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Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten

Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten

Titel: Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Toporski
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habe ich nach wie vor keine und meine Fußlappen wären binnen kurzem vom kalten Tau durchtränkt. Die Kälte beißt an den Füßen. Ich versuche, ob ich sie mit Rennen warm kriege, aber das nützt auch nichts.
    Und da habe ich plötzlich eine Idee. Ich warte, bis eine der Kühe einen schönen, großen Fladen fabriziert hat, einen, der nicht über die Wiese verkleckert ist, sondern einen richtig tiefen Haufen bildet. Und dann stelle ich mich mitten hinein! – Ist das schön! Wie erlöst genieße ich die Wärme, spüre, wie sie von unten her in meine Füße einzieht, wie sie allmählich meine Sohlen besänftigt, dann die Zehen auftaut und schließlich in meinem ganzen Körper ein wohliges Wärmegefühl auslöst. Unbewegt bleibe ich stehen, bis der Fladen abgekühlt ist. Und dann suche ich mir einen neuen.
    Am nächsten Morgen habe ich noch eine gute Idee. Statt durch den Bach zu waten, setze ich mich auf Martha und lasse mich von ihr hinübertragen. Aber auf den Wiesen muss ich dann doch durch den kalten Reif laufen. Also wieder Fußbad!
    Tagsüber erwärmen sich die Wiesen in der Sonne allmählich und trocknen. Dann macht es mir nichts mehr aus, mit bloßen Füßen durch das Gras zu laufen, auch wenn es immer noch nicht gerade warm ist. Ich spüre das schon gar nicht mehr. Nur manchmal, wenn der Wind geht, oder eben am frühen Morgen, da würde ich mir gern ein Feuer machen, um mich ein bisschen zu wärmen. Trockene Kuhfladen habe ich schon gesammelt und an einem geschützten Platz zum Nachtrocknen in die Sonne gestellt. Aber woher soll ich ein Streichholz bekommen? Und danach fragen? – Nie im Leben!
    In gewisser Weise habe ich mir auf diesem Hof inzwischen meinen Platz erobert. Jedenfalls gibt es manchmal ganz kleine Beweise des Vertrauens. Vieles darf ich jetzt ganz selbstständig machen, und das hat nebenbei auch den unschätzbaren Vorteil, dass ich den Bauern viel weniger zu sehen kriege. Und die Bäuerin spricht hin und wieder mit einer gewissen Vertraulichkeit mit mir. Das ist aber auch schon alles. Lob und Anerkennung gibt es hier nicht. Und Anschluss an die Familie? Du lieber Himmel! Nein danke! Darauf würde ich bei diesen Leuten auch gar keinen Wert legen.
    Vor allem vor ihm muss ich mich immer noch hüten und mich so unsichtbar wie irgend möglich machen. Denn ich kann nie sicher sein, dass er in seinem Suff nicht einen Rappel kriegt und seine Wut an mir auslässt.
     
    Die Regenzeit hat begonnen, die Kühe bleiben jetzt im Stall. Es ist zu kalt, das Gras wächst nicht mehr nach und die Wiesen sind erschöpft. Die meisten Blätter hat der Wind schon von den Bäumen gefegt, und die Bäuerin grummelte heute Morgen etwas von einem frühen Winter.
    Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, dass das Orakel des Eichhörnchens doch nicht gestimmt hat. Gut, ich habe »noch dieses Jahr« gesagt, aber gehofft habe ich natürlich »so rasch wie möglich«. Inzwischen ist schon das letzte Vierteljahr angebrochen und es sieht ganz und gar nicht nach einer Veränderung aus.
    Jetzt, wo ich meist im Stall bin, habe ich mehr zu tun als auf der Weide. Die Kühe rupfen nicht mehr selber ihr Gras, und so muss ich sie von morgens bis abends versorgen, also füttern, melken, misten, streuen und striegeln. Nur beim Melken hilft mir die Bäuerin, alles andere erledige ich allein. Ein paar Arbeiten, die ich bisher noch nicht gemacht habe, werden mir einmal gezeigt, dann habe ich es gefälligst zu können.
    »Hier rein das Heu und das Stroh, halbe-halbe«, erklärt die Bäuerin an der Häckselmaschine.
    Ihre schrille Stimme kann ich noch immer nicht ertragen! Ich lege Heu und Stroh in die Förderrinne des Häckslers, quetsche sie zwischen die Walzen, und die Bäuerin dreht die Kurbel des großen Schwungrades. Bei jeder Umdrehung schneidet das Messer eine Daumenbreite von den dicht gepressten Halmen ab. Langsam wächst der Häckselhaufen.
    »Ganz einfach«, sagt sie und verschwindet.
    Also weitermachen! Ich versuche es. Aber das ist leichter gesagt als getan! Ich packe die Kurbel mit beiden Händen und setze das Schwungrad in Bewegung. Das Rad ist zu groß, an das obere Ende reiche ich zwar noch heran, kann aber keine Kraft mehr darauf ausüben. »Ratsch!«, macht es und das Messer hat sich festgesetzt. Also noch einmal, diesmal mit mehr Schwung: ratsch – und das Messer sitzt wieder fest! Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Wenn der Bauer merkt, dass ich es nicht schaffe, gibt es Ärger!
    Was tun? – Ich müsste höher

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