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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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hielt ihren Kopf von beiden Seiten fest und studierte die Muskelanspannung.
    »Scheiße«, sagte Mooney. »Ist das ein Nicken? Kann sie sich noch so weit beherrschen?«
    »Sie kann nicht mehr aufhören damit«, sagte der Arzt. Er ließ den Kopf los, der wieder zu zucken begann.
    »Wenn es das Copa ist, stoßen Sie irgendein Geräusch aus«, sagte Haydon.
    Das Geräusch setzte ein wie ein dunkles Grollen in ihrer Brust, ein unwirklicher, tiefer Laut wie aus einem Synthesizer, der allmählich noch oben stieg in die Kehle, wo er höher wurde und an die Geräuschkommunikation von Walen erinnerte. Die Tränen strömten ihr buchstäblich aus den Augen, und sie zerrte an den Gurten, während ihr eine dicke, klare, sirupartige Flüssigkeit zwischen den zusammengebissenen Zähnen herauslief.
    »Das wär’s«, sagte der Arzt rasch. »Entschuldigen Sie mich.« Er schubste die beiden Kriminalbeamten zurück, und er und die zwei Schwestern beugten sich über die Patientin. Das Heulen des Aspirators setzte wieder ein, aber er konnte nicht das Klappern der Gurte und die hysterischen Laute übertönen, die aus Pauline Thomas’ Brust drangen.
    Haydon und Mooney zogen sich rasch die Schutzkleidung aus und warfen sie in den Plastiksack, dann gingen sie hinaus.
    »Tut sie das absichtlich?« fragte Mooney, als sie hinüberkamen in das Stationszimmer.
    »Wer weiß«, antwortete Haydon. Seine Stimme klang tief und wütend.
    »Was sollte dieses Zischen bedeuten?«
    Haydon schüttelte den Kopf. Hirsch hatte gerade von der freundlichen Schwester eine Tasse Kaffee bekommen.
    »Gehen wir«, sagte Haydon und verließ ohne noch einmal anzuhalten die gläserne Zelle durch die Tür gegenüber, die hinausführte auf den Korridor. Als er draußen war, blieb er stehen und wandte sich zu Hirsch und Mooney um.
    »Leo«, sagte er und sprach jetzt sehr leise, »bring diese Fotos von den zwei unbekannten Toten zu Mrs. Guajardo. Wenn sie sie identifizieren kann, fahrt ihr beide zu den Docks und sprecht mit Longoria. Die übliche Routine. Ich möchte erfahren, wieviel er weiß. Tut, was nötig ist, um ihn auszuquetschen. Ich möchte etwas hören von ihm, was uns weiterhilft – wenn nicht, buchten wir ihn ein. Laßt nicht zu, daß er euch den Rücken zukehrt und weggeht. Ed – ich werde selbst mit der Duplissey sprechen. Wo wolltet ihr euch treffen?«
    »Im unterirdischen Fußgängergeschoß, am Shale-Restaurant unter dem Pennzoil Place. Um zehn.«
    »Wie erkenne ich sie?«
    »Ich gebe dir morgen früh ein Foto.«
    »Gut. Ich rufe jetzt Dystal an. Also dann, bis morgen.«
    Er drehte sich um und ging rasch weg zu einer Reihe von Telefonen an der Wand. Es dauerte eine Weile, bis sich Dystal meldete; er schlief offenbar tief. Als er an den Apparat kam, wartete Haydon erst, bis er ganz wach war.
    »Ich höre«, sagte Dystal.
    »Haben Sie schon erfahren, daß Walther tot ist?«
    »Sie haben mich angerufen.«
    »Hirsch hat zwei weitere Unbekannte in den Akten des Leichenhauses gefunden, die an Tollwut gestorben sind. Lateinamerikanische Mädchen. Ich bin im Ben Taub; hier stirbt gerade eine Nutte aus Montrose an Tollwut in der Intensivstation.«
    »Verdammter Mist! Okay, okay… Ich setze mich gleich morgen früh mit dem Captain zusammen. Und Sie überlegen sich lieber, was Sie unternehmen wollen. Jetzt sind wir nämlich dran.«
    »Danke«, sagte Haydon.
    »Versuchen Sie, ein bißchen zu schlafen.«

26
     
    Das Morgengeläute der Marienkirche jenseits des De-Zavala-Parks drang durch die offene Tür des Lebensmittelladens im Stadtviertel Los Chinos, während Hirsch den gestapelten Vierliterdosen La-Padrino-Olivenöl den Rücken zuwandte und Mrs. Guajardo die zwei Fotos in die Hand drückte. Ein rotes Plastikeinkaufsnetz hing an ihrem Arm. Sie nahm die Fotos, warf einen Blick in den Gang zwischen den Regalen und betrachtete dann die Bilder, die sie einzeln in beiden Händen hatte. Sie schaute erst das eine, dann das andere an, während sich ihr Gesicht verdüsterte.
    Jetzt schüttelte sie den Kopf. »Mein Gott«, sagte sie.
    »Sie haben Sie also gesehen?«
    »O ja.« Mrs. Guajardo gab ihm das eine zurück. »Sie hieß – es war Soyla, glaube ich. Ja«, sagte sie und schaute immer noch auf das Foto, das jetzt wieder Hirsch in der Hand hatte. »Soyla.« Dann warf sie einen Blick auf das zweite Foto. »Diese habe ich ein paarmal im Waschsalon gesehen, aber ich kannte sie nicht weiter.« Sie gab auch dieses Bild zurück.
    »Sind Sie sicher?« fragte Hirsch. »Sie

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