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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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beide Ohren in den Akten, um ihre Aufzeichnungen über den Fall auf den aktuellen Stand zu bringen, als das Telefon klingelte. Sigvaldi vom Empfang teilte ihr mit, dass ein Besucher für sie warte.
    »Eiríkur«, rief sie und unterschrieb schnell eine Reihe Formulare, ohne sie ein zweites Mal durchzulesen. »Unten ist ein guter Freund der Polizei. Könntest du zum Empfang gehen und ihn in einen Vernehmungsraum bringen?«
    »In Ordnung«, antwortete Eiríkur und stand auf. »Wer ist es denn?«
    »Jónas Valur Hjaltason. Ein reizender Mann, ein Menschenfreund und Gentleman«, sagte sie trocken. »Sag ihm, ich werde ihn nicht warten lassen.«
    Doch schließlich musste sie Jónas Valur doch warten lassen, denn Gunna lief auf dem Gang Sævaldur in die Arme. Eine Meinungsverschiedenheit über die Anklageerhebung gegen Ómar Magnússon verdarb ihr die gute Laune, die sie nach der Erledigung der längst überfälligen Schreibarbeit gehabt hatte.
    »Entschuldigt bitte«, sagte sie gereizt, als sie ins Vernehmungszimmer stürmte, in dem Jónas Valur sich auf einem Stuhl herumlümmelte. Ein Mann im dunklen Anzug mit Teilglatze, über die er seine ergrauenden Haare gekämmt hatte, saß neben ihm. Er erinnerte Gunna an einen Wolf.
    »Guten Morgen, Sergeant. Ich warte jetzt schon einige Zeit und möchte dich daran erinnern, dass meine Zeit kostbar ist«, sagte Jónas Valur affektiert.
    »Meine ebenfalls«, erwiderte Gunna schärfer als beabsichtigt.
    »Darf ich vorstellen, mein Anwalt Ólafur Ja-«
    »Ólafur Jacobsen. Ja, wir haben schon die Klingen gekreuzt.«
    »Ein bedauernswerter Justizirrtum«, sagte der Anwalt.
    »Ein Justizirrtum, bei dem dein Mandant ein Päckchen Koks in der Tasche und zwei weitere in seinem Wagen hatte.«
    »Mein Mandant hatte nichts mit Rauschgift zu tun. Es handelte sich um einen leicht aufzuklärenden Irrtum.«
    »Der Richter sah das anders.«
    »Indizien können irreführend sein.«
    »Wenn du damit andeuten willst, dass in diesem seit Langem abgeschlossenen Fall etwas nicht korrekt gelaufen ist, kannst du dich ja an die zuständigen Stellen wenden.«
    Der Anwalt runzelte die Stirn und zog einen Schmollmund. Gunna hätte beinahe gelacht, riss sich aber zusammen.
    »Mein heutiger Mandant kennt die Rechtslage.«
    »Ich bin überzeugt, dass du ihm auf dem Weg hierher alles erklärt hast, was er wissen muss«, sagte Gunna ruhig und wandte sich an Jónas Valur. »Bist du bereit, deine Aussage zu machen?«
    »Mein Mandant hat seine Aussage vorbereitet«, mischte sich der Anwalt ein, bevor Jónas Valur etwas sagen konnte. Er schob ein einzelnes Blatt aus dickem Papier über den Tisch. Gunna nahm das Blatt und lehnte sich zurück, um es zu lesen. Sie nahm sich so viel Zeit, dass Jónas Valur allmählich nervös wurde und der Anwalt auf seinem Stuhl herumzurutschen begann.
    »Dieser Aussage zufolge warst du an dem Tag, an dem Svana Geirs ermordet wurde, von neun Uhr morgens bis nach drei in deinem Büro. Bist du dir darüber im Klaren, dass das deinen vorherigen Angaben widerspricht?«
    »Mein Mandant hat mir versichert, dass er sich in seinem Terminkalender vertan hat. Er war den ganzen Tag in seinem Büro.«
    »Und wer kann das bestätigen?«
    »Anna Fjóla Sigurbjörnsdóttir.«
    »Die Sekretärin?«
    »Ja.«
    Gunna sah Jónas Valur prüfend in die Augen, er erwiderte ihren Blick offen und direkt.
    »Als wir uns vor einigen Tagen unterhalten haben, hast du dich eindeutig daran erinnert, an diesem Vormittag zu Hause gearbeitet und im City Café zu Mittag gegessen zu haben, bevor du ins Büro gegangen bist. Deine Sekretärin hat bestätigt, dass du um zwölf Uhr dreißig eingetroffen bist. Jetzt behauptest du, dass du dein Büro den ganzen Tag nicht verlassen hast. Ist das nicht seltsam?«
    Jónas Valur wollte etwas erwidern, aber der Anwalt kam ihm erneut zuvor.
    »Mein Mandant hat bereits gesagt, dass er sich geirrt hat, als er in seinem Terminkalender nachgesehen hat. Er hat sich einfach vertan, und er hat sich dafür entschuldigt.«
    »Er hat mir gar nichts gesagt – ich habe bisher nur mit dir gesprochen. Es kommt mir merkwürdig vor, dass dein Mandant sein Büro den ganzen Tag nicht verlässt. Macht er nicht gerne zur Mittagszeit einen Spaziergang?«
    »Möglich«, erwiderte der Anwalt schmallippig.
    »Wir haben ohne jeden Zweifel festgestellt, dass du kurz vor Svana Geirs Tod noch mit ihr telefoniert hast. Worum ging es bei dem Telefonat?«, fragte Gunna und sah Jónas Valur an, der ihren Blick

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