Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
fast einem Jahr.«
»Die Geldforderungen, die Jónas Valur, Bjarki Steinsson und Hallur bekommen haben – der Toner auf einigen dieser Briefe stimmt mit dem Toner des Druckers in deinem Büro überein.«
»Von diesen Druckern gibt es Hunderte«, sagte er wegwerfend.
»Das stimmt nicht.« Gunna lächelte. »Es ist ein selten verkaufter Drucker, nicht mehr als eine Handvoll davon ist in Büros gelandet. Mein Kollege hat mit dem Händler gesprochen und herausgefunden, dass dieser Drucker kurz nach dem Bankencrash herauskam. Die Leute hatten alle kein Geld mehr, daher wurde nur etwa ein halbes Dutzend verkauft.«
»Na und? Wieso sollte mich das belasten?«
»Weil einige der Briefe auf einem billigen Tintenstrahldrucker ausgedruckt wurden, wie wir ihn auch in Helena Rós’ Arbeitszimmer gefunden haben. Wer hatte diese blendende Idee?«
»Naja, eigentlich war ich es. Eines Tages habe ich etwas in der Richtung gesagt, als Witz.« Nervös knetete er seine Finger.
»Als Witz?«
»Ja. Ich habe es einfach so dahingesagt, ein paar Tage später kam sie dann wieder damit an, und ihr war es ernst.«
»Wie hat sie von Hallurs Beziehung zu Svana Geirs erfahren?«
»Ich habe es ihr erzählt«, flüsterte Gulli Ólafs kläglich. »Ich wünschte, ich hätte es für mich behalten.«
»Und woher wusstest du von Svanas Club?«
»Durch den Klatsch und Tratsch in der Redaktion. Derartige Dinge fliegen immer auf, es ist unmöglich, so etwas komplett geheim zu halten. Aber es bleibt immer bei Gerüchten. Es laufen ständig solche Sachen, die wir aber nie benutzen können.«
»Wie die Geschichte über Betrügereien bei Grundstücksgeschäften, in die prominente Persönlichkeiten verwickelt sind?«
»Ganz genau. Über diese Dinge wird geredet, aber mehr nicht. Niemand wagt es, sich derart aus dem Fenster zu lehnen, und niemand ist bereit, sich zitieren zu lassen. Also bin ich Svana unauffällig gefolgt, habe ihre Wohnung beobachtet und gesehen, wer kam und ging.« Er zuckte die Schultern. »Es war ganz einfach. Ich habe mich wegen der Verbindung zu Jónas Valur und Bjartmar Arnarson dafür interessiert. Sie haben mich schon einmal beschissen, und seitdem habe ich auf eine Gelegenheit gewartet, mich zu rächen.« Seine Stimme triefte vor Verbitterung, und er spuckte die Namen der beiden Männer förmlich aus.
»Und jetzt sind die beiden tot.«
»Damit habe ich nichts zu tun! Das musst du mir glauben!«
»Du hast von dieser Gruppe Männer erfahren, die sich Svana Geirs geteilt haben. Du wusstest, dass Hallur dazugehörte, und hast es seiner Frau erzählt, nicht wahr? Warum?«
»Ich, nun … ich kannte sie schon seit Jahren. Wir waren gute Freunde, aber … du weißt schon …«
»Du dachtest, es könnte eine gute Story für dich abfallen, du könntest dich an den Leuten rächen, die dich beschissen haben, und gleichzeitig eine Frau rumkriegen, alles auf einen Schlag?«
»Das ist …«, begann er, dann sank er zusammen und nickte.
»Und hat es funktioniert?«
Er nickte erneut. »Ich hatte vor, die Story gegenüber einem Klatschmagazin oder einer Webredaktion durchsickern zu lassen. Damit wäre die Sache ans Tageslicht gelangt, und ich hätte sie weiterverfolgen können. Das war der Plan – Hallur sollte als Mann bloßgestellt werden, der seine Frau betrügt. Damit wäre es für Helena Rós viel einfacher gewesen, die Ehe zu beenden. Sie ist selbst prominent und kann es sich nicht leisten, mit Dreck beworfen zu werden.«
»Du wolltest also einen Skandal inszenieren, in dem Hallur die Rolle des Bösewichts spielen sollte?«
»Ich bin nicht stolz darauf. Jetzt nicht mehr.«
»Ich bin nicht hier, um ein Urteil über dich zu fällen. Das ist Sache der Geschworenen.«
»Der Geschworenen?«
»Aber sicher. Diese Sache wird vor Gericht landen.«
»Mein Gott … Sieh mal, es war Helena Rós, die ihren Mann unter Druck setzen wollte, nicht ich.«
»Lass uns das Ganze zurückverfolgen. Du hast gesagt, sie wollte ihren Mann unter Druck setzen. Wann war das?«
»Ungefähr drei Wochen vor Svana Geirs Tod. Hallur war ein Nervenbündel, nachdem er die erste Geldforderung erhalten hatte. Helena Rós ist grausam. Sie wollte so viel Geld wie möglich aus ihm herauspressen. Nicht dass sie es gebraucht hätte; sie wollte einfach nur, dass er sich vor Qual krümmte. Sie wusste, dass er irgendwo Geld versteckt hatte, zu dem sie keinen Zugang hatte, aber sie wusste nicht, wie viel es war.«
»Hat sie die Briefe geschrieben?«
»Ich habe
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