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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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in sich zusammen.
    »Mein Gott, ja. Der Mistkerl muss irgendwo sein, aber ich habe keine Ahnung, wo er sich versteckt hat. Normalerweise gibt es immer jemanden, der den Mund aufmacht. Sonst dauert es in der Regel höchstens zwei Tage, diese Penner aufzustöbern, aber ich weiß nicht, was Ommi diesmal richtig macht.«
    »Das überlasse ich lieber dir. Kannst du Eiríkur morgen auf die Anrufliste ansetzen?«
    Helgi kniff die Augen zusammen.
    »Das heißt, du bist morgen früh nicht hier?«
    »Stimmt, ich habe die Nachmittagsschicht«, antwortete Gunna. »Bis heute Mittag«, sagte sie und zog ihren Anorak über.

***
    »Hallo! Ist jemand zu Hause?«, rief Gunna, dann schlüpfte sie am Hintereingang von Sigrúns Haus aus den Schuhen und ließ sie in der Nähe des Kaninchenkäfigs zwischen den anderen Schuhen stehen. Sie öffnete die Küchentür und wurde vom Duft der Fischsuppe auf dem Herd begrüßt. Aus dem Käfig heraus trafen sie böse Blicke.
    Sigrún sah auf. Die Brille saß ihr auf der Nasenspitze. Sanft schloss sie den Laptop, der vor ihr auf dem Tisch stand.
    »Alles okay? Hattest du einen guten Tag?«, fragte sie.
    »Nicht übel, abgesehen von einem schmierigen Schwachkopf, der sich einen Weg in meine Hose erschleimen wollte.«
    »Findest du das so schlimm?« Sigrún grinste.
    »Es war Hallur Hallbjörnsson.«
    »Was, der gut aussehende Parlamentsabgeordnete, der ganz genau weiß, dass er gut aussieht?«
    »Ebender.«
    »Kann man jemanden wegsperren, wenn er versucht, eine Polizistin anzumachen?«
    »Schön wär’s.«
    Gunna tastete in ihrer Tasche nach der Zigarettenschachtel, die nicht mehr dort war. Gleichzeitig nahm sie sich, ohne hinzusehen, einen Kaffeebecher von dem Tassenhalter auf der Arbeitsplatte. Sie stellte die Tasse vor sich, und Sigrún schenkte ihr Kaffee ein.
    »Ist Laufey hier?«
    »Ich habe sie mit Jens zum Supermarkt geschickt.«
    »Ah, Ruhe und Frieden für fünf Minuten.«
    »Ja, nicht sehr lange.«
    Sigrún wirkte zerstreut und runzelte die Stirn.
    »Was ist los?«, fragte Gunna, die die Vorzeichen erkannte. »Benimmt Jörundur sich anständig?«
    »Naja …«, fing Sigrún an.
    Gunna nippte an ihrem brühend heißen Kaffee und wartete.
    »Ich weiß nicht, was du davon halten wirst … ich hoffe, es wird kein Problem für dich sein, wegen Laufey und so. Aber Jörundur und ich, nun ja, wir haben uns über alles unterhalten. Und man hat ihm eine Stelle angeboten.«
    »Das ist großartig«, sagte Gunna herzlich. Sigrúns Mann, ein wahrer Hüne, war eines der ersten Opfer von Islands Finanzkrise geworden, weil die Baubranche zum Stillstand gekommen war, noch bevor die Banken zugegeben hatten, dass ihre Kassen leer waren.
    »Aber es bedeutet, dass ihr umziehen müsst, richtig?«, fügte sie hinzu.
    Sigrún nickte.
    »Nach Norwegen.«
    »Nach Norwegen? Mein lieber Schwan!«
    »Er ist jetzt seit fast einem Jahr arbeitslos, und es sieht nicht so aus, als würde die Lage sich bessern. Einer der Jungs, mit dem er am Damm für das Kárahnjúkar-Kraftwerk gearbeitet hat, hat jetzt Arbeit bei einem Tunnelbauprojekt in Norwegen. Sie können Leute mit Jörundurs Erfahrung brauchen, deshalb hat sein Kumpel ihn angerufen und ihm gesagt, er soll sich bewerben. Jörundur ist gut in seinem Job, weißt du. Sie haben ihm mitgeteilt, wenn er so bald wie möglich kommt, hat er den Job.«
    Sigrún hatte plötzlich Tränen in den Augen und atmete tief durch.
    »Wir haben mehrmals darüber geredet, aber er hat sich darauf versteift«, fuhr sie fort. »Ich habe ihm immer wieder erklärt, dass wir von meinem Gehalt leben können, wenn wir sparsam sind. Wir könnten uns keinen Urlaub in der Sonne leisten, aber damit kann ich leben.«
    »Aber Jörundur nicht?«
    »Ach. Du weißt doch, wie Männer sind, und mein Jörundur ist nicht gerade ein moderner Mann. Er ist der Meinung, dass ein Mann seine Familie versorgen muss, und wenn er das nicht kann, ist er nichts wert. Ich habe ihm vorgeschlagen, noch ein Jahr aufs College zu gehen und umzuschulen, aber er fand, das wäre das Dümmste, was er je gehört hat.«
    »Wann brecht ihr denn auf?«, fragte Gunna sanft.
    »Wahrscheinlich nächsten Monat.«
    »Es wird euch gut gehen«, zwang sie sich zu sagen. »Ihr werdet viel Neues erleben.«
    »Wir haben darüber nachgedacht, ob er pendeln könnte. Vielleicht eine Woche zu Hause und zwei Wochen in Norwegen, so was in der Richtung«, redete Sigrún weiter, als hätte Gunna nichts gesagt. »Aber das würde nie funktionieren. Du

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