Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
denken. Daraufhin antwortete Jónas Valur nur: Nun, in dem Fall schaffst du das Problem besser aus der Welt. Das war alles. Er ist gegangen. Er hat an der Theke den Verzehrbeleg unterschrieben, danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Wer hat Svana Geirs umgebracht?«, fragte Gunna und starrte ihn an.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte er beinahe lautlos. Seine Augen standen voller Tränen.
Zu Bjarki Steinssons Bestürzung lag eine Tischdecke auf dem glänzenden Esstisch, auf der Platten mit Kuchen und Keksen, Teller, Tassen und kleine Milch- und Sahnekännchen arrangiert worden waren.
»Bitte, jetzt müsst ihr ein Weilchen bleiben«, flüsterte er Gunna zu und starrte ungläubig auf den Tisch. Gunna sah, wie Helgis Augen aufleuchteten, und ihr Herz wurde weich.
»Natürlich. Es gibt übrigens noch eine andere Angelegenheit, über die ich mit dir sprechen wollte«, sagte sie und ließ sich auf einem der Stühle mit den hohen Rückenlehnen nieder. Bjarki Steinssons Frau schenkte Kaffee in die zierlichen Tassen ein, und Helgi belud sich einen eleganten Teller mit Kuchenstücken.
»Worüber denn?«, fragte Bjarki, der nach der Unterhaltung in seinem Arbeitszimmer immer noch feuchte Augen hatte.
»Es geht um Kleifaberg. Hast du die Steuererklärungen für Kleifaberg erstellt?«
»Meinst du Kleifar, Jónas Valurs Firma?«
»Nein.« Gunna trank einen Schluck von dem aromatischen Kaffee und nickte Bjarkis Frau dankend zu. Sie strahlte immer noch Verärgerung aus. »Die Gesellschaft, die Jónas Valur, Bjartmar Arnarson und Sindri Valsson vor einigen Jahren gemeinsam leiteten.«
»Oh, Kleifaberg«, sagte Bjarki, als wäre ein Geist zurückgekehrt, um ihn heimzusuchen. »Ja. Wir haben uns mehrere Jahre um die Buchführung und die Steuerberatung gekümmert.«
»Gut. Was ist in der Firma in Wirklichkeit abgelaufen? Sie kauften Grundstücke, bebauten sie und verkauften die Immobilien. Daran ist nichts Ungewöhnliches. Aber soweit ich ermitteln konnte, stammten die größten Gewinne aus dem Verkauf von Grundstücken in bester Lage, die zuvor zu extrem niedrigen Preisen erworben worden waren.«
»Ja …?«, erwiderte er unsicher. »Ich glaube, du musst sie selbst danach fragen.«
»Bjartmar ist tot, Sindri Valsson ist irgendwo in Südeuropa verschwunden, und Jónas Valur ist momentan alles andere als kooperativ. Ich möchte, dass du mir ganz im Vertrauen erzählst, was da abgelaufen ist. Es wäre, sagen wir mal, sehr hilfreich, auch für dich.«
»Ganz inoffiziell?«
Gunna nickte und trank einen weiteren Schluck Kaffee, während Helgi sich das nächste Gebäckstück in den Mund steckte und anerkennend lächelte.
»Na gut«, seufzte Bjarki. »Die Sache war streng genommen nicht illegal, aber …« Er verstummte.
»Aber auch nicht wirklich anständig?«, beendete Gunna den Satz für ihn. Er nickte bedrückt.
»Hallur war in vielen Komitees vertreten und sorgte dafür, dass einige Grundstücke still und leise an Kleifaberg gingen, ohne dass sie öffentlich zum Verkauf angeboten wurden. Wie ich schon sagte, es war nicht illegal, aber auch nicht akzeptabel. Kleifaberg bebaute einige Grundstücke selbst mit Wohnanlagen und Wohnsiedlungen, andere Parzellen wurden nach einer Weile einfach weiterverkauft.«
»Hast du die Bücher für diese Betrügereien geführt?«
»Ich weiß nicht, ob ich es Betrug nennen würde«, erwiderte Bjarki mit dem ersten Anzeichen von Autorität, das Gunna bei ihm erlebt hatte.
»Wie würdest du es denn nennen? Wie hätte die Presse es genannt, wenn sie Wind davon bekommen hätte? Was war mit Steindór Hjálmarsson?«, fragte sie plötzlich. Helgi sah sofort auf.
»Wer?«
»Komm schon. Ein junger Mann, der als Buchhalter bei Kleifaberg arbeitete. Er starb im Jahr 2000, nachdem er Verdacht geschöpft hatte.«
»Ach so, den meinst du. Sehr traurig. Ist er nicht bei einer Schlägerei ums Leben gekommen? Es ist schon so lange her.«
»Es war in der Tat traurig. Aber dass es zehn Jahre her ist, ändert nichts an der Tatsache, dass er tot ist.«
»Ich, ähm, ich weiß nicht. Ich kann dazu nichts sagen.«
»Ich nehme an, Kleifaberg hat große Gewinne gemacht«, sagte Gunna. Bjarki nickte.
»Die Firma war hochprofitabel«, sagte er schließlich.
»Wohin ist das ganze Geld geflossen?«
»Das darf ich nicht sagen.«
»Das hier ist nicht offiziell, vergiss das nicht. Ich weiß, dass du die Steuererklärungen für Valurs und Bjartmars Firmen erstellt hast. Wohin ist das Geld
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