Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
starr erwiderte.
»Mein Mandant wird sich dazu nicht äußern.«
»Ist das die Nummer deines privaten Handys?«
Gunna zeigte ihm die sieben Ziffern, die sie notiert hatte. Jónas Valur nickte kaum wahrnehmbar, während sein Anwalt den Kopf schüttelte.
»Kein Kommentar.«
»Du hattest zusammen mit einer Gruppe von Männern ein Verhältnis mit Svana Geirs, und ihr habt gemeinsam ihren Lebensunterhalt bestritten. Das leugnest du doch nicht, oder?«
»Mein Mandant möchte sich dazu nicht äußern.«
»In dem Fall befinden wir uns offensichtlich in einer Sackgasse«, sagte Gunna, deren Geduld langsam zu Ende ging. »Das wär’s dann für den Moment«, fügte sie hinzu. Sofort schob Jónas Valur seinen Stuhl zurück und stand auf.
»Kannst du mir zusichern, dass mein Mandant nicht weiter belästigt wird?«, fragte der Anwalt mit ruhiger Stimme. Sein Gesichtsausdruck sprach eine andere Sprache.
»Solange du mir zusicherst, dass dein Mandant die Mordermittlung nicht behindert«, erwiderte Gunna schneidend. »Ich bin sicher, dass wir bald Grund zu einer weiteren Unterhaltung haben werden«, fügte sie dann hinzu. Jónas Valur und der Anwalt verließen den Raum ohne ein weiteres Wort.
Schweigend begleitete Gunna die beiden Männer zum Empfang hinunter und wartete, bis sie das Gebäude verlassen hatten. Jónas Valur hielt in dem heftigen Wind mit einer Hand seine Krawatte fest, während Ólafur Jacobsen sich die Hand auf den Kopf legte, damit seine sorgfältig arrangierte Frisur nicht ruiniert wurde.
Eiríkur tauchte leise neben ihr auf. Niedergeschlagen beobachtete Gunna, wie die beiden Männer in den schicken Mercedes stiegen, der gerade vorgefahren war.
»Gut, mein Junge. Ich möchte, dass du sofort loslegst. Fahr zuerst zum City Café und prüf nach, ob Jónas Valur am Mordtag dort gewesen ist. Wenn nicht, frag in den anderen Restaurants in der Umgebung nach. Wir müssen versuchen, diese dämliche Aussage zu widerlegen, die dieser bösartige Schnösel für ihn geschrieben hat. Alles klar?«
***
Bilder in verschnörkelten Rahmen schmückten jede Wand des lang gestreckten Wohnzimmers. Einige davon waren grellbunte, abstrakte Gemälde, andere sepiafarbene Porträtfotos von Kindern in unterschiedlichem Alter, die den Eindruck erwecken sollten, dass sie vor einem Jahrhundert aufgenommen worden waren.
Gunna betrachtete diese Zurschaustellung schlechten Geschmacks an den Wänden mit unverhülltem Missfallen, während Helgi und sie warteten. Sie standen neben einem Esstisch, der wie ein Spiegel glänzte. Bjarki Steinsson stritt sich in gedämpftem Ton mit seiner Frau, sodass es gerade eben noch zu hören war.
»Es tut mir leid. Wir können uns in meinem Arbeitszimmer unterhalten«, entschuldigte er sich und ließ seine Frau einfach stehen, während sie weiterschimpfte. Gunna war erschrocken, wie mitgenommen der Mann wirkte. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah aus, als hätte er seit vielen Nächten nicht mehr richtig geschlafen.
Er führte sie in einen kleinen Raum und blieb an der Tür stehen. Helgi setzte sich auf das kleine Sofa und Gunna auf den tiefen Ledersessel neben dem Schreibtisch.
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Bjarki erneut und deutete Richtung Tür. »Kristrún wird bestimmt lauschen …«
»Wir können aufs Präsidium fahren, wenn das ein Problem ist.«
»Nein, nein«, protestierte Bjarki mit angstgeweiteten Augen.
»Du hast ausgesagt, dass du am Elften, dem Tag, an dem Svana Geirs ermordet wurde, den ganzen Vormittag mit ihr zusammen warst.«
»Bis kurz nach elf. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wann ich gegangen bin«, sagte er vorsichtig und zuckte zusammen, als Helgis Handy läutete.
»Ja?«, meldete sich Helgi und hörte dann zu. »Okay, Kumpel. Das ist fantastisch. Erzähl es ihr am besten selbst.«
Er gab das Telefon an Gunna weiter. »Es ist Eiríkur, Chefin.«
»Warst du erfolgreich?«, fragte sie.
»Oh ja, Chefin. Jónas Valur hat im City Café zu Mittag gegessen. Ich bin gemeinsam mit dem Manager die Belege durchgegangen, und dabei sind wir darauf gestoßen. Er hat ein Gästekonto dort und zahlt einmal im Monat. Am Elften ist ein Mittagessen für zwei verbucht, kein Zweifel. Er hat sein Büro definitiv an dem Vormittag verlassen, und der Restaurantmanager hat bestätigt, ihn gesehen zu haben.«
»Gut. Das beweist, dass er lügt«, sagte Gunna.
»Ja, aber das ist noch nicht alles, Chefin«, fuhr Eiríkur fort.
Gunna hörte zu und gab Helgi schließlich
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