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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Hammond«, sagte er, dann verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete die Frau auf dem Bett. Er hatte einen kurzärmeligen Overall an, über dem er einen Isolierkittel trug, genau wie die Kriminalbeamten, nur daß der seine aus durchsichtigem Plastikmaterial war. Haydon fiel auf, daß die blassen Unterarme des Arztes keinerlei Muskelstruktur aufwiesen und mit dichten, schwarzen Haaren bewachsen waren. Er wirkte unglaublich sauber. Obwohl Haydon die Züge des Mannes hinter der Gesichtsmaske nicht erkennen konnte, fiel ihm auf, daß die dunklen, buschigen Augenbrauen die glatte Stirn eines jungen Mannes begrenzten.
    »Sie können es noch einmal versuchen«, sagte Hammond und nickte dabei in Richtung auf seine Patientin. »Wir geben ihr etwas, das sie vielleicht zu sich bringt, aber es wird nicht lange dauern, und wir werden die Prozedur vermutlich nicht mehr wiederholen können.«
    »Haben Sie schon einmal jemanden mit Tollwut behandelt?«
    »Einen. Den jungen Polizisten, der heute gegen abend gestorben ist. Ich werde mich um alle weiteren Fälle kümmern, die möglicherweise hier eingeliefert werden, und habe bereits mit Doktor Vanstraten gesprochen.«
    Sie sahen zu, wie eine Schwester der Frau im Bett einen Gummischlauch um den Oberarm schnürte. Die Schwester wartete, bis die große Vene angeschwollen war, dann hob sie eine Spritze gegen das Licht und ließ danach die Nadel in die Vene gleiten. Als sie langsam die klare Flüssigkeit in den Blutkreislauf der Patientin preßte, warf Haydon einen Blick auf die Frau im Bett. Ihr strohiges, gebleichtes Haar stand ihr vom Kopf ab, steif und matt. Ihr Gesicht war gerötet, und die Augen, halb geöffnet und unruhig, waren geschwollen und rot. Sie war auf das Bett geschnallt, und eine Reihe wurmartiger Schläuche bohrten sich in ihren Körper von Plastikbeuteln aus, die an Aluminiumstativen hingen.
    Eine zweite Schwester, die dicke Gummihandschuhe trug, stand am Kopfende des Betts. Als sich die Augen der Patientin ganz geöffnet hatten, schaltete die Schwester rasch eine Maschine ein und drückte dann mit Erfahrung und Kraft gegen den Kiefer der Frau, damit sich ihr Mund öffnete. Sie steckte einen durchsichtigen, blauen Aspirator hinein, der mit lautem Schmatzen den Überfluß an Speichel absaugte. Die Patientin versuchte Widerstand zu leisten, aber die Schwester handelte rasch und entschlossen. Dann wurde das Gerät abgeschaltet und stand nach kurzem Heulen still.
    Die Frau schaute sie mit blicklosen Augen an. »O Gott«, sagte sie. Dabei bewegte sie kaum die Lippen.
    Mooney trat heran. »Wissen Sie, wo Sie sind?«
    Haydon vernahm so viel Güte in seinem Ton, wie er es nie für möglich gehalten hätte.
    Die Frau nickte.
    »Wir wollen Ihnen helfen. Wissen Sie, was mit Ihnen los ist?«
    Sie schüttelte erschöpft den Kopf.
    »Jemand hat sie krank gemacht, hat Ihnen etwas gegeben. Wissen Sie das?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie brauchen nicht den Kopf zu bewegen, es sei denn, Sie wollen mit Ja antworten. Okay?«
    Ein kurzes Nicken.
    »Kennen Sie eine Frau namens Sally Steen?«
    Nichts.
    »Judith Croft… Theresa Parmer?… Sandy Kielman?… Petra Torres?«
    Nichts.
    »Kennen Sie irgendwelche Brasilianer? Männer oder Frauen?«
    Nichts.
    »Gehen Sie in Nachtklubs, wo brasilianische Musik gespielt wird?«
    Die Frau zog die Stirn in Falten.
    »Wissen Sie, was brasilianische Musik ist?«
    Sie furchte noch immer die Stirn.
    Mooney warf einen Blick auf Haydon, der ans Bett herantrat. »Samba, Bossa nova…«
    Sie nickte.
    »Wo?« fuhr Haydon fort.
    Ihr Stirnrunzeln wich einem harten Blick, der von einem leichten Zittern begleitet wurde. Sie kämpfte gegen einen Krampf an.
    »Wo haben Sie die Musik gehört?« drängte Haydon. »Es ist sehr wichtig.«
    Sie begann zu zittern; ihr Mund wurde ganz schmal, während sie kämpfte.
    »Sss – ah – sss… Ssshsss…« Ihr Kopf zuckte auf dem Kissen, und die Adern an ihrem Hals traten hervor. »Ssss… Shssshh.« Ihr Blick richtete sich auf einen Punkt am Fußende ihres Betts, als sie sich gegen die Gurte auflehnte, mit denen sie festgeschnallt war.
    »Brasilia? Club Havana? Mein Gott!« sagte Haydon, als sich die Augen der Frau mit Tränen füllten, die ihr übers Gesicht liefen, während sie sich gegen die Gurte zu wehren versuchte.
    »Copa?«
    Ihr Kopf begann wild zu zucken.
    »Copa?« wiederholte er.
    Sie riß den Kopf vor und zurück, schlug ihn gegen das Bett.
    Der Arzt kam heran und trat dicht neben die Frau. Er

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