Kalter Schlaf - Roman
letzten Minute blass geworden und wirkte besorgt. »Ich … lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken. Das liegt alles schon viele Jahre zurück. Ich kann mich kaum noch …«
Sie ließ ihn nicht ausreden. Stattdessen tippte sie noch mal auf das Foto.
»In der Stunde, nachdem diese Aufnahme entstanden war, ist Molly James verschwunden, um nie wieder aufzutauchen. Ihrer Aussage nach waren Sie an diesem Tag nicht mit Molly zusammen. Würden Sie mir dann erklären, wie Sie auf dieses Bild geraten sind?«
Sein Gesicht war jetzt kreidebleich. Er sah von dem Foto zu Kate hinüber und starrte dann wieder schweigend die Aufnahme an.
Während Kate ihn genau beobachtete, klingelte ihr Handy. Sie zog es heraus, hörte kurz zu und sagte dann: »Ich bin in ungefähr einer Viertelstunde wieder da. Ich werde vorschlagen, dass Mr. Jason Fairley sich binnen einer halben Stunde zu einem Gespräch mit uns in der Rose Road einfindet.«
Sie beendete das Gespräch, nahm die Fotos vom Schreibtisch und steckte sie wieder in die Klarsichthüllen. Dabei fiel ihr plötzlich etwas ein.
»Übrigens, haben Sie jemals eine junge Frau namens Janine Walker gekannt?«
Er starrte sie verständnislos an.
Kate kam ins Büro der KUF , trat sofort an den Tisch und zog die Fotos, die Brannigan ihr gegeben hatte, aus den Klarsichthüllen. Ihre Kollegen traten näher. Bernie boxte in die Luft.
»Sieh mal an!«, murmelte Joe, während er die Fotos genau betrachtete.
»Wie hat er reagiert, als du ihm die Aufnahmen gezeigt hast, Doc?«
»›Wie vor den Kopf geschlagen‹, kommt ungefähr hin. Und ich bezweifle, dass er weiß, was wir draußen an der Umgehungsstraße gefunden haben.«
Kate betrachtete eines der Fotos, dann griff sie nach ihrem Notizbuch und blätterte darin. Als sie gefunden hatte, was sie suchte, sah sie zu der Glastafel, um eine zusätzliche Bestätigung zu erhalten.
Bernie beobachtete sie genau. »Diesen Ausdruck kenne ich. Er bedeutet meistens, dass etwas, das wir für gut halten, nichts taugt oder irgendeinen Haken hat.«
Kate schüttelte den Kopf. »Ich habe mich nur davon überzeugt, dass Brannigans Aussage in Bezug auf Mollys Verschwinden zu dem passt, was wir schon aus den Ermittlungsakten wussten. Dass sie an diesem Tag ein hellblaues Polohemd getragen hat.«
Die drei Kollegen blickten auf das Foto hinab. Molly James, noch gesund und munter, mit leicht geöffneten Lippen und blitzenden Augen. Und Jason Fairley, dessen Hand auf dem Ärmel ihrer weißen Bluse lag.
Kate, die bereits überlegte, wie die bevorstehende Befragung Fairleys ablaufen könnte, zog ihr Mobiltelefon heraus und wählte die Handynummer auf der Geschäftskarte, die Brannigan ihr bei ihrer ersten Begegnung gegeben hatte. Sie hatte eine Bitte an ihn, die er hoffentlich in der kommenden Stunde würde erfüllen können.
27
Sie wussten jetzt, dass Molly James an dem Tag, an dem sie entführt worden war, ihr Aussehen verändert hatte.
»Könnte das ein anderer Tag gewesen sein?«, fragte Julian.
Kate schüttelte den Kopf. »Ich vertraue auf Brannigans Angaben. Er war an diesem Tag in dem Einkaufszentrum, weil er einen Vertrag hatte. Er hat diese Fotos bei einer Modenschau gemacht und mir bereits erzählt, sie sei seines Wissens die einzige gewesen, die dort stattgefunden hat. Ich habe ihn gebeten, den Vertrag für diesen Job herauszusuchen, damit er das Datum bestätigen und Fairley widerlegen kann, falls er versucht, das Aufnahmedatum anzuzweifeln.«
Sie strich mit einem Finger leicht über das Foto und fuhr leise fort:
»Das ist sie also. Molly. Am Tag ihres Verschwindens – anders gekleidet, als sie zu Hause weggegangen ist. Soweit ich mich erinnere, scheint sie auch ihre Frisur verändert zu haben. Seht ihr? Sie trägt das Haar anders. Nach hinten gekämmt und zu einem Nackenknoten zusammengefasst.«
Kate sah von Bernie zu Joe hinüber. »Jessica Barnes, äh, Henderson hat euch erzählt, dass Molly an diesem Tag einen Rucksack getragen hat?« Die beiden nickten. »Vielleicht hat sie darin Kleidung zum Wechseln gehabt. Wir wissen nicht, was aus ihren Habseligkeiten geworden ist. Aber die große Frage ergibt sich aus Mollys Verhalten. Warum hat sie sich umgezogen?« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Er müsste schon hier sein.«
Wie auf ein Stichwort hin klingelte das Telefon. Joe nahm den Hörer ab, nickte und legte auf.
»Jason Fairley ist am Empfang. Und er ist nicht allein.«
Während Bernie nach nebenan verschwand, um ungesehen zuzuhören,
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