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Kalteis

Kalteis

Titel: Kalteis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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dagesessen und hatte ihm zugesehen. Erst danach packte ich die nötigsten Sachen zusammen. Nahm die beiden schreienden Kinder und verließ die gemeinsame Wohnung, ehe er zurückkehren konnte. Ich ging mit den Kindern zu meinen Eltern. Noch am gleichen Tag fuhr ich allein nach München, um die Scheidung einzureichen. Mich nicht darum scherend, wie die Leute im Abteil mich anschauten. Teils heimlich, teils offen in mein verquollenes Gesicht starrten. Ich konnte kaum aus den Augen schauen.
    (Fortsetzung der Vernehmung Josef Kalteis)
Geschlagen, geschlagen habe ich meine Frau nie.
Einen kleinen Schubser werde ich ihr gegeben haben. Einen kleinen Stoß habe ich ihr gegeben.
Ich schlage keine Frauen, wenn sie das gesagt hat, hat sie es gesagt? Hat sie gesagt, ich habe sie geschlagen? Dann ist das eine Lüge. Eine verdammte Lüge ist das dann.
Immer mehr Geld wollte sie von mir haben. Immer mehr. Nicht haushalten konnte sie damit. Mit 25 Reichsmark, da mit kann man doch auskommen, oder? 25 Mark in der Woche, 25, das ist doch wirklich genug. Aber immer wollte sie mehr. Immer Geld, Geld, Geld! Da hob ich ihr halt eine run tergehaut. Dieses ständige Gekeife, es ging mir auf die Nerven. Und wie ich es nicht mehr habe aushalten können, habe ich ihr eine gelangt. Mehr war es nicht. Nur damit sie endlich ihren Mund hält. Endlich still ist.

Walburga
    Es war bereits später Nachmittag, als ich mit dem Zug aus München zurückgekommen bin. Beim zuständigen Gericht war ich. Die Scheidung hatte ich eingereicht. Der Beamte war so nett, beim Ausfüllen der Papiere nicht direkt in mein zerschundenes Gesicht zu schauen. Ich war ihm dankbar dafür.  Ich musste in die Wohnung. Ich brauchte doch noch ein paar Sachen für die Kinder. Und für mich. Dinge, die ich am Morgen zurückgelassen hatte; zurücklassen musste. Ich war doch so in Angst gewesen, er könnte gleich wieder zurückkommen. Ich wagte es nicht, sofort in die Wohnung zu gehen. Traute mich nicht. Deshalb ging ich zuerst zur Wohnung meiner Eltern. Dort wartete ich, bis ich sicher sein konnte, dass er bereits auf dem Weg zu seiner Nachtschicht war. Spätnachts machte ich mich auf den Weg in die Wohnung. In den Fenstern war kein Licht, die Wohnung lag ruhig. Ich hatte vor der Tür eine Weile gewartet, gelauscht, ich wollte ihm nicht begegnen. Erst als ich mich sicher fühlte, steckte ich den Schlüssel ins Schlüsselloch und sperrte die Wohnungstür auf. Für einen kurzen Augenblick kehrte die Angst zurück. Ich war sicher, absolut sicher, dass ich bei meinem Weggehen heute Morgen zweimal abgeschlossen hatte. Und jetzt hatte es genügt, den Schlüssel nur leicht zu drehen.
    Die Tür war unverschlossen, nur ins Schloss gefallen und zugeschnappt.  Er war im Laufe des Tages hier gewesen. Hatte gemerkt, dass ich einen Teil meiner Sachen zusammengepackt hatte. Hatte die Tür einfach hinter sich ins Schloss gezogen. Niemand war in der Wohnung. Zögernd ging ich hinein.  Alles lag im Dunkel, nur durch die weit offen gelassene Tür fiel etwas Licht aus dem Treppenhaus in den Flur. Ich wollte sie nicht schließen. Fühlte mich so sicherer.  Die Tür zum Schlafzimmer war zu, wie die Tür zur Wohnküche. Die ganze Wohnung wirkte mit einem Mal nicht mehr vertraut, alles war bedrohlich.
    Unsicher stand ich im Flur, wollte umkehren. Zögerte. Zwang mich zum Bleiben. Vorsichtig öffnete ich die Küchentüre. Wagte es nicht, das Licht in der Küche anzuschalten. Der Raum im Halbdunkel, erleuchtet nur durch das Licht, dass durch die geöffneten Vorhänge des Fensters von der Straße hereinfiel.  Die Küche sah aus wie immer, nichts schien sich seit meinem Verlassen verändert zu haben. Alle Dinge lagen an ihrem Platz. Nur die Schublade im Büfett geöffnet. Ich ging hinüber, warf einen Blick hinein. Fehlten die beiden Messer? Ich war mir nicht sicher. Verwarf den Gedanken im gleichen Augenblick wieder. Packte ein paar Sachen zusammen. Ich musste noch ins Schlafzimmer, brauchte Kleidung für mich und die Kinder.
    Ein letztes Mal sah ich mich in der Küche um, dann verließ ich den Raum. Ging über den kleinen Flur hinüber zum Schlafzimmer.  Langsam drückte ich die Klinke der Schlafzimmertür nach unten. Wollte kein Geräusch machen. Öffnete die Tür zuerst nur einen Spalt. Ein leises Knarren. Ich blieb stehen, lauschte in die Dunkelheit. Angespannt. Alles blieb ruhig.
    Ich atmete tief durch, gab mir einen Ruck und öffnete die Tür ganz.  Gerade in dem Augenblick, als ich mich

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