Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
die Person war, mit deren Auftauchen Jónas Valur gerechnet hatte. Sowohl Gulli Ólafs als auch Helena Rós waren zu der Zeit woanders, das wurde bereits überprüft und bestätigt. Die Befragungen der Anwohner und die Bilder der Überwachungskameras haben ergeben, dass ein grauer Opel in der Nähe gesehen wurde – daher denke ich, dass unser Pizzalieferant der Angreifer war. Wir werden sehen.«
»Wenn du glaubst, dass Högni für den Angriff auf Jónas Valur und dich verantwortlich ist, sollte die Vernehmung von jemand anderem durchgeführt werden«, beschloss Ívar Laxdal.
»Aber doch sicherlich nicht von Sævaldur? Nicht nach unserer ganzen Arbeit und Mühe.«
»Sævaldur ist anderweitig beschäftigt. Helgi kann das übernehmen.«
***
Gunna saß still neben Eiríkur im Vernehmungsraum.
»Vernehmung von Helena Rós Pálsdóttir, anwesend sind die Polizeibeamten Eiríkur Thór Jónsson und Gunnhildur Gísladóttir«, sagte Eiríkur für den Mitschnitt. »Helena Rós, kannst du uns sagen, wo du an dem Tag warst, als dein Ehemann in eurem Haus angegriffen wurde?«
»Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung.«
»Wofür sollten Gelder beschafft werden?«
»Für das Nationaltheater, die Veranstaltung fand im Hotel Borg statt.«
»Gibt es Leute, die deine Anwesenheit dort bestätigen können?«
»Selbstverständlich.«
»Hast du eine Ahnung, wer für den Angriff auf deinen Mann verantwortlich sein könnte?«
Helena Rós verschränkte die Arme und erwiderte seinen Blick mit herausfordernd zurückgeworfenem Kopf. »Diese ganzen Fragen hast du mir schon einmal gestellt.«
»Wie lange läuft deine Beziehung zu Gunnlaugur Ólafsson schon?«
»Wer sagt, dass wir eine Beziehung haben?«
»Ich stelle die Fragen«, erwiderte Eiríkur. »Willst du damit sagen, dass es keine Beziehung gibt?«
»In Ordnung. Ungefähr seit einem Jahr.«
»Wie lange kennst du Gunnlaugur schon?«
»Seit unserer Collegezeit, also seit rund zwanzig Jahren.«
»Und wie hast du von dem Arrangement deines Ehemannes mit Svana Geirs erfahren?«
»Muss ich diese Fragen beantworten? Sie sind sehr persönlich.«
»Es geht um eine Mordermittlung.«
»Aber ihr verdächtigt mich doch nicht etwa, diese Frau ermordet zu haben!«
»Würdest du bitte die Frage beantworten?«
Helena Rós spielte mit den Enden ihres Schals. »Ich wusste, dass etwas vor sich ging. Hallur hat sich immer schon leicht in die Irre führen lassen, insbesondere von hübschen Frauen. Aber ich dachte eigentlich, dass er seinen Schwanz seit der Geburt der Kinder in der Hose gelassen hätte. Das hier war anders. Um deine Frage zu beantworten, es war ganz einfach. Ich habe die SMS auf seinem Handy überprüft, während er im Bad war. Er muss es bemerkt haben, denn nach einer Weile nahm er sein Handy immer ins Badezimmer mit.«
»War das vor oder nach dem Beginn deiner Beziehung mit Gunnlaugur?«
»Vorher. Gulli hat es dann bestätigt und mir von dem Arrangement erzählt.«
»Erzähl mir davon.«
»Das weißt du doch ganz genau«, entgegnete Helena Rós voller Zorn.
»Ich würde es gerne von dir hören.«
»Hallur und drei andere schmutzige alte Männer bezahlten dafür, abwechselnd Sex mit dieser Plastik-Barbiepuppe zu haben. Wolltest du das hören?«
»Das genügt vollauf, danke«, antwortete Eiríkur höflich. »Kennst du Jónas Valur Hjaltason?«
»Natürlich. Er sitzt mit meinem Mann zusammen in einigen Ausschüssen.«
»Er ist tot.«
»Ich nehme an, er hatte einen Herzinfarkt, oder?«
»Du wirkst nicht gerade überrascht«, sagte Eiríkur stirnrunzelnd.
»Er war übergewichtig und lebte ungesund.«
»Er wurde ermordet. Es ist noch nicht öffentlich. Wo warst du am Freitagabend?«
»Ich glaube, ich war zu Hause. Ja, ich bin mir sicher, ich war zu Hause.«
»Gibt es Zeugen dafür?«
Sie wurde rot. »Gulli. Er blieb über Nacht und ging früh am nächsten Morgen.«
»Wann ist er gekommen?«
»So gegen acht.«
Eiríkur warf Gunna einen kurzen Blick zu. »Wer hatte die prächtige Idee, deinem Mann Drohungen und Geldforderungen zukommen zu lassen?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
Gunna schlug den Hefter auf, der auf dem Schreibtisch lag, und legte Helena Rós zwei der Blätter vor. Helena Rós ignorierte sie.
»Es gibt noch mehr davon«, sagte Eiríkur. »Einige wurden im Papierkorb im Arbeitszimmer deines Mannes in eurem Haus gefunden. Weitere Briefe stammen aus seinem Büro im Parlament.«
»Wer hat meinen Mann erpresst?«
»Das würden
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