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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Dieb genau wusste, wonach er suchte und wo er es finden würde. Mit anderen Worten, dass der Dieb jemand ist, den Sie kennen.«
    »Hören Sie, Sie haben keine Ahnung, was die Jungs mit mir machen, wenn sie glauben, ich hätte sie verpfiffen.«
    »Jemand hat diese junge Frau in den Kopf geschossen, Mr. Milcher. Wir brauchen Namen.«

5
     
    T rotz seiner bescheidenen Einwohnerzahl war Algonquin Bay rein flächenmäßig bis vor gar nicht allzu langer Zeit die zweitgrößte Stadt Kanadas. In den späten Sechzigern waren drei Kommunen von unbedeutender Größe in einer Art Urknall verschmolzen, und daraus war eine Stadt von einhundertdreißig Quadratmeilen entstanden. Nur Calgary war größer.
    Seitdem sind viele weitere Städte und Gemeinden dem Zusammenlegungsfieber erlegen, und Algonquin Bay kann nicht länger für sich in Anspruch nehmen, größer als Toronto, Ottawa oder Montreal zu sein. Dennoch ist es möglich, vom Zentrum aus eine halbe Stunde oder länger in die eine oder andere Richtung zu fahren und sich immer noch innerhalb der Stadtgrenzen zu befinden.
    Walter »Wombat« Guthrie wohnte in der Kellerwohnung eines ehemaligen Farmhauses am äußersten südlichen Rand der Stadt, mit anderen Worten, mehrere Meilen vom Zentrum entfernt.
    »Ein Biker namens Wombat«, sagte Delorme, als sie im Auto saßen. »Wahrscheinlich stellen sie sich irgendein wildes Raubtier darunter vor. Mit rasierklingenscharfen Zähnen. Aber ich hab Wombats im Zoo von Toronto gesehen. Das sind diese possierlichen Wuscheltierchen. Man würde sie am liebsten mit nach Hause nehmen.«
    »Walter Guthrie ist weder klein noch possierlich. Der hat ein ellenlanges Vorstrafenregister, mit allem, was dazugehört, von tätlichem Angriff über bewaffneten Raubüberfall bis zu schwerer Körperverletzung. Der gehört praktisch seit demKindergarten zu den Viking Riders, und wenn die so was wie eine pränatale Untergruppierung hätten, dann wäre er Gründungsmitglied gewesen.«
    »Und wieso ist der mir noch nicht über den Weg gelaufen?«
    »Weil du sechs Jahre lang Schreibtischtäter verfolgt hast und Walter Wombat Guthrie nicht mal das Wort buchstabieren kann.«
    Cardinal bog rechts in die Kennington Road ab. »Der einzige Grund, weshalb wir noch nicht mit Wombat und seiner Bruderschaft zu tun hatten, ist höchst simpel: Sie haben das Clubhaus vor die Stadtgrenzen ausgelagert. Die gute Nachricht für uns: Die beglücken jetzt unsere Kollegen von der Ontario Provincial Police.«
    »Ich dachte, die Riders sind mittlerweile alle in ihren Sechzigern, du weißt schon, graue Pferdeschwänze, die im Fahrtwind flattern.«
    »Nicht alle, nur ein Teil. Das heißt aber nicht, dass sie nicht immer noch Ärger machen können. Dass Algonquin Bay ein Heroinproblem hat, verdanken wir ganz und gar den Viking Riders. Die haben das Zeug erst mal verschleudert – mit Ver-lust verkauft –, und sobald die Leute nicht mehr ohne leben konnten, haben sie die Preise hochgejubelt.«
    »Effizientes Geschäftsmodell«, sagte Delorme. »AOL arbeitet nach der gleichen Masche.«
    »Effizient kannst du laut sagen. Mittlerweile haben wir dreißig bis vierzig Vollzeit-Heroin-Abhängige. Vielleicht mehr.«
    Cardinal fuhr an einer vergammelten Sunoco-Tankstelle vorbei und bog in die Einfahrt direkt dahinter ein. Er parkte an der Seite eines Holzhauses, das einmal weiß gewesen war. An den Fenstern flatterten Plastikplanen, und ein Stück Dachrinne hing wie ein verstümmelter Körperteil herunter.
    Delorme stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Kann man wohl sagen«, pflichtete Cardinal bei. »Wo bleiben die Brandstifter, wenn man mal welche braucht?«
    »Kein Feuerstuhl in der Einfahrt, stelle ich fest.«
    »Machen Sie so weiter, Sergeant Delorme, und die nächste Beförderung ist Ihnen gewiss.«
    Sie gingen zu einem Nebeneingang. An der Klingel stand der Name Guthrie. Cardinal ignorierte die Klingel und hämmerte an die Tür.
    Sie warteten ein paar Minuten, in denen sie die Mücken wegwedelten, und gingen dann zum Haupteingang herum.
    »Die Vermieterin«, war Cardinals einsilbige Erklärung. Diesmal machte er von der Klingel Gebrauch.
    Eine dürre Frau im Bademantel öffnete, das schwarze Haar von Silbersträhnen durchzogen und nass von der Dusche, ansonsten nur Nase und Zigarette.
    »Wir wollten zu Ihrem Mieter«, sagte Cardinal. »Walter Guthrie.«
    »Da stehen schon ein paar in der Schlange«, sagte die Frau. »Hab ihn seit zwei Wochen nicht zu Gesicht gekriegt, und er schuldet mir noch

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