dieser Walvis vom Angesicht der Erde verschwunden ist.«

15
    Am folgenden Morgen, während etliche Leute nach München flogen, zum Teil mit Lufthansa, zum Teil mit British Airways, fuhr Philip Cardon nach Berg am Starnberger See. Er saß am Steuer des BMW, den Ziggy Palewski ihm geliehen hatte.
    Über Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und die Luft war kristallklar und anregend wie Wein. Im Süden konnte er die scharf umrissenen Silhouetten der verschneiten Alpen sehen. Aber Philip war sich all dieser Fakten, die ihn normalerweise in eine heitere Stimmung versetzt hätten, kaum bewußt.
    Es war Donnerstag, aber er dachte an den Montag, und er wußte, daß er Montage noch lange Zeit fürchten würde. Jean war an einem Montag im Nuffield Hospital gestorben. Er schaute auf die Uhr und rechnete sich aus, wie viele Stunden sie an diesem verhängnisvollen Tag noch zu leben gehabt hatte. Es war diese Ablenkung, diese Gefühlsaufwallung, die ihn übersehen ließ, daß er verfolgt wurde.
    In einem blauen Auto, auf der Autobahn zwei Wagen hinter ihm, saß Otto auf dem Beifahrersitz – Otto, der ehemalige Kriminalbeamte, den er am Vortag vor dem Münchener Hauptbahnhof bewußtlos geschlagen hatte.
    Eine Weile zuvor war Walvis in seiner Danubex-Zentrale – der neue Name stand bereits auf einer Tafel am Eingang – von einem Arzt gewarnt worden. Dieser hatte auf seinen Patienten gedeutet, der mit einem Kopfverband auf einem Stuhl saß.
    »Er hat eine leichte Gehirnerschütterung – jedenfalls scheint sie nur leicht zu sein. Er braucht sehr viel Ruhe und …«
    »Mir scheint Otto völlig in Ordnung zu sein«, hatte Walvis erwidert. »Er kann normal sprechen. Sein Gehirn funktioniert. Er kann normal gehen. Wissen Sie, was das Problem mit euch Ärzten ist?«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich beleidigen zu lassen.«
    Hinter dem Arzt, einem schlanken, mittelgroßen Mann, verzog Martin das Gesicht. Walvis, der in seinem großen Drehsessel gesessen hatte, stand auf, und sein massiger Körper überragte den kleineren Mann. Seine Lider zuckten, und seine dicken Lippen waren bösartig verzerrt. Er lispelte beim Sprechen, und Martin wußte, daß er wütend war. Seine Stimme war trügerisch sanft.
    »Das Problem mit euch Ärzten ist, daß ihr immer glaubt, ihr müßtet an einem Patienten etwas finden, das nicht in Ordnung ist.
    Und warum? Nur aus einem einzigen Grund. Um eure unverschämten Honorare zu rechtfertigen. Ich zahle Ihnen ein Vermögen. Sie haben Kugeln aus meinen Leuten herausgeholt …«
    »Bitte, Sir.« Der Arzt war nervös geworden. »Es ist ein Zeuge anwesend …«
    »Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, werden Sie nie mehr eine Straße ohne Angst überqueren. Haben Sie nicht gelesen, wie viele Leute von Autos überfahren werden, die sich dann aus dem Staub machen? Aber wenn das passieren sollte, wird es nichts mit mir zu tun haben. Heutzutage wimmelt es auf den Straßen von verantwortungslosen jungen Fahrern. Was sagten Sie doch gerade über Beleidigungen?«
    »Das ist mir nur so herausgerutscht … war nicht persönlich gemeint, das versichere ich Ihnen. Bitte entschuldigen Sie diese unverzeihliche Bemerkung.«
    Der Arzt stotterte und zitterte, während Walvis so dicht vor ihm stand, daß er ihn beinahe berührte. Der massige Mann schob die Unterlippe vor und starrte sein Opfer bösartig an. Der Arzt beeilte sich, die richtigen Worte zu finden, damit er verschwinden konnte.
    »Ich glaube, Otto erholt sich recht gut …«
    »Erholt sich?«
wiederholte Walvis mit tödlichem Nachdruck.
    »Ich meine, er hat sich erholt. In ein paar Tagen kann der Verband abgenommen werden. Ich hoffe, ich kann Ihnen auch in Zukunft zu Diensten sein …«
    »Das«, erklärte Walvis, wendete sich von ihm ab und stapfte zur Hausbar, »ist etwas, worüber ich noch gründlich nachdenken muß. Ich glaube, in ein paar Wochen ist Ihr absurd hohes Jahresgehalt fällig. Das Sie natürlich brauchen, um Ihre Geliebte in Schwabing aushaken zu können. Auf Wiedersehen, Doktor.«
    Nachdem der Arzt gegangen war, hatte Walvis Martin mit einem Kopfnicken angewiesen, ihn in ein Nebenzimmer zu begleiten. Er machte die Tür zu, damit Otto nicht mithören konnte.
    »Wir brauchen Otto, damit er diesen Philip Cardon identifiziert.
    Sie haben Männer beim Hotel Platzl postiert? Gut. Da Cardon, der gestern am Hauptbahnhof über unsere Leute hergefallen ist, Pierre beinahe umgebracht hat, sind wir auf Otto

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