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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Allgemeinen gehen mir die Fragen sowieso nie aus.«
    »Und, sind Sie jetzt schlauer?«
    Pia nickte nur und fragte: »Ich habe ein komisches Gerücht gehört über das, was die Försters hier angeblich so treiben sollen ...«
    »Die Leute langweilen sich halt. Wenn jemand anders ist, wird über ihn geredet. Was niemand weiß, wird erfunden ... Försters geben sich leider auch nicht viel Mühe, mit den Leuten hier warm zu werden. Rothenweide ist für sie eher eine Kulisse, vor der sie sich selbst inszenieren können. Ich kann mich allerdings nicht beschweren. Im Rahmen meines Aufgabenbereichs kann ich hier schalten und walten, wie ich es für richtig halte. Ich finde sowieso, man muss die Menschen so nehmen, wie sie nun einmal sind. Leider sehen viele Leute hier im Dorf das nicht so.«
    »Ach ja?«
    »Ich glaube, ihre Lebensweise ist den Leuten einfach fremd.Das ganze Geld, das großspurige Auftreten, die vielen Gäste ...«
    »Ein weiblicher Gast ist neulich im Dorf aufgefallen. Eine Frau im Abendkleid, die nur gebrochen Deutsch sprach und sehr verstört gewirkt haben soll.«
    Petersens amüsierter Gesichtsausdruck überraschte Pia.
    »Davon habe sogar ich schon gehört. Sie soll bei Nacht und Nebel von hier geflohen sein, bekleidet mit einem knapp sitzenden Abendkleid und ohne Schuhe! Sie hat die Fantasie der Leute regelrecht beflügelt.«
    »Und was war mit ihr?«
    »Ehrlich gesagt interessiert es mich nicht. Sie war vielleicht die Frau oder Freundin eines Gastes. Es gab einen Streit und die Dame zog es vor, den Aufenthaltsort zu wechseln. Vielleicht hat sie auch nur unser altehrwürdiges Gespenst gesehen?«
    »Lassen Sie das, Petersen. Wir werden die Gästelisten überprüfen.«
    »Sie geben in dieser Hinsicht wohl nicht so schnell auf?«
    »Wenn das Motiv für einen dreifachen Mord hier seinen Ursprung hat, dann werden wir es über kurz oder lang herausfinden.«
    »Die Polizei kratzt doch nur an der Oberfläche.«
    Pia merkte auf. Jens Petersens Haltung war unverändert, sein Ton gleichmütig.
    »Wenn es um ein Kapitalverbrechen geht, sollten Sie sich nicht zu Loyalität Ihrem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet fühlen.«
    »Försters gegenüber? Oh, nein, bewahre! Obwohl ich zugebe, dass mir mein ruhiges Leben hier sehr gut gefällt.«
    »Finden Sie es nicht manchmal etwas zu ruhig?«
    Jens Petersen dachte kurz nach, bevor er antwortete. Sein Blick war in die Ferne gerichtet: »Ich bin mitten in der Stadtaufgewachsen. Mein Vater war Werftarbeiter in Kiel. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann denke ich an die Enge, den Lärm und die Perspektivlosigkeit – nicht nur in räumlicher Hinsicht. Rundherum nur Steine, Beton, Asphalt und Dreck! Erst starb mein Vater, dann wurde meine Muter krank: Lungenkrebs. Sie hat nie geraucht. Als es ihr zunehmend schlechter ging, verbrachte ich die Sommerferien bei meinem Onkel auf dem Land. Sie nahmen wohl an, ich wäre zu laut und anstrengend für meine Mutter. Er hatte an der Schlei einen kleinen Hof. Nur ein paar Kühe, Federvieh ... Ich habe mich dort zum ersten Mal in meinem Leben wohl gefühlt. Den ganzen Tag draußen, viel Bewegung, die Befriedigung, etwas geleistet zu haben ... Darum habe ich mich für die Landwirtschaft entschieden: Ich habe einen Beruf, den ich liebe. Hier lässt man mich in Ruhe. Wahrscheinlich bin ich deshalb so eine Art Einsiedler geworden ...«
    »Aber der Beruf ist doch nur ein Aspekt des Lebens ...«, sagte Pia und hätte die Worte am liebsten sofort zurückgenommen. Das klang ja, als wäre sie persönlich interessiert.
    Jens Petersen nahm ihre Verlegenheit nicht wahr. Er starrte auf einen Punkt weit außerhalb von Rothenweide. Seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet:
    »Meinen Sie, mir fehlt eine Frau? Ich habe einmal sehr geliebt, wahrscheinlich mehr, als gut für mich war. Das wird mir kein zweites Mal widerfahren!«
    »Was ist passiert?«
    »Sie ... war es nicht wert. Es ist vorbei.«
    Pia wollte nachhaken, aber Petersen wurde in diesem Moment abgelenkt. Er sah über die Wiese zum Herrenhaus hinüber. Marten Unruh kam über den Rasen auf sie zu. Er wirkte froh, den mittelalterlichen Mauern entkommen zu sein.

16. KAPITEL
    M arten und Pia kehrten zur Mittagszeit im Dorfkrug von Grevendorf ein. Unruh bemerkte, dass man bei Ermittlungen dieser Art niemals wüsste, wann man wieder ein anständiges Essen bekäme. Daraufhin bestellten sie beide die in ausgelassenem Speck zubereiteten Bratkartoffeln nebst Eiern und Sauerfleisch. Pia verbrauchte

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