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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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sitzen hatte, lagen seine Nerven blank.
    »Wir müssen es gut sein lassen«, sagte er. »Die hiesige Kripo hat es mit zwei Mordfällen zu tun, und sie werden alles dransetzen, sie aufzuklären.«
    Red Bear machte sich auf einem Bogen Millimeterpapier Notizen – Pfeile, die in diese oder jene Richtung zeigten, gekreuzte Hämmer, einen Blitzstrahl, alle in einer Spalte. Er sammelte die Muscheln ein und schüttelte sie erneut. Offenbar hatte er nichts gehört.
    »Hör mal«, sagte Clegg, »das mit dem Stoff ist eine Sache. Ich hab nix dagegen, die Bikers zu beklauen. Und ich hab auch nichts dagegen, wenn jemand sich den einen oder anderen Dollar extra verdient, indem er ein bisschen Stoff verhökert, der früher oder später sowieso in den Arm eines Süchtigen gepumpt wird. Die Deppen haben’s nicht besser verdient. Aber du hast dir zwei Morde aufgehalst, Mann, unddie werden sich nicht in Luft auflösen. Gott, wenn ich gewusst hätte, dass du anfängst, wo du hintrittst, Leute abzumurksen …«
    »Bitte halt den Mund.«
    »Was hast du da gerade zu mir gesagt?«
    »Ich sagte, bitte halt den Mund. Das ist nicht hilfreich.«
    Red Bear beugte sich über die Muscheln, so dass sein langes Haar tiefe Schatten darüber warf. Die rosafarbenen waren wieder alle zusammen, die grünblauen lagen verstreut, die weißen schienen zusammen Augen und Nase in einem rosablauen Gesicht zu bilden. Clegg hätte den andern am liebsten geschüttelt.
    »Red Bear, hör zu: Wombat Guthrie wurde in kleine Stücke gehackt. Das kann die hiesige Kripo nicht ignorieren. Sie werden alles daransetzen, in der Sache weiterzukommen. Dasselbe gilt für Toof. Die werden nicht ruhen, bis sie jemanden hinter Gitter bringen. Weshalb zum Teufel hast du sie getötet?«
    »Wer sagt, dass ich sie getötet habe?«
    Red Bear machte sich noch ein paar Aufzeichnungen auf seinem Millimeterpapier. Dann betrachtete er Clegg mit einem verhalten neugierigen Blick. »Hat sich jemand gemeldet, der behauptet, ich hätte sie getötet?«
    »Nein, aber wir beide wissen doch, wer …«
    Red Bear packte Clegg am Handgelenk und drückte.
    »Wir beide wissen nichts dergleichen. Hast du schon vergessen, was ich dir gewahrsagt habe? Hier ist nichts geschehen, was die Muscheln nicht prophezeit hätten. Hab ich dir nicht gesagt, dass es dir gut gehen würde? Hab ich dir nicht gesagt, dass der Stern der Viking Riders im Sinken ist?«
    »Ein sinkender Stern ist eine Sache. Aber Wombat Guthrie wurden die verfluchten Zehen und Finger abgehackt.«
    Red Bear drückte noch fester.
    »Verlässt dich der Mut? Machst du mir gegenüber einen Rückzieher? Ich kann nur für dich hoffen, dass du nicht vorhast, die Fronten zu wechseln. Vielleicht arbeitest du ja jetzt schon für die Viking Riders, treibst ein doppeltes Spiel.«
    Clegg juckte es in den Fingern, Red Bear einen ordentlichen Schlag zu verpassen, aber er wollte nicht so enden wie Guthrie. Er riss sein Handgelenk los.
    »Du weißt, dass ich nicht für die Riders arbeite. Ich hab dir dabei geholfen, sie im großen Stil zu bescheißen, wie sie es noch nicht gesehen haben. Und wechsle nicht das Thema. Du hast Toof ermordet, verflucht noch mal. Das wäre nicht nötig gewesen.«
    »Also wirklich.« Red Bear lehnte sich zurück. »Das ist ja höchst interessant, ausgerechnet aus deinem Mund. Nur falls du es vergessen haben solltest, du hast mich drauf gebracht, dass Toof ein Problem darstellt. ›Du musst wegen dem Jungen was unternehmen‹, hast du gesagt. Nun will ich dir mal was sagen, mein Freund. Wegen Toof ist was unternommen worden, Ende der Geschichte.«
    »Nein, das ist nicht das Ende der Geschichte. Ich bin Mountie, falls dir das entgangen ist. Ich bin für Drogen zuständig, und ich hab einen Vorgesetzten, und ich hab zwei Polizisten aus Algonquin Bay, die zu Morris Tilley und Wombat Guthrie Fragen stellen. Ich kann nicht so tun, als hätte ich keine Ahnung von nichts. Die sind mit meinem Boss dick befreundet, und wenn ich ihnen gegenüber zugeknöpft bin, kriegen sie’s raus, und dann fliegt das Ganze hier himmelhoch auf.«
    »Was hast du ihnen denn erzählt?« Red Bears Stimme war kaum zu hören. Er musste sich gut überlegen, was er sagte.
    »Sie haben Toofs Bekannte befragt«, sagte Clegg. »Von denen haben sie deinen Namen rausgekriegt. Auch Leons. Sie wissen, dass wir Leon vor ’ner ganzen Weile mal verhaftethaben. Sie haben mich vor allem nach ihm ausgequetscht. Ich hab ihnen genau das gesagt, was in seiner Akte steht, nicht

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