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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Tod von Miss Steen habe möglicherweise keine natürlichen Ursachen. Ist das korrekt?«
    »Nicht ganz.« Haydon fand, daß Farris kein Monopol auf Ausweichmanöver hatte.
    »Ich glaube, das verstehe ich nicht ganz«, sagte Farris.
    Haydon widerstand der Versuchung, sich mit dem Anwalt eine Sparring-Runde zu liefern.
    »Wir haben noch nicht den endgültigen Bericht des medizinischen Sachverständigen, und bevor wir nicht die genaue Todesursache kennen, müssen wir alle Möglichkeiten untersuchen.«
    »Ich verstehe.«
    »Kennen Sie einen Paolo Guimaraes oder einen Miguel de la Borda?« fragte Haydon und wechselte damit sein Thema.
    Farris zögerte einen Augenblick – er überlegt sich, wie er sich verhalten soll, dachte Haydon – und tat dann so, als ob ihm allmählich dämmerte, um wen es sich dabei handeln könnte.
    »Ja… Ja, ich glaube mich zu erinnern, daß Miss Steen an zwei Nachtklubs beteiligt war, die den beiden Männern gehören. Ihr Anteil war übrigens recht gering. Aber ich nehme an, das wissen Sie bereits.«
    »Sind die beiden amerikanische Staatsbürger?«
    »Ich glaube, weder der eine noch der andere. Mr. de la Borda stammt aus Panama, soviel ich weiß, und Guimaraes ist Brasilianer. Beide haben eine Menge Geld investiert, hier in Houston und im ganzen Süden.«
    »Dann haben die beiden vermutlich geheime Telefonnummern. Ich habe sie jedenfalls nicht im Telefonbuch finden können. Könnten Sie mir die Nummern und die Adressen aus Ihren Unterlagen übermitteln?«
    »Es ist Ihnen sicherlich klar, daß ich das nicht kann, Sergeant. Ich bin jederzeit bereit, Ihnen zu helfen, aber nur, solange es das Vertrauensverhältnis zwischen mir und meinen Klienten nicht stört.«
    »Vielen Dank – aber ich glaube, das ist vorläufig alles. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Gern geschehen«, sagte Farris.
    Zum Mittag ließ sich Haydon ein Sandwich bringen und verbrachte dann den Rest des Tages vor dem grünen Monitorschirm des Computers. Er stellte eine alphabetische Liste aller Namen zusammen, die bisher bei den Todesfällen der Callgirls aufgetaucht waren, und gab sie dem Computer ein, dann wählte er eine Vielzahl von Datensammlungen aus. Wenn die Antwort positiv ausfiel, ließ er sich einen Ausdruck anfertigen, den der Computer mit geschwätziger Tüchtigkeit ausspuckte. Haydon riß das perforierte Papier aus dem Rückteil des Geräts und heftete es der Akte bei, dort, wo der betreffende Name auftauchte.
    Als er am Donnerstagabend nach Hause fuhr, hatte er bereits zwei Drittel seiner Liste erledigt und ein paar zusätzliche Namen herausgefunden. Am Freitagmorgen kam er früh ins Büro, bevor die Leitungen überlastet waren, und setzte seine Suche mit dem Computer fort, unterbrach sie nur, um mit Hirsch und Mooney zu sprechen, die mehrmals anriefen, um enttäuschende Ergebnisse mitzuteilen. Die Suche nach den Namen war am frühen Nachmittag zu Ende, und von da an ergänzte Haydon die Hauptakte durch Niederschriften der Berichte von Mooney und Hirsch. Er hatte die Akte einfach mit der Aufschrift CALLGIRLS versehen. Als er am Freitagabend nach Hause fuhr, nahm er sich die Akte mit.

16
     
    Cinco lag auf der Terrasse in einem Netzwerk aus Schatten und schnappte verärgert nach den Junikäfern, die vom Licht aus der Glastür zur Bibliothek angelockt wurden. Drinnen war Nina gerade aufgestanden, hatte eine Schallplatte mit den Nocturnes von Chopin umgedreht, und war zu ihrem Lehnsessel zurückgekehrt, wo sie die Füße unter sich zog und die neue Juliausgabe von Town and Country aufschlug. Haydon saß am Refektoriumstisch mit dem Rücken zu ihr und ging seine Akte zum zweitenmal durch.
    Als der Türgong vom Vordereingang ertönte, hob Haydon den Kopf. Er wußte, daß Nina ihn ansah, um festzustellen, ob er jemanden erwarte, daher schüttelte er den Kopf und zog die Schultern hoch. Er hörte, wie Nina ihre Zeitschrift weglegte und zur Sprechanlage ging, die sich neben der Tür zur großen Diele befand.
    »Ja?«
    »Nina, meine Liebe – hier ist Harl.« Die Stimme klang tief, sogar über den Lautsprecher. »Sind Sie allein? Stehen uns ein paar schöne, gemeinsame Stunden bevor?«
    Nina lachte. »Ich lasse Sie rein, Van, aber Sie werden mich teilen müssen. Er ist da.«
    »Ach, verdammt.«
    Sie drückte auf den Knopf, der das Tor an der Einfahrt öffnete, und Haydon drehte sich um.
    »Er hat etwas, sonst würde er nicht persönlich vorbeikommen.«
    »Ich lasse ihn rein«, sagte Nina. Sie lächelte, als sie hinausging in

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