Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
ich nicht«, gab Gunna zu. »Ich fürchte, ich kann mir diese Masse Geld überhaupt nicht vorstellen. Egal, hast du was Neues für mich?«
»Über Svana Geirs?«
»Ja. Jeder neue Aspekt wäre hilfreich.«
Skúli trank einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht.
»Der ist ganz schön stark.«
»Du liebe Zeit! Was erwartest du in einem Hafenarbeiter-Café? Und dann wundern sich die Leute, warum aus den Nachfahren der Wikinger ein Haufen Weicheier geworden ist«, stellte Gunna fest. »Also, was hast du über Svana herausgefunden?«
»Sie hat als Prostituierte gearbeitet«, sagte Skúli leise, wischte sich den Mund ab und sah sich um.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
»Doch. Meine Erkundigungen haben ergeben, dass Svana Geirs als Edelnutte unterwegs war. Natürlich ist absolut niemand bereit, sich zitieren zu lassen oder sich einer Befragung zu stellen, wie du dir sicher vorstellen kannst.«
»Verdammt noch mal! Das erklärt natürlich einiges«, sagte Gunna. Skúli stellte seine Kaffeetasse ab, kramte ein Notizbuch aus seiner Jackentasche hervor und blätterte darin.
»Da ist es ja«, murmelte er und las laut vor: » Sie war eine erfahrene und bereitwillige Anbieterin von hochspezialisierten Dienstleistungen, die viel Freude an ihrer Arbeit hatte. So hat es ein Typ formuliert. Sein breites Grinsen ließ darauf schließen, dass er aus persönlicher Erfahrung sprach.«
»Und wer ist dieser Typ?«
»Das darf ich nicht sagen. Er hat aber gesagt, es wäre schon eine ganze Weile her, mehrere Jahre sogar.«
»Na gut. Es wäre wichtig zu wissen, ob sie allein gearbeitet hat oder jemanden hatte, hinter dem sie sich verstecken konnte. Das ist heutzutage ein richtiges Problem.«
»Seit Prostitution in Island illegal ist, spielt sich alles zunehmend im Verborgenen ab«, meinte Skúli.
»Hast du nicht letztes Jahr einige Osteuropäerinnen zu diesem Thema interviewt?«
»Ja. Das hätte eine fantastische Titelstory werden können, aber es war in derselben Woche, in der die Banken Konkurs gingen. Meine Story ist ganz nach hinten gewandert, weil es wichtigere Nachrichten gab.«
»Richtig. Erzähl mir bitte alles, was du in Erfahrung bringen konntest. Möchtest du noch einen Kaffee?«
»Ja bitte.«
»Dann bring mir doch auch noch einen mit, ja? Ich muss mal eben zur Toilette.«
Als Gunna zurückkam, saß Skúli vor zwei vollen Kaffeetassen und las seine Notizen durch.
»Gut, wo waren wir stehen geblieben?«
»Bei Svana Geirs«, antwortete Skúli und trank einen Schluck Kaffee. »Soweit ich weiß, hat sie allein gearbeitet. Es wird gemunkelt, dass es einen kleinen Club gab, der sich ihre Dienste geteilt hat. Ich weiß nicht, wie viele es waren, aber sie war nicht freiberuflich tätig, wenn man es so nennen will. Ich nehme an, sie hatte es nicht nötig, weil ihre Freunde sie gut genug bezahlten.«
»Verdammt, dann war das also ein organisiertes Geschäft.«
»Absolut. Sehr klein und sehr diskret, der exklusivste Club in der Stadt.«
»Wahrscheinlich waren die Mitglieder auch sehr exklusiv, richtig?«
»Allerdings. Diese Männer wollen auf keinen Fall, dass die Sache publik wird.«
Gunna konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie steckte sich einen Zuckerwürfel zwischen die Zähne und trank einen Schluck Kaffee.
»Starr mich nicht so an, Skúli«, sagte sie tadelnd.
»Tut mir leid. Ich dachte, das mit dem Zucker machen nur alte Männer.«
***
»Bist du dir ganz sicher?«, fragte der stellvertretende Polizeichef.
Gunna betrachtete Ívar Laxdals zusammengezogene Augenbrauen und fragte sich, wie dieser stämmige Mann es schaffte, trotz der lächerlichen Baskenmütze auf seinem Kopf Autorität auszustrahlen.
»Ziemlich sicher. Sicher genug jedenfalls, um einige dieser Leute ordentlich in die Mangel zu nehmen.«
»Um wen handelt es sich?«
Gunna zählte sie an den Fingern ab. »Die Stammkunden waren zwei Geschäftsleute, ein Steuerberater und ein Parlamentsmitglied.«
»Von welcher Partei?«, wollte Ívar Laxdal wissen.
»Von den Sozialdemokraten.«
Er schnaubte geringschätzig. »Das ist typisch für diese liberalen Wischiwaschi-Typen. Aber sie gehören momentan zur Regierungskoalition, und sie können uns da treffen, wo es wehtut. Sie werden zusammenhalten, um ihre Partei zu schützen«, knurrte er. »Diese Politiker retten erst einmal ihre eigene Haut, bevor sie sich um andere kümmern.«
»Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich vergesse, was du gerade gesagt hast«, sagte Gunna ruhig, um
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