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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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verschwand.
    »Wir greifen hier nach einem Strohhalm, Helgi, aber es ist einen Versuch wert«, erklärte Gunna und marschierte auf das Haus zu. Ihr fiel auf, dass das geschnitzte Holzschild mit der Aufschrift Hier wohnen Hallur, Helena Rós, Margrét Anna und Kristí n Dröfn jetzt in der Mülltonne neben dem Gartentor steckte.
    Helgi dachte, dass heute anscheinend der Tag der wütenden Frauen war. Helena Rós saß mit kaum gezügelter Wut in ihrem makellosen Wohnzimmer, während die beiden kleinen Mädchen im Nachbarzimmer in das Fernsehprogramm vertieft waren.
    »Wie lange lief das schon so?«, wollte sie wissen.
    »Was meinst du?«, fragte Gunna.
    »Wie lange hatte mein Ehemann«, sie fauchte das Wort förmlich, »schon ein Verhältnis mit dieser Frau?«
    »Ach, du meinst die Affäre mit der verstorbenen Svana Geirs«, sagte Gunna. »Schon eine beträchtliche Zeit, mehrere Jahre. Leider können wir die Dame nicht mehr selbst fragen.«
    Helena Rós zupfte gereizt an dem geflochtenen Zopf, der sich über ihre Schulter schlängelte. Sie trug einen traditionellen Strickpulli, der jedoch modern geschnitten war und keine Ärmel besaß. Gunna fand das Kleidungsstück lächerlich.
    »Mehrere Jahre? Mein Gott«, murmelte Helena vor sich hin. »Jahre?«
    »Wie geht es deinem Mann?«, fragte Gunna und versuchte, sanft und freundlich zu sprechen.
    »Du meinst, wie es meinem zukünftigen Exmann geht?«, zischte Helena Rós. »Ich weißt es nicht, und es ist mir auch egal. Gestern Abend war er wach, stand aber unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln. Ich bin heute nicht im Krankenhaus gewesen, und wahrscheinlich werde ich auch nicht hinfahren. Vermutlich sind seine Eltern und seine Brüder da, um den armen Jungen zu trösten.«
    »Wir werden ihm eine ganze Reihe Fragen stellen müssen, sobald er fit genug ist. Hast du heute schon mit den Ärzten telefoniert? Weißt du, wie es ihm geht und wie die Prognose ist?«
    »Keine Ahnung. Es kann gut sein, dass er einen Hirnschaden davonträgt«, erwiderte sie wild. »Warum zum Teufel musstet ihr kommen und ihn aus dem Wagen ziehen? Warum konntet ihr ihn nicht einfach ein paar Minuten länger drin lassen?«
    »Ich befürchte …«, begann Gunna und hielt inne. Die Boshaftigkeit und die Wut der Frau bestürzten sie. »Ich muss dir nicht sagen, dass das auf Mord hinausgelaufen wäre. Ich habe Fragen zu den Aktivitäten deines Mannes, insbesondere am Elften. Weißt du, wo er an jenem Tag gewesen ist oder was er getan hat?«
    »Ich habe keine Ahnung. Er ist jeden Tag unterwegs. Ich weiß nicht, was er dann tut und wo er ist.«
    »Hattest du nicht den Verdacht, dass er eine Affäre haben könnte?«
    Helena Rós stand auf und ging mit kurzen, zackigen Schritten vor dem Fenster auf und ab.
    »Natürlich war ich misstrauisch. Er ist einfach dieser Typ Mann. Aber ich dachte, ich hätte diese Seite von ihm unter Kontrolle, zumindest seit der Geburt der Mädchen. Aber was weiß ich schon? Dieser Bastard, wie konnte er das bloß tun …?«, sagte sie wie zu sich selbst.
    »Wir müssen Einsicht in die Bankunterlagen deines Mannes nehmen, um Transaktionen und Geschäftsabschlüsse zu überprüfen.«
    »Tut euch keinen Zwang an. Du weißt ja, wo sein Arbeitszimmer ist«, knurrte Helena Rós. »Du bist ja neulich lange genug bei ihm gewesen.«
    »Wann hast du erfahren, dass dein Mann erpresst wurde?«, fragte Gunna, ohne auf ihre Stichelei einzugehen.
    »Er wurde was?«, kreischte Helena Rós und ballte ihre perfekt manikürten Hände zu Fäusten. »Was fällt dir ein?« Ihr Gesicht war scharlachrot.
    »Es ist möglich, dass die Geliebte deines Mannes ihn erpresst hat. Wahrscheinlich ging es um eine beträchtliche Summe.«
    »Guter Gott!« Helena Rós schluckte und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Ich glaube das nicht. Dieser verdammte Bastard. Ich wusste, da war etwas, ich wusste es einfach.«
    »Habt ihr gemeinsame oder getrennte Konten?«, wollte Gunna wissen.
    »Beides. Wir haben ein Familienkonto, und jeder besitzt eigene Konten für alle anderen Dinge. Gott weiß, wie viele Konten Hallur hatte. Ich glaube, er hatte selbst den Überblick verloren«, sagte sie. Gunna fiel auf, dass sie bereits in der Vergangenheitsform von ihrem Mann sprach. »Warum um alles in der Welt seid ihr nicht fünf Minuten früher oder fünf Minuten später gekommen? Dann wäre er jetzt entweder tot oder gesund genug, um für das alles zu büßen!«, jammerte Helena Rós. »Habe ich einen hirngeschädigten Mann

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